Pannen bei Corona-Tests in Bayern: Keine Zeit für „ewige Rückschau“
Die CSU stellt sich ein weiteres Mal hinter Gesundheitsministerin Huml. Sie hatte früher als angegeben von den Pannen gewusst.
Aber: Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat sich ein weiteres Mal hinter Huml gestellt. Er selbst kam zwar nicht, wie von der Opposition beantragt, zu der Sitzung. Doch CSU-Generalsekretär Markus Blume konterte als Ausschussmitglied die Attacken: „Es gab keine Verfehlungen in diesem Ausmaß.“ Man habe in der Pandemie „nicht die Zeit, ewig Rückschau zu halten“. Huml selbst sprach von „erheblichen Wartezeiten und Pannen“ und bat „alle Betroffenen“ um Entschuldigung.
In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass seit Ende Juli 46.000 Urlaubsrückkehrer, die sich freiwillig an Autobahnen oder Bahnhöfen testen ließen, keine Antwort erhielten – darunter auch 1.000 mit dem Virus Infizierte. Jetzt musste Huml zugeben, dass sie über die erheblichen Schwierigkeiten bei der Identifizierung der Getesteten schon zwei Tage früher im Bild gewesen war, bevor sie an die Öffentlichkeit ging.
Huml habe damit „in Kauf genommen, dass sich noch mehr Menschen infizieren“, kritisiert der FDP-Abgeordnete Dominik Spitzer. SPD und Grüne fragten in der Sitzung immer wieder, warum die Massentests nicht früher und besser vorbereitet wurden. „Schließlich“, so sagt die SPD-Frau Ruth Waldmann, „war ja bekannt, wann in Bayern Sommerferien sind.“ Die Ministerin meint dazu, dass man sich erst auf die im Bundesvergleich späten Sommerferien im Freistaat konzentriert und dann dazu entschlossen habe, allen Rückkehrern – auch schon jenen aus anderen Bundesländern – die kostenlosen Tests anzubieten.
Thema für „abgeschlossen“ erklärt
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Horst Arnold pocht darauf, dass Huml schon am Montag, 10. August, von zu diesem Zeitpunkt 338 Infizierten ohne Zuordnung gewusst habe. Aber erst zwei Tage später gab sie die Information weiter. „Da war Gefahr im Vollzug, man hätte unverzüglich handeln müssen.“ Die Ministerin meint, die zuständige Labor-Firma Eurofins habe zwar einen „Rückstau“ vermeldet, aber auch gesagt, dass sie „an einer Software-Lösung bis Dienstagabend arbeitet“. Am Mittwochmorgen sei klar gewesen, dass dies nicht funktionierte, so habe sie dann erst Alarm geschlagen.
Die Strategie von Ministerpräsident Markus Söder und der CSU ist klar: Die Fehler sollen abgehakt werden, der Blick soll sich auf die weitere Coronabekämpfung richten. Melanie Huml lobt die deutschlandweit „umfassendste Teststrategie der bayerischen Staatsregierung“. An den Grenzen in anderen Bundesländern würde anders als im Freistaat niemand getestet. Staatskanzleichef Florian Herrmann erklärt im Ausschuss das Thema für „abgeschlossen“. Die rasche Informierung der Getesteten würde nun funktionieren, sagt Huml. Der neueste Stand: Bis Dienstag um Mitternacht habe es 175.411 Tests gegeben, davon seien 2.339 coronapositiv gewesen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen