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Outsourcing in privatisierter KlinikZusagen nicht eingehalten?

Der Sozialausschuss des schleswig-holsteinischen Landtages stellte viele Fragen. Er bekam wenige Antworten von der Schön-Klinik.

Es muss schnell gehen: Ein Patient wird in den OP-Saal der Rendsburger Klinik gerollt Foto: Frank Molter/dpa

Rendsburg taz | Rund 250 Beschäftigte aus Putzdienst, Küche, IT und Buchhaltung will die Schön-Gruppe in den Krankenhäusern Rendsburg und Eckernförde entlassen. Die Arbeit sollen externe Anbieter oder Mitarbeitende einer Schön-Holding leisten. Dabei hatte der private und bundesweit agierende Träger beim Kauf der kreiseigenen Imland-Klinik versprochen, kaum Stellen abzubauen und den bisherigen Tarifvertrag zu übernehmen.

„Eben diese Zusage war damals für viele Abgeordnete des Kreistages entscheidend“, sagte Kai Dolgner, SPD-Mitglied im Sozialausschuss des Kieler Landtags. Seine Frage an Daniel Kayser, Geschäftsführer der beiden Häuser: „Was hat sich geändert, dass Sie nun anders handeln?“ Es war eine der vielen Fragen, auf die Kayser bei der Ausschusssitzung keine oder nur ausweichende Antworten gab.

Er selbst sei beim Verkauf nicht dabei gewesen, sagte der Klinik-Vertreter, der die Geschäftsführung im August 2024 übernahm. Die Entlassungen seien „unabdingbar“, die neuen Strukturen „markt- und branchenüblich“. Andere Themen erklärte er trotz der Kritik mehrerer Ausschussmitglieder zu Betriebs-Interna, die er öffentlich nicht beantworten wollte.

Und es gab Widersprüche. So sagte Kayser, den Beschäftigten würden „neue Perspektiven“ und ein „Ausgleich“ geboten: „Wichtig ist, niemanden allein zu lassen.“ Auf Nachfragen präzisierte er: Der „Ausgleich“ sei eine Veranstaltung des Arbeitsamtes und ein Kontakt zur Job-Börse des Kreises. Die Stellen würden keineswegs umgewandelt, sondern „der gesamte Markt kann sich bewerben“.

Arschtritt und weniger Geld

Doch ob sich nach der Massenentlassung jemand bewerben will? „Woher nehmen Sie die Gewissheit, dass Sie den Betrieb aufrechterhalten können, wenn Leute gehen?“, fragte Birte Pauls (SPD). Auch darauf hatte Daniel Kayser keine rechte Antwort.

Zu den Zuhörern der Ausschusssitzung zählte Niko Wickleder, der als Ver.di-Gewerkschaftssekretär viele Betroffene berät. Er widersprach Kaysers Darstellung: Er höre oft, dass den Beschäftigten angeboten werde, einen neuen und schlechteren Vertrag zu unterschreiben. Die Gefahr einer Kündigungswelle sehe er durchaus: „Wir hören von den Leuten: Ich kriege einen Arschtritt und soll für weniger Geld weiterarbeiten – nein danke.“

Nach der Sitzung lautete das Fazit von Jasper Balke (Grüne): „Die Diskrepanzen müssen geklärt werden.“ Dazu bekam Kayser Hausaufgaben in Form schriftlicher Fragen mit.

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1 Kommentar

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  • ... da scheint es, als ob die Politik bei dem Verkauf und den Verträgen zur Arbeitssicherung nicht genau hingeschaut hat und die vertraglichen Hintertürchen übersehen hat.



    Krankenhäuser gehören zur Aufgabe der Politik und nicht in die Hand von Investoren — wann begreift man das endlich?



    Findet euch damit ab, dass Krankenhäuser Geld — Steuergeld — kosten.



    Gruß Fritz