Ort in Sachsen vor Baggern gerettet: Pödelwitz bleibt

Grüner Einfluss und der frühere Kohleausstieg retten den Ortsteil nahe Leipzig vor den Braunkohlebaggern. Können auch andere Dörfer überleben?

Aktivisten im Rahmen des 2. Klimacamps im Leipziger Land

Aktionstag „Tanz und schwitz für Pödelwitz“ im August 2019 Foto: Peter Endig/dpa

Dresden taz | Seit dem Kohlekompromiss und seit dem sächsischen Koalitionsvertrag vor einem reichlichen Jahr war die Rettung von Pödelwitz vor den Braunkohlebaggern absehbar. Nun ist es amtlich: „Pödelwitz bleibt!“ überschreibt das Sächsische Wirtschaftsministerium seine Pressemitteilung – bei Klima- oder UmweltschützerInnen hätte das nicht anders geklungen. Die hatten im August 2018 hier im Südraum Leipzig noch ein einwöchiges Klimacamp abgehalten. Die Grünen, seit Herbst 2019 neben CDU und SPD dritter Koalitionspartner in Sachsen, setzten im Koalitionsvertrag die Absicht durch, „die Inanspruchnahme der Ortslage zu vermeiden“.

In Gesprächen sollte ein rechtssicherer Weg für den Erhalt des Ortsteils der sächsischen Stadt Groitzsch im Landkreis Leipzig gesucht und zugleich der Betrieb des Kraftwerkes Lippendorf vorläufig gesichert werden. Wirtschaftsministerium, die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH Mibrag und das Sächsische Oberbergamt hatten sich an einen Tisch gesetzt.

Die Mibrag habe ihre Unternehmensplanung angepasst und sei zu dem Ergebnis gekommen, „dass eine Gewinnung der unter der Ortslage Pödelwitz und des Abbaugebietes Groitzscher Dreieck lagernden Kohle nicht mehr erforderlich ist“, teilt das Ministerium nun mit. Sechs Jahre früher als 2038 soll die Kohleförderung dort eingestellt werden. „Die Staatsregierung hält Wort!“, vergaß Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) nicht, sich auch selbst zu feiern.

Die Grüne Jugend Sachsen und der energie- und klimapolitische Sprecher der grünen Landtagsfraktion Daniel Gerber richteten den Blick bereits über das kleine Pödelwitz hinaus. Auch weitere bedrohte Dörfer sollten bleiben. Konkret gemeint ist Mühlrose in der Lausitz, das der Erweiterung des Tagebaus Nochten weichen soll.

Nur noch wenige Einwohner

Gerbers SPD-Kollege Volkmar Winkler blickt in die Zukunft und will vermeiden, dass in Pödelwitz „dauerhaft ein Geisterort entsteht“. Denn im vorigen Sommer lebten nur noch 35 der ehemals 140 Einwohner in Pödelwitz. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums hat die Mibrag inzwischen sogar 90 Prozent der Bewohner umgesiedelt und entschädigt.

„Wir wollen, dass aus Pödelwitz wieder ein Dorf wird, wie man es von früher kennt“, sagt hingegen Jens Hausner dem MDR. Der Sprecher der Bürgerinitiative „Pro Pödelwitz“ dankt den Grünen: Ohne deren „Regierungsbeteiligung wäre das Ergebnis nicht möglich gewesen“, dankt er.

Doch die nun mögliche Wiederbelebung des Ortes löst nicht nur Freude, sondern auch Sorge aus. Der Südraum Leipzig wandelt sich von der Tagebau-Mondlandschaft zu einem renaturierten seenreichen Erholungsgebiet. Zugleich fliehen Leipziger vor den steigenden Mieten und Immobilienpreisen zunehmend ins Umland. Auch Pödelwitz könnte so attraktiv werden. Erste Stimmen warnen deshalb vor Spekulationen und Verkäufen an Großinvestoren, denn der Mibrag gehören bereits alle Häuser in Pödelwitz.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.