Pannenserie in Fukushima: Tepco kann Wasser nicht halten
Nach einer Kette von Zwischenfällen steigt der Druck auf den Betreiber des AKW Fukushima. Die Internationale Atombehörde will ein Expertenteam nach Japan entsenden.
TOKIO rtr/dpa | Angesichts der Pannenserie im japanischen Katastrophen-AKW Fukushima erhöhen die Atombehörden den Druck auf den Betreiber Tepco. Die IAEA kündigte am Freitag die Entsendung eines internationalen Expertenteams an, das sich noch in diesem Monat vor Ort ein Bild von der Beseitigung der Schäden rund um die havarierte Atomanlage machen sollte.
Derweil wurde ein neuer Zwischenfall in Fukushima bekannt: Ein Filtersystem für kontaminiertes Wasser fiel aus, nachdem ein Alarmsignal ertönt war. Erst am Donnerstag hatte Tepco mitgeteilt, dass aus einem weiteren Tank mehrere hundert Liter kontaminiertes Wasser ausgelaufen und vermutlich in den Pazifik gelangt seien.
Es war bereits das zweite Mal binnen weniger als zwei Monaten, dass belastetes Wasser aus den Reaktoren ins Meer floss. Das Wasser wird zur Kühlung der geschmolzenen Brennstäbe verwendet und dann in den Tanks aufgefangen. Zudem hatte es weitere Zwischenfälle gegeben: So war etwa radioaktives Wasser im Erdreich versickert.
Die japanische Atomaufsicht forderte Tepco auf, gegebenenfalls mehr Arbeiter für das Stopfen von Lecks an den Tanks mit radioaktivem Wasser einzusetzen. Außerdem müsse binnen einer Woche ein Bericht über Schritte zur Bewältigung der Krise vorgelegt werden. Der Betreiberkonzern steht wegen seines Krisenmanagements heftig in der Kritik. Der Firma wird vorgeworfen, das Ausmaß der Katastrophe zu vertuschen und die Öffentlichkeit nur häppchenweise zu informieren.
Die Internationale Atomenergie-Behörde (IAEA) erklärte in Wien, die Experten würden sich zwischen dem 14 und 21 Oktober in Japan aufhalten. Das Team werde auf Anfrage der japanischen Regierung entsandt.
Ministerpräsident Shinzo Abe will das Problem mit dem auslaufenden Wasser zu einem Top-Thema auf einer außerordentlichen Parlamentssitzung im Herbst machen. „Wir müssen das mit aller Kraft angehen“, sagte Abe. In dem Atomkraftwerk 220 Kilometer nördlich von Tokio kam es im Frühjahr 2011 nach einem Erdbeben und einem Tsunami zur Atomkatastrophe.
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