PR-Video mit Barack Obama: Ein Präsident wie du und ich
In einem Video gibt sich Barack Obama locker, kumpfelhaft, sogar albern. Wie hat die Plattform Buzzfeed ihn zu diesen Aufnahmen bewegt?
Barack Obama hat Freunde. Gute Freunde, die ihm auch mal was borgen, etwa eine Sonnenbrille. Mit der kann er dann vor dem Spiegel im Weißen Haus posieren. Barack Obama ist nicht nur Präsident der Vereinigten Staaten, sondern auch ein Mensch. Kein überheblicher, machthungriger Politiker sondern ein einfacher Amerikaner.
Deshalb macht Obama auch Sachen, die jeder einfache Amerikaner macht. Dinge, über die aber niemand je spricht. Die zeigt das BuzzFeed-Video „Things everyone does but doesn't talk about“, das bislang über 15 Millionen Mal geklickt wurde. Es vergleicht, wie sich Obama und der BuzzFeed-Chefredakteur auf ihr gemeinsames Interview vorbereiten. Wie nämlich? Einander sehr ähnlich.
Beide spielen die mögliche Szenerie zunächst vor dem Spiegel durch, prüfen ihr Charisma, checken diverse Gesichtsausdrücke, beobachten sich beim Aussprechen bestimmter, vermeintlich schwieriger, Begriffe. Beim BuzzFeed-Mann Smith ist es das Wort „Wednesday“, Mittwoch, bei Obama „February“, Februar.
Na klar, jeder hat so seine Schwierigkeiten mit dem ein oder anderen Begriff. Sogar der Präsident der USA. Wie menschlich. Da kann Obama nur hoffen, dass im Februar nicht so viele wichtige Entscheidungen getroffen werden und er nicht dauernd in Verlegenheit kommt, „Fäbjuweri“ zu sagen.
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Beide, das ist wohl so Usus, erschießen mit der zur Pistole geformten Hand ihr Spiegelbild, Obama trägt derweil eine Sonnenbrille – die von Vizepräsident Joe Biden. Selfies werden natürlich auch geschossen: Obama benutzt dafür einen Selfie-Stick, bei Ben Smith muss eine Armlänge ausreichen.
Und dann wird auch noch gemalt. Der US-Präsident hat den Bleistift gezückt und bringt Gattin Michelle zu Papier, Ben Smith verziert sein eigenes Gesicht per Handy mit Schnurrbart. „Pretty good“ finden sie es beide. Ein bisschen Arroganz muss dann wohl doch sein.
Auf dem Weg zum Interview passiert dem Chefredakteur das Unglück. Er stolpert, warum ist nicht ersichtlich, und der Kaffee fällt hin. „Thanks, Obama“, sagt er – in Amerika schiebt man die eigenen Unzulänglichkeiten eben auf den Präsidenten. Obama scheint derweil nicht in der Lage, den XXL-Cookie seiner Wahl einfach in der Mitte durchzubrechen, damit er ins Milchglas passt. Resigniert und mit einem müden „Thanks, Obama“ legt er ihn zurück auf den Teller.
Darf ich leben?
Schließlich begegnen sich beide in Obamas Büro, während dieser gerade Luft-Basketball spielt. Smith hatte das zuvor schon auf offener Straße erledigt. Ein irritierter Blick vom BuzzFeed-Mann, ein zurückhaltendes „Mr. President?“. Und ein Obama, der antwortet: „Can I live?“ Übersetzung: Darf ich bitte, bitte auch als Präsident noch ein Leben führen?
Und schon ist das perfekt inszenierte PR-Spektakel komplett. Wer dann immer noch nicht begriffen hat, dass Obama genauso ist wie jedermann, dem hilft vielleicht die Musik im Hintergrund, die an ein Erklärvideo Marke Löwenzahn oder Logo erinnert.
Die politische Botschaft fehlt im Übrigen auch nicht. BuzzFeed thematisiert die Werbekampagne selbst: „Wie haben wir Obama dazu gebracht, einen Selfie-Stick zu benutzen? Er will, dass ihr auf www.healthcare.gov geht“, heißt es auf der Facebookseite. Die staatliche Krankenversicherung ist das Hauptanliegen des Präsidenten, damit alle medizinisch versorgt werden. Obama, Smith, eben jeder einfache Amerikaner.
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