piwik no script img

Opferangehörige über die NSU-Morde„Es waren eben nur Türken“

Vor einem Jahr flog die Terrorzelle NSU auf. Fadime Simsek, Nichte des ersten Opfers, über das Leben nach dem Mord und ihr verlorenes Vertrauen in die Behörden.

Die zehn Opfer der Neonazi-Terrorzelle: Enver Simsek ist oben links zu sehen Bild: dpa
Interview von C. Akyol und W. Schmidt

taz: Frau Simsek, was ist Ihre Lieblingsblume?

Fadime Simsek: Ich mag Callas sehr gerne (holt ein cremefarbenes Exemplar aus dem Flur). Schön, oder?

Waren das auch die Lieblingsblumen Ihres Onkels Enver Simsek?

Er liebte Rosen. Er stammte ja aus der Nähe der türkischen Stadt Isparta, der Stadt der Rosen. Weil die Rosen aus Holland nicht richtig duften, hat er aus der Türkei immer Rosenduft mitgebracht und auf die Blumen geträufelt. Er wollte den Menschen eine Freude bereiten.

Was war er für ein Mensch?

Für mich war er ein Vorbild. Er war phantasievoll, hatte viele Ideen. Er wusste immer, was er wollte, hatte keine Angst. Zum Beispiel hat er seinen Arbeitsplatz aufgegeben, um seinen Traum zu erfüllen und einen Blumenhandel zu eröffnen, obwohl ihm jeder davon abgeraten hatte.

Wolf Schmidt
Im Interview: FADIME SIMSEK

41, ist die Nichte des ersten Opfers der Neonazi-Terrorzelle NSU, Enver Simsek, der am 9. September 2000 in Nürnberg an seinem mobilen Blumenstand erschossen wurde. Nach seinem Tod führte die gelernte Floristin mehrere Jahre das Geschäft weiter. Heute engagiert sie sich als Integrationslotsin und sitzt im Vorstand eines islamischen Vereins.

Nach seiner Ermordung haben Sie hier in der hessischen Kleinstadt Schlüchtern das Blumengeschäft Ihres Onkels Enver übernommen.

Ja. Seine Witwe hatte viel gelitten damals. Sie hatte die Liebe ihres Lebens verloren, bekam Depressionen. Sie konnte den Laden nicht weiterführen. Also habe ich ihn zum Andenken an meinen Onkel übernommen, bis wir das Geschäft sechs Jahre später leider schließen mussten.

Können Sie sich noch an den 9. September 2000 erinnern, den Tag, an dem Enver Simsek in Nürnberg an seinem Blumenstand erschossen wurde?

Sehr gut sogar. Es war ein schöner Nachmittag, ein Samstag, eine Freundin von mir feierte Geburtstag. Am Abend hat dann plötzlich meine Tante angerufen und gesagt, mein Onkel sei angeschossen worden. Ich dachte, vielleicht wollte ihm ein Verbrecher sein Geld klauen. Wir haben zwei Tage gewartet, gehofft, gebangt und kein Auge zubekommen. Dann haben die Ärzte im Krankenhaus in Nürnberg die Geräte abgeschaltet.

Bis zu der Aufklärung der Tat sind elf Jahre vergangen. Erst im November 2011 wurde öffentlich bekannt, dass eine Neonazi-Terrorzelle Ihren Onkel und neun weitere Menschen ermordete. Wie ging es Ihnen an diesem Tag?

Ein Jahr danach

Fadime Simsek wird am Donnerstag, 1. November, auch zu Gast sein bei der taz-Veranstaltung „Brauner Terror – Ein Jahr Zwickau, Zwanzig Jahre Mölln und Lichtenhagen“ im Ballhaus Naunynstraße in Berlin-Kreuzberg. Beginn: 19 Uhr. Eintritt frei.

Am Freitag, 2. November, erscheint die taz mit einem sechseitigem Dossier zur rechtsextremen Terrorzelle NSU und einem beispiellosen Staatsversagen. Mit Analysen, Reportagen und Stimmen der Opferangehörigen. Am Kiosk, eKiosk oder //www.taz.de/zeitung/abo/:im Abo.

Es war für uns eine große Erleichterung. Endlich wussten wir, wer die Täter waren und was der Hintergrund dieser Morde war. Gott hat die Balance wiederhergestellt und für Gerechtigkeit gesorgt. Die beiden Mörder meines Onkels sind tot.

Die Polizei stellte jahrelang falsche Verdächtigungen auf. Erst geriet Enver Simseks Witwe ins Visier, später hieß es: Der Ermordete selbst könnte Drogen von Holland nach Deutschland geschmuggelt haben – dabei hat er dort nur Blumen beim Großhandel gekauft. Wie hat Ihre Familie all das elf Jahre lang ausgehalten?

Wir hatten erst Mal Angst. Wir wussten ja nicht, ob sich vielleicht jemand auch noch an uns rächen will. Deswegen haben wir an unserem Auto auch nicht den Namen Simsek als Werbung für den Blumenladen angebracht.

Und wie gingen Sie mit all den Beschuldigungen um?

Das Schlimme war: Irgendwann habe auch ich angefangen mich zu fragen, ob an den Verdächtigungen der Polizei nicht etwas dran sein könnte. Ich dachte mir: Die sind geschult, klug, geben sich Mühe, die wissen es vielleicht besser. Und hat nicht jeder Mensch seine Schattenseite? Aber in meinem Herzen war mir immer klar, dass mein Onkel nicht so ein Mensch war, wie plötzlich behauptet wurde. Wir hatten ja auch immer wieder vermutet, dass die Täter Rassisten oder Neonazis sein könnten. Mit Gottes Hilfe ist die Wahrheit ans Licht gekommen.

In den Medien wurde die Serie von Morden an einem griechischstämmigen und acht türkischstämmigen Männern „Döner-Morde“ genannt ...

... das fand ich krass. Da wurden Menschen zu einem Klumpen Fleisch reduziert. Aber was hätte man machen sollen? Im Nachhinein denke ich, wir Türken waren zu passiv, wir hätten auf den Tisch hauen müssen. Wir haben still abgewartet, bis die Täter entdeckt werden.

Aber es gab doch Demos, 2006 in Kassel und Dortmund.

Ja, aber das war viel zu wenig.

Sie als Angehörige können doch nicht selber ermitteln!

Nein, aber wir hätten mehr Druck ausüben können auf die Regierung. Es wurden acht Türken ermordet. Wären es Menschen aus anderen Ländern gewesen, den USA, Frankreich oder England, dann wäre im Land doch die Hölle losgewesen. Aber es waren eben nur Türken, deswegen haben die Sicherheitsbehörden nicht richtig gearbeitet und geschlampt. Beim Verfassungsschutz haben sie die drei Affen gespielt: Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen.

Sie sind sehr kritisch der türkischen Gemeinde gegenüber. Hätte nicht die Mehrheitsgesellschaft wachsamer sein müssen?

Der war das egal, das haben wir ja festgestellt. Die Deutschen haben ihrem Land vertraut, das habe ich ja auch gemacht. Deutschland ist so ein mächtiger Staat. Wenn er sein bestes gegeben hätte, dann hätten nicht so viele Menschen sterben müssen. Man hat uns im Stich gelassen.

Ein Türke ist hierzulande weniger Wert als andere Menschen?

So sieht es aus.

Trotz alldem engagieren Sie sich seit zwei Jahren ehrenamtlich als Integrationslotsin für dieses Land. Warum?

Das hat nichts mit dem Mord an meinem Onkel zu tun. Ich mache das, um Menschen mit Migrationshintergrund zu unterstützen. Ich sage meinen Söhnen immer, dass sie hier nur durch eine gute Ausbildung und durch einen guten Job Anerkennung bekommen. Als Migrant muss man immer noch ein bisschen besser sein als die anderen.

Würden Sie Deutschland als Ihre Heimat bezeichnen oder die Türkei?

Das war einmal. Ich bin in der Türkei geboren, aber in Deutschland aufgewachsen. Seit 2002 habe ich die deutsche Staatsangehörigkeit. Es gibt eine Redewendung: Die Fremde ist nicht Heimat geworden, aber die Heimat Fremde. Das trifft es ziemlich gut.

Gibt es einen Ort der Erinnerung an Ihren Onkel Enver Simsek?

Hier in Schlüchtern nicht, aber in seinem Heimatort in der Türkei. Dort ist sein Grab. Wenn ich in der Türkei bin, besuche ich es immer. Auch meine Großmütter liegen dort begraben.

Waren Sie vor zwei Monaten, am zwölften Todestag Ihres Onkels, an seinem Grab?

Nein. Aber Envers Sohn hat sich an diesem Tag verlobt. Das ist eine schöne Erinnerung.

Was wünschen Sie sich?

Dass sich so etwas wie diese Mordserie nie mehr wiederholt. Kanzlerin Angela Merkel hat bei der Trauerfeier für die Opfer im Februar zu Recht gesagt: Das ist eine Schande für Deutschland.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

26 Kommentare

 / 
  • B
    bosporus

    Ein Blumenstand in 200 km Entfernung:

    4-5 Stunden Fahrzeit

    Betriebskosten Lieferwagen

    Betriebskosten Fahrzeug für Verkäufer und Stand

    Lohnkosten Verkäufer

    Und das für 40 Sträuße!

    Wer da nicht mißtrauisch wird, ist nicht von dieser Welt.

  • M
    Markus

    Ich habe schon an verschiedenen Stellen gelesen, dass ein Teil der Getöteten die deutsche Staatsangehörigkeit besessen haben sollen (z.B. Wikipedia). Aber die Informationen scheinen nicht belastbar zu sein. Hat die TAZ da mal genaue Angaben. Dann würden diese ewigen Gerüchte mal ein Ende haben. Vielen Dank. M.

  • M
    Markus

    Ich habe schon an verschiedenen Stellen gelesen, dass ein Teil der Getöteten die deutsche Staatsangehörigkeit besessen haben sollen (z.B. Wikipedia). Aber die Informationen scheinen nicht belastbar zu sein. Hat die TAZ da mal genaue Angaben. Dann würden diese ewigen Gerüchte mal ein Ende haben. Vielen Dank. M.

  • R
    Rizo

    @ tim:

     

    Mein Ratschlag ist nicht "braun eingefärbt". Mein Ratschlag ist ein Nazi-Ninja aus dem Weltraum.

  • T
    tim

    @ Rizo

     

    Du bist weder lustig (wie an anderer Stelle festzustellen war), noch bist du schlagfertig. Dein "Ratschlag" ist nämlich nicht nur braun eingefärbt, sondern zudem bar jeder logik.

  • B
    bosporus

    Auch ich möchte darauf hinweisen, dass die OK-Theorie von den türkischen Kriminalbehörden ins Spiel gebracht wurde, bei dem das BKA um Amtshilfe ersucht hat.

     

    Jetzt wo die wahren Täter feststehen, ist jeder schlauer.

     

    Die genaue Art der Kontakte zwischen den Mördern und den Staatsbehörden wird aber erst der Prozess gegen Zschäpe zu Tage bringen und daher würde ich sagen, warten wir wir die paar Monate doch noch ab.

  • R
    Rizo

    @ innenministerium:

     

    Mein Ratschlag:

    Wenn es hier im "Nazi-Staat" Deutschland tatsächlich so schlimm ist, dann verlassen Sie es doch am besten für immer - oder ersparen Sie uns Ihr paranoides Geschwätz.

  • I
    innenministerium

    @@von FaktenStattFiktion: Der Staat wird die Hinterbliebenen mit knapp einer Million Euro abfinden. ich frage mich, warum für ein Mörderduo nun der Staat eine Entschädigung leisten muss . So abscheulich die Verbrechen waren - der Staat hat diese nicht begangen. Hier wird also -wieder einmal- bewusst eine Opfergruppe präferiert.

     

    Ich glaube schon das der deutsche Staat die morde begannen hat zumin. den Auftrag gegeben hat . Solltet ihr euch fragen wo dann fangt im Innenministerium am und arbeitet euch durch zu deren Hunden im Verfassungsschutz wenn ihr dort angelangt seit ist es nicht mehr weit zu den Schläger- und Mördertruppen auf der Strasse .

     

    Wenn ihr das Märchen glaubt das eine Gruuppe mordet 14 jahrelang dann noch Banken ausraubt und dann noch in den Urlaub fährt dann tut ihr mir Leid . Mit so einem Volk kann man dann jede scheisse anstellen sogar ein zweiten Hitler.

     

    ps. unsere Sicherheitsapparat hat nicht nur eine Dönerbude betrieben um die Mörder zu fangen . In Hamburg haben die Ermittler eine Wahrsagerin bestellt damit sie eine Verbindung zu dem getöteten herstellt denn er könnte ja die mörder erkannt haben ( wir sprechen immer noch von einem toten ) und das haben sie sogar zweimal durchgeführt.

     

    Man muss schon uns Türken sehr hassen damit auf solche Iddeen kommt um die Hinterbliebenen so richtig verhöhnen zu können .Der Gag war unter dennen die wussten was hier geschieht bestimmt der brüller .

     

    Brüll Deutschland brüll .

  • I
    Irene

    Es ist schrecklich, was die Familien durchmachen mussten. Allerdings gibt es auch andere Fälle, ohne rassistischen Hintergrund, in denen erstmal die Angehörigen verdächtigt wurden, wie Harry Wörz oder im Fall von Maria Bögerl bis hin zum Selbstmord des Ehemanns. Vielleicht sind die Ermittler manchmal auch betriebsblind oder schlicht unfähig.

  • G
    grenzgänger

    Wenn ich all die Kommentare lese, wird (wieder mal) klar, dass nichts verstanden wurde.

     

    Diese Morde sind mit nichts zu vergleichen, weil

     

    - sie systematisch geplant wurden

    - sie über eine sehr lange Zeit unentdeckt waren

    - sie aus purem ideol. Hass ausgeführt wurden

    - sie von ihrer Gründlichkeit kaum zu überteffen waren

     

    Das sind die Fakten, die diese Morde so einzigartig machen, bitte immer vorsichtig sein mit Vergleiche ziehen

  • F
    FaktenStattFiktion

    1. Die Dönermorde wurden massiv von der Polizei untersucht und in jede Richtung ermittelt. Es wurde eine eigene Dönerbude eingerichtet um den oder die Täter anzulocken, in rechten Kreisen massiv vom Verfassungsschutz ermittelt.

    Die größte bislang in der Geschichte der Bundesrepublik agierende Mordkommision war die zu den Dönermorden.

     

    2. Das Mörderduo hat (möglicherweise unter Wissen von Frau Zschäpe) gemordet. Ohne nachvollziehbares Motiv, ohne Bekennerschreiben. Die Aufklärung konnte nur via Kommissar Zufall erfolgen.

     

    3. Selbst die in linken Kreisen so verhasste Sendung "Aktenzeichen xyz" hat über den Fall berichtet, um so weitere zeugen zu finden.

     

    4. Der Staat wird die Hinterbliebenen mit knapp einer Million Euro abfinden. ich frage mich, warum für ein Mörderduo nun der Staat eine Entschädigung leisten muss. Wird die Türkei den Eltern von Johnny K. auch eine Entschädigung überweisen?

    So abscheulich die Verbrechen waren - der Staat hat diese nicht begangen. Hier wird also -wieder einmal- bewusst eine Opfergruppe präferiert.

     

    5. Ist die chronische (und teilweise nur noch lächerliche) Dauerberichterstattung der taz angemessen, wenn etwa über den Mord "vor der Haustür" an dem Vietnamesen Johnny K. nicht oder nur am Rande berichtet wurde? Wird bei der taz zwischen Opfern erster und zweiter Klasse unterschieden - je nachdem, wer der Täter war? Die taz hat ja nicht einmal die Täterbeschreibung erwähnt und damit nicht zur Mordaufklärung beigetragen.

     

    6. Der größte Skandal in der Bundesrepublik ist nicht da mordende Duo. Ein Skandal ist hingegen, dass beide Täter vermutlich nach 15 Jahren wieder aus der Haft entlassen worden wären. Zum Glück haben sich die Verbrecher selbst gerichtet.

    Ein weiterer Skandal ist, wie die Dönermorde von den türkischen Lobbyisten instrumentalisiert werden. In diesem Zusammenhang ist auch die wohlfeile Opferrolle welche nun gegeben wird, ein mieses Schauspiel auf den Gräbern der Opfer. Die Hinterbliebenen wurden fraglos besser entschädigt, als Hinterbliebene von anderen Mordopfern entschädigt werden.

    Das ist der eigentliche Skandal, denn hier wird -je nach Herkunft- tatsächlich rassistisch gehandelt.

  • H
    Haniball

    "Wären es Menschen aus anderen Ländern gewesen, den USA, Frankreich oder England, dann wäre im Land doch die Hölle losgewesen."

     

    Wären es deutsche Opfer gewesen, wäre weder Geld an die Angehörigen geflossen noch hätte eine Staatstrauerfeier mit der Kanzlerin stattgefunden.

    Dem von Deutsch-Türken totgetretenen Thai-Deutschen Jonny K. wird solche Anteilnahme und Unterstützung beispielsweise nicht teil. Und um die am Flughfen FaM ermordeten US-GIs hat sich auch niemand gekümmert.

    Also mal, bei aller Trauer, die Moschee im Dorf lassen...

  • D
    dillinger

    "Es waren eben nur Türken": Wenn das stimmt, warum ist denn überhaupt ermittelt worden? Die Polizei hat ja - fälschlicherweise - die Täter im Drogenmilieu vermutet und dahingehend auch ermittelt. Aber warum hat sie sich die Mühe gemacht, überhaupt zu ermitteln, wenn die Opfer "nur Türken" waren?

  • SE
    Sebastian Erb

    @Herr Ameis:

    Ihre Aussage stimmt nicht. Gerade "Combat 18", der bewaffnete Arm des militanten Neonazi-Netzwerks "Blood & Honour" und in vielerlei Hinsicht Vorbild für den NSU empfahl genau dies. In folgenden Texten können sich sich schlau machen.

     

    http://www.taz.de/!86488/

    http://www.taz.de/!82439/

    http://www.taz.de/!103379/

    http://www.derwesten-recherche.org/2012/05/3248/

    http://www.akweb.de/ak_s/ak478/26.htm

  • X
    Xenia

    Wenn es tatsächlich "nur" Türken gewesen wären, hätte der dt. Staat den Hinterbliebenen nicht knapp eine Million Euro Entschädigung gezahlt, eine Tatsache, die noch bei keinen Mordopfer zuvor und danach geschehen ist.

  • P
    pressewolf

    Ich habe von dieser Diskriminierung gegenüber Migranten in einem Betrieb erfahren. Da hat man im Betrieb zwei jungen Türkinnen nicht mal mehr einen Kellerschlüssel anvertraut um Büromaterialien zu holen. Ihre Kollegen bekamen diesen Schlüssel problemlos! Und das Unternehmen rühmt sich seiner sozialen Personalpolitik!

     

    Schlimm finde ich vor allem die vorschnelle Festlegung und Kriminalisierung der Opfer, gepaart mit einem blinden rechten Auge, auch bei den Kommentaren.

     

    Und: wer weiß weshalb Michel Kiesewetter ermordet wurde? Wusste sie zu viel von rechtsorientierten Verbindungen und Umtrieben einiger ihrer Kollegen und plante in irgendeiner Weise dagegen vorzugehen? Sicher doch unter anderem eine Frage der nachzugehen notwendig ist.

  • T
    tommy

    "Sie sind sehr kritisch der türkischen Gemeinde gegenüber. Hätte nicht die Mehrheitsgesellschaft wachsamer sein müssen?

     

    Der war das egal, das haben wir ja festgestellt."

     

    Ist zwar aus Frau Simseks Sicht nachvollziehbar (und dass die schäbige Behandlung durch die Behörden zu einer gewissen Verbitterung geführt hat, ist verständlich), finde ich aber etwas hart formuliert. Was sollen Normalbürger denn machen, wenn Unbekannte mordend durchs Land ziehen und niemand weiß, wer dahintersteckt? Es stimmt ja auch nicht, dass die Mordserie nicht durchaus Aufmerksamkeit gefunden hätte (und zwar auch jenseits der geschmacklosen "Dönermord"-Schlagzeilen). Ich kann mich noch gut an eine Fernsehdokumentation über den Fall erinnern, bei der auch als wahrscheinlichste Erklärung ein aus Hass auf Türken handelnder Serienmörder vermutet wurde; wenn ich mich nicht täusche, hat auch Aktenzeichen XY über den Fall berichtet. Dass die Ermittlungsbehörden zumindest teilweise versagt haben, ist leider wohl wahr; dies ist durch den Untersuchungsausschuss aufzuklären. Wieder einmal die Gesamtgesellschaft in Haftung nehmen zu wollen, wie es auch die taz immer wieder fordert, finde ich aber nicht korrekt.

  • L
    Leumel

    @Hafize

    Würden Sie in Berlin wohnen und regelmäßig in den Nachrichten über niedergeschossene/mit Stichwaffen verletzte Migranten und die Herkunft der Täter lesen, würde Sie nicht solch einen Stuss von sich geben. Denn ist nunmal Realität, dass die Täter häufig aus dem selben Kulturkreis kommen.

     

    @Synoptiker

    Mit klischeehaften Urteilen meinen Sie sicher: "Er hatte eine schwere Jugend, Probleme in der Schule und fühlt sich zudem von der Gesellschaft nicht geliebt; belassen wir es nach der Körperverletzung also vorerst bei einer Ermahnung."

  • L
    Leumel

    Dieses Interview trieft nur so vor Pathos und Unterstellungen. Es tut mir aufrichtig Leid um den Verlust, den die Dame und ihre Familie erleiden musste. Aber ihre Anschuldigungen sind einfach nur blind. Ich sehe bisher keine Anzeichen dafür, dass ein Türke weniger wert ist als ein Deutscher. Vielmehr wird auf diese Gruppe meist mehr Rücksicht genommen. Immerhin will niemand als Nazi beschimpft werden. Deswegen hat sich eine fast schon heuchlerische Vorsicht gegenüber dieser Gruppe entwickelt. Es ist sogar soweit, dass sie auf Grund irgendwelcher Quoten bei der Arbeitssuche bevorzugt werden. Zudem sollte man nicht immer mit dem Finger auf andere zeigen und mal hinterfragen, warum die Ermittlungen der Polizei anfangs in die falsche Richtung gingen. Genau: Weil die Mehrzahl der Drogendelikte auf das Konto dieser Minderheit gehen, obwohl sie nur einen geringen Teil der Bevölkerung stellen. Erst wenn sich die ehrlichen und aufrichtigen Menschen mit Migrationshintergrund deutlich von jenen mit krimineller Energie distanzieren und diese auch offen meiden, anstatt sie in Parallelgesellschaften zu integrieren, werden gewisse Barrieren eingerissen werden. Und zu guter Letzt bleibt noch festzustellen, dass Türken heutzutage selbst vielfach diskriminieren. Sei es gegen Kurden, Deutsche, Asiaten, ect.

  • L
    loi

    Ein Grieche und vor allem!!! eine junge deutsche Polizistin waren AUCH Opfer!

  • HA
    Herr Ameis

    Liebe taz,

     

    noch einmal zum Mitschreiben: der "NSU" war keine "Terrorzelle", es war eine Mörderbande. Um sich als Terrorist zu qualifizieren muss man als notwendiges Kriterium: sich zur Tat bekennen, seine Motive offen legen und damit Angst und Schrecken unter zumindest einer bestimmten Gruppe der Bevölkerung auszulösen. Der NSU hat keinen Terror begangen, da niemand außer sie selber wussten, weswegen sie ihre Opfer töteten.

     

    Mfg

    Ameis

  • L
    Lisbeth

    Liebe Frau Simse,

     

    ich schäme mich so sehr für die Sicherheitsbehörden dieses Landes, das mal meine Heimat war (ich lebe jetzt im Ausland, bin hier auch Migration, kümmere mich um die Landessprache, versuche mich zu integrieren).

    Und ich bewundere Sie, dass Sie das alles ausgehalten haben und dass Sie nun auch noch als Integrationslotsin helfen.

    Solche Menschen wie Sie tun Deutschland, tun jedem Land gut.

    Ich träume von einer Weltgemeinschaft ohne engstirnige und engherzige nationale Begrenzungen mit der Vielfalt von Kulturen.

    Mit Ihnen wünsche ich mir von ganzem Herzen, dass es nie wieder ein solch barbarisches Morden nur aus rassistischen Gründen gibt. Wie kommt man dazu, sich über eine andere Kreatur zu erheben!!!! Das kann nur abgrundtiefe Dummheit gepaart mit völliger Gefühllosigkeit, jedem Fehlen von Empathie sein.

  • S
    Synoptiker

    Ja, das ist eine Schande für Deutschland. Und was Sie nicht sagt: Hätte es unter der Richterschaft und der deutschen Justiz eine inhaltliche Aufarbeitung der NS-Verstrickungen gegeben, gäb es die Verunsicherung der heutigen Rechtsprechung nicht! Der Schatten des Versagens ist übermächtig, sollen sie hart aburteilen oder lasch, gemessen an den Verbrecher-Urteilen der NS-Richter kann alles falsch oder richtig sein! Es scheint, ein sittlich-moralisches Defizit innerhalb des Justizapparates wartet unter der Richterschaft immer noch auf seine Aufarbeitung. Ich wage es nicht zu denken, könnte es mglw. hier und da auch noch latent-rassistisches Denken in der heutigen Richterschaft geben?

    Um dies herauszufinden, wäre ein öffentlicher gesellschaftlicher Diskurs nötig. Manche Urteile, aber noch mehr der oberflächliche, klischeehafte Umgang mit strafrechtlich relevanten Migranten scheint diesen Verdacht zu bestätigen.

  • M
    mattis

    Das Thema ist sowas von ausgelutscht!!!!

  • W
    Waldgänger

    Es wird langweilig... Und ewig diese infamen Unterstellungen, den deutschen Ermittlungsbehörden wären getötete Türken nichts wert. So ein Unsinn. Darüber hinaus sei auch noch einmal darauf verwiesen, daß selbst türkische Ermittlungsbehörden Hinweise in Richtung organisierte Kriminalität gegeben haben.

     

    Letztlich gibt es im ganzen Prozeß noch kein Urteil, kein Gericht hat sich mit der Sache beschäftigt. So zu tun, als sei alles lückenlos aufgeklärt und eindeutig einem ominösen NSU zuzuordnen, ist also völlig verfrüht. Aber wen schert das schon, wenn man die Geschichte doch so gut für sein politisches Süppchen nutzen kann, nicht?

  • H
    Hafize

    Auf diese hier veröffentlichten Erkenntnisse ist die deutsche Polizei allerdings nicht gekommen, die haben wahrscheinlich ein paar Tausend Telefonate von Simsek-Angehörigen und Freunden abgehört, um zu erhärtern, wie in den Rosen auch Koks und Heroin geliefert wurde und was weiß ich nicht. Denn dafür hat Deutschland viel Zeit und Geld: Türken müssen immer kriminell und an Organisierte Kriminalität angebunden sein. Sonst würde sie ja keiner erschießen und klar Türken schießen auf Türken.

     

    Das kann mal sehen, wie zynisch und weltfremd, wahrscheinlich rassistisch Polizisten sind und wie wenig bedeutsam für den Deutschen Staat eigentlich das Nachspiel NSU-Ermordete ist.

     

    Ohne den Untersuchungsausschuss hätte man das Ganze schon lange unter einen Teppich gekehrt. Tote Ausländer, na und, aber ein Mal haben sie alle ihre Sonntagsrede abgeleiert und Besserung versprochen. Der Rest ist ihnen egal.