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Organspende in GroßbritannienTod nach Transplantation von Raucherlunge

Eine junge Britin starb ein halbes Jahr nach der Transplantation einer Raucherlunge. Die Kriterien für Spenderlungen wurden in einigen britischen Transplantationszentren erweitert.

In Großbritannien werden Spenderlungen von Rauchern verpflanzt. Bild: ap

LONDON dpa | Der Tod einer Transplantationspatientin nach der Verpflanzung einer Raucherlunge hat in Großbritannien eine Diskussion ausgelöst. Die 28-Jährige litt an Mukoviszidose und hatte vergangenes Jahr in Manchester beide Lungenflügel eines Patienten eingesetzt bekommen, der 30 Jahre lang geraucht hatte. Rund sechs Monate später starb sie an einer Lungenentzündung.

Nach Angaben des Transplantationsbeauftragten der britischen Regierung, Chris Rudge, war das Rauchen des Organspenders in diesem Fall nicht das Problem. "Lungen von Rauchern können vollkommen brauchbar für Transplantationen sein", sagte Rudge dem Sender BBC. Spenderorgane seien keine neuen, perfekten Organe. Wichtig sei, dass das Organ richtig arbeite. Der University Hospital of South Manchester NHS Foundation Trust erklärte, die Ärzte seien den nationalen Richtlinien gefolgt. "Weil Spenderlungen extrem selten sind, und 30 Prozent der Empfänger sterben, bevor sie eine Transplantation bekommen, haben wir und andere Transplantationszentren unsere Kriterien erweitert."

Wegen des Abstands von einem halben Jahr zwischen Transplantation und Tod der Frau sei ein Zusammenhang mit der Organspende in dem britischen Fall unwahrscheinlich. Am gefährlichsten für Transplantationspatienten sei nach wie vor der Mangel an Spenderorganen. "Das größte Risiko ist heute immer noch, auf der Warteliste zu sterben."

In Deutschland würden – wie auch in Großbritannien – Spenderorgane vor der Transplantation gründlich geprüft, erläuterte der Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), Günter Kirste. Dazu gehöre auf jeden Fall ein Röntgenbild, bei Lungen auch eine Bronchioskopie (Katheter-Untersuchung durch die Luftröhre), um das Organ auf Schleim, Eiter oder Bakterien zu untersuchen, sowie Labor- und Funktionstests. Für die Bewertung eines Organs spiele eine wichtige Rolle, wie viel ein Spender geraucht habe.

Die Familie der Frau hatte eine Beschwerde eingelegt. Hätte sie gewusst, dass die Lunge von einem Raucher stamme, hätten sie sich vermutlich nicht für eine Transplantation entschieden, sagte der Vater Allan Scott der BBC. Die Patientin hatte sich die Lunge angeblich einsetzen lassen, nachdem sich ihr Gesundheitszustand massiv verschlechtert hatte. Mukoviszidose ist eine unheilbare Stoffwechselkrankheit, die zu einer verschleimten Lunge führt. Bei fortgeschrittenem Verlauf ist eine Transplantation häufig der letzte Ausweg.

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2 Kommentare

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  • E
    Evolutionist

    Es darf bezweifelt werden, dass die Eltern das Organ abgelehnt hätten, in dem Wissen dass die nächste Lunge evtl. ewig auf sich hätte warten lassen.

     

    Ist natürlich einfach im Nachhinein zu sagen, man hätte sich dagegen entschieden!

     

    Die Eltern möchte ich sehen die lieber sagen, lasst unsere Tochter lieber sterben, bevor man auf die Idee kommt ihr eine Raucherlunge zu geben.

     

    Ist natürlich traurig für die Familie, aber man kann es auch auf die Spitze treiben, wie in diesem Falle!

     

    Diese gestörte Menscheit sollte mal wieder raus in die Natur und zugucken wie die Natur so etwas regelt!

    Da kommt nämlich der nächsthöhere der Nahrungskette und verputzt den Kranken einfach!

    Auch sehr traurig und vor allem ziemlich gemein, oder?

    Aber so ist das Leben!

    Wer nichts mehr taugt, muß gehen!

  • AH
    Andi H.

    "Wegen des Abstands von einem halben Jahr zwischen Transplantation und Tod der Frau sei ein Zusammenhang mit der Organspende in dem britischen Fall unwahrscheinlich."

     

    "Die Familie der Frau hatte eine Beschwerde eingelegt. Hätte sie gewusst, dass die Lunge von einem Raucher stamme, hätten sie sich vermutlich nicht für eine Transplantation entschieden, sagte der Vater Allan Scott der BBC."

     

    Liebe taz-Redaktion, was sollen mir der Artikel und insbesondere die beiden Zitate sagen?

    Auf der einen Seite steht eine Mediziner/Wissenschaftler, der eine fachliche Analyse der Situation abgibt, und auf der anderen Seite ein trauernder Vater, der trotzdem der Raucherlunge die Schuld gibt.

     

    Was soll ich aus dem Artikel mitnehmen? Wissenschaftlich, rational denken, auch wenn man vor dem emotionalen Super-GAU steht?