Opfer von Prügelattacke beigesetzt: Bewegender Abschied von Tugce
Tugce gab ein Beispiel für Zivilcourage. Zur Beisetzung kommen Hunderte Trauergäste. Die Staatsanwaltschaft will zügig Ergebnisse vorlegen.
WÄCHTERSBACH dpa | Bewegender Abschied von Tugce Albayrak: Die nach einem Prügelangriff gestorbene Studentin ist in ihrem Heimatort in Hessen zu Grabe getragen worden. Rund 1.500 Menschen erwiesen ihr am Mittwoch in Bad Soden-Salmünster die letzte Ehre. Die junge Frau war nach der Attacke vor einem Schnellrestaurant in Offenbach ins Koma gefallen, aus dem sie nicht mehr aufwachte. Die Staatsanwaltschaft will die Ermittlungen gegen den mutmaßlichen Täter (18) zügig zu Ende führen.
Zunächst war vor der Moschee des örtlichen Türkisch-Islamischen Kulturvereins (Ditib) im nahen Wächtersbach für die Tote gebetet worden. Anschließend wurde Tugces Leichnam ins nahe Bad Soden-Salmünster gebracht.
„Wir sind alle sehr traurig. Das ist eine sehr emotionale Situation für uns“, sagte der Ditib-Vorsitzende von Wächtersbach, Hakan Akbulut. Auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und der türkische Botschafter Hüseyin Avni Karslioglu zählten zu den Trauergästen.
Die 22 Jahre alte Tugce war am 15. November auf dem Parkplatz vor dem Restaurant niedergeschlagen worden und ihren lebensgefährlichen Verletzungen knapp zwei Wochen später erlegen. Am vergangenen Freitag, ihrem 23. Geburtstag, wurden die lebenserhaltenden Maschinen abgeschaltet.
Bundesverdienstkreuz für Tugce wird geprüft
Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Körperverletzung mit Todesfolge gegen den mutmaßlichen, 18 Jahre alten Täter. Dieser sitzt in U-Haft und schweigt. Für einen Tötungsvorsatz gebe es keine Anhaltspunkte, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Offenbach.
Nach seinen Worten könnten die Ermittlungen in den ersten Monaten 2015 zu Ende gebracht werden. „In Haftsachen, insbesondere mit Jugendlichen, sollte möglichst innerhalb von sechs Monaten angeklagt werden und die Hauptverhandlung beginnen“, sagte er. Mit dem Ergebnis aller Obduktionsergebnisse sei im Januar zu rechnen. Zur aktuellen Ermittlungsarbeit gehöre auch, die Qualität des Videos vom Tatgeschehen auf dem Parkplatz verbessern zu lassen.
Was genau vor dem Schlag auf dem Parkplatz passierte, ist noch nicht geklärt. Tugce wollte Zeugen zufolge in dem Lokal zwei Mädchen helfen, die von dem 18-Jährigen und anderen Männern bedrängt worden waren. Die Polizei hatte die zwischen 13 und 16 Jahre alten Mädchen mehrere Tage gesucht.
Geprüft wird der Vorschlag, Tugce Albayrak posthum einen Verdienstorden zu verleihen. Bundesregierung und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hätten „große Sympathie“ für entsprechende Äußerungen von Bundespräsident Joachim Gauck, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin.
Vor fünf Jahren war auch Dominik Brunner, Manager aus dem niederbayerischen Ergoldsbach, nach seinem tödlichen Einsatz als Streitschlichter in München posthum mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben