piwik no script img

Papier der CDU nach Übergriffen in KölnSchneller abschieben bei Straftaten

Asylbewerber mit Bewährungsstrafen sollen künftig abgeschoben werden können – so will es die CDU. Und auch die Schleierfahndung schwebt der Partei vor.

Bessere Laune nach dem Beschluss? Angela Merkel (3.v.l.), Generalsekretär Peter Tauber, Volker Bouffier, Guido Wolf, und Julia Klöckner (v.l.). Foto: dpa

Mainz dpa | Die CDU-Spitze dringt nach den massiven Angriffen auf Frauen an Silvester in Köln auf schärfere Gesetze. Der Parteivorstand beschloss bei seiner Klausur in Mainz am Samstagmorgen eine „Mainzer Erklärung“. Darin geht es unter anderem um ein härteres Vorgehen gegen kriminelle Ausländer und die Einführung der „Schleierfahndung“, also verdachtsunabhängige Personenkontrollen.

An einigen Stellen wurde das Papier gegenüber dem Entwurf verschärft. Asylberechtigte, Flüchtlinge und Asylbewerber sollten bereits dann von einer Aufenthaltsberechtigung ausgeschlossen werden, wenn sie „rechtskräftig wegen einer Straftat zu einer Freiheitsstrafe auch unter Bewährung verurteilt wurden, um so insbesondere auch Serienstraftäter erfassen zu können“. Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) hatte sich dafür eingesetzt, dass anders als bisher auch Bewährungsstrafen berücksichtigt werden.

Nach Angaben von Teilnehmern hatten Vorstandsmitglieder vor Merkel am Freitagabend bei der Vorstandsklausur in Mainz ein dramatisches Bild der Lage gezeichnet. „Die Stimmung an der Basis ist unterirdisch“, sagte demnach der Chef des Unions-Mittelstands (MIT), Carsten Linnemann. Wenn der Zustrom an Flüchtlingen so bleibe wie bisher, werde Integration in Deutschland nicht gelingen.

Gut zwei Monate vor wichtigen Landtagswahlen nannte Merkel die Ereignisse von Köln nach Teilnehmerangaben einen Paukenschlag. Der Spitzenkandidat der baden-württembergischen CDU bei der Landtagswahl im März, Guido Wolf, sprach von einer Zeitenwende. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier sagte demnach, Köln habe alles verändert, die Menschen zweifelten nun.

Markenkern innere Sicherheit

In der CDU gibt es die Sorge, dass viele Bürger das Vertrauen in den Rechtsstaat verlieren. Für die Partei ist die innere Sicherheit ein Markenkern. Deutliche Unterstützung gab es nach Teilnehmerangaben für die Forderung Merkels, die Probleme mit der Integration klar zu benennen.

Merkel sagte demnach, die Zahl der nach Deutschland kommenden Flüchtlinge sei trotz des Rückgangs in den vergangenen Wochen noch immer zu hoch. „Es ist deutlich weniger, als wir hatten. Aber es ist immer noch deutlich zu viel“, habe sie erklärt. Vor dem Hintergrund der Kölner Übergriffe sagte sie demnach, es sei „von größter Wichtigkeit, wie wir mit dem Thema umgehen“.

In Köln hatten sich in der Silvesternacht nach Polizeiangaben kleinere Gruppen aus einer Menge von rund 1.000 Männern gelöst, die vor allem Frauen umzingelt, sexuell belästigt und bestohlen haben sollen. Unter den Verdächtigen sind laut Innenministerium auch Asylbewerber.

Die Parteispitze fordert vor dem Hintergrund der Sorgen in der Bevölkerung eine Begrenzung der Zahl neuer Flüchtlinge. In der Erklärung wurde demnach der Satz ergänzt: „Denn ein Andauern des aktuellen Zuzugs würde Staat und Gesellschaft, auch in einem Land wie Deutschland, auch auf Dauer überfordern.“ Eine ähnliche Formulierung gab es schon im Beschluss des Karlsruher Parteitags.

Städtetags-Präsidentin Eva Lohse (CDU) dringt auf mehr Unterstützung durch Bund und Länder wegen der großen Zahl der Flüchtlinge. Sie müssten „die Kommunen ausreichend finanzieren“, damit diese ihre Aufgaben wahrnehmen könnten, sagte die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin. Lohse ist am Samstag Gast beim CDU-Vorstand. Dort will sie auch deutlich machen, dass die Zuwanderung aus Sicht der Städte stärker gesteuert werden und große Integrationsbemühungen unternommen werden müssten. Außerdem ist unter anderem der Chef des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, Frank-Jürgen Weise, zur Diskussion eingeladen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

10 Kommentare

 / 
  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Nix als Reflex, wie jedesmal, wenn Populisten ins Licht drängen wollen.

     

    Der allergrößte: Guido Wolf, auf dem Pressefoto Klöckners Maskottchen?

  • "Köln habe alles verändert, die Menschen zweifelten nun."

     

    Ja, die Menschen zweifeln nun vor allem am Sinn einer Polizei, die ihre Arbeit (Prävention, Schutz der Bürger, Kriminalitätsbekämpfung, Ermittlung von Straftätern) vor Ort entweder gar nicht oder nicht zweckmäßig macht.

     

    "Wenn der Zustrom an Flüchtlingen so bleibe wie bisher, werde Integration in Deutschland nicht gelingen."

     

    Wenn man Gesetze extra nur für Flüchtlinge einführt, sollte man doch erst gar nicht von Integration labern.

     

    "..... die Einführung der Schleierfahndung, also verdachtsunabhängige Personenkontrollen."

     

    Mit der sogenannten "verdachtsunabhängigen Personenkontrolle" haben wir in Hamburg schon so unsere Erfahrungen sammeln können. Es handelt sich dabei um einen Freibrief für rassistischen Polizeimissbrauch. In der Praxis läuft die "verdachtsunabhängige Personenkontrolle" auf einen Generalverdacht gegen Personen aus bestimmten Herkunftsländern hinaus. Die werden dann demonstrativ an jeder Straßenecke kontrolliert, bis auch der letzte Passant den Eindruck gewinnt, es könne sich hier wohl nur um einen Kriminellen handeln.

    • @Rainer B.:

      Herr Rainer B., soll überall dort, wo Männer sich im öffentlichen Raum treffen, nun automatisch die Polizei präsent sein ? Ich jedenfalls möchte dies nicht.

      • @Ott-Heinrich Walz:

        Nein, darum geht es gar nicht. Die Situation am Kölner Hbf. war doch schon vor Silvester aus dem Ruder gelaufen und darauf hätte die Polizei angemessen reagieren können und müssen. Dafür ist sie schließlich da.

    • @Rainer B.:

      Oder die Menschen merken das die Polizei kein kleines sondern ein sehr großes rechtes Problem innerhalb ihrer Organisationsstrukturen hat.

  • Wo will CDU die kriminelle Flüchtlinge abschieben , zum ISIS oder zum Assad?

  • Gesetze verschärfen? Wie unoriginell! Jedesmal das gleiche. Sind die Straftaten von Köln oder anderswo denn nicht schon Straftaten? Wie hoch möchte man denn eine Strafe setzen, um durch Abschreckung zu verhindern, dass so etwas gar nicht mehr passiert? Todesstrafe? Anscheinend, denn für einige Asylbewerber könnte Abschiebung in die Nähe der Todesstrafe kommen.

     

    Gelten nicht mehr für alle die gleichen Gesetze in Deutschland? Werden Asylbewerber jetzt mit der Todesstrafe bedroht für sexuelle Belästigung und Raub während besoffene Deutsche (demnächst nämlich wieder anlässlich des Karnevals in Köln) das gleiche tun "dürfen" und dafür mit einer sehr mäßigen Strafe rechnen müssen (nämlich keiner weil man das im Karneval "ja so macht"). Wenn sie das gleiche dann zwei Wochen später machen, werden sie wieder die normalen Strafen dafür bekommen, die im Übrigen ausreichend sind.

     

    Gleiches Recht für alle! Und Gesetze müssen nicht verschärft, sondern lediglich angewendet werden.

    • @Jalella:

      Wenn Leute, die hier Schutz suchen, sich so verhalten, dass man andere vor ihnen schützen muss, dann sollte man sie zurück schicken, ja. Kriegsgebiete oder nicht. Wenn sie das nicht wollen, können sie sich ja einfach anständig benehmen, andere können das ja auch.

       

      Man muss nicht rechts sein um das so zu sehen.

  • naja jetzst ist erst mal der Kölner Oberpolizist in den Ruhestand mit guter Pensionn und Altersversorgung so löst man Krisen!

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Georg Schmidt:

      Hätten Sie den lieber im Amt belassen?