Olympiatriathlon in schmutziger Seine: Eine Stadt als Fototapete
Die Posse um die zu schmutzige Seine zeigt: Paris wird für schöne Olympia-Bilder nur benutzt. Die Stadt rächt sich auf ihre Weise.
![Schwimmerinnen springen in die Seine, dahinter eine Brücke Schwimmerinnen springen in die Seine, dahinter eine Brücke](https://taz.de/picture/7152716/14/35981419-1.jpeg)
W as für beeindruckende Bilder. Dutzendweise springen vor der im Stil des Neobarock erbauten Pont Alexandre III erst die Frauen, später die Männer am Mittwoch in die Seine, kraulen um die Wette vom Grand Palais in Richtung Eiffelturm, der sich im Hintergrund in den Himmel streckt. Perfekt für diese Olympischen Spiele im Postkartenformat. Dass das Wasser, offiziell für unschädlich für die Triathlet:innen erklärt, immer noch reichlich trübe ist, sieht man ja zum Glück im TV nicht so.
Tagelang war die Qualität des Seinewassers das große Thema. Und tagelang war klar, der Triathlon in der Seine wird stattfinden. Komme, was da wolle. The games must go on.
Die Idee, den Sport aus den Arenen in die Stadt zu bringen, hin zu den Menschen, erscheint zwar auf den ersten Blick charmant. Tatsächlich geht es nicht um die Menschen, sondern nur um die historischen Fassaden als pittoresken Hintergrund.
Wer an diesen Tagen durch die französische Hauptstadt geht, stellt fest: Es ist anders als sonst. Nein, kein Gedrängel. Auf den Straßen kaum Autos. In der Metro sogar freie Sitzplätze. Und das liegt nicht nur daran, dass die Tickets für die U-Bahn plötzlich fast das Doppelte kosten.
Nur da, wo Teile der Stadt ganz offiziell zum Sportplatz erklärt wurden, sammeln sich Menschen. Die meisten mit wichtig baumelnden Olympiaausweisen um den Hals. In allen Sprachen der Welt parlierend. Aber Französisch? Da muss man schon genau hinhören. Denn viele Pariser:innen sind wie alle Jahre im Sommer aus der Stadt geflohen. Und in diesem Jahr erst recht. Man kann es ihnen nicht verdenken.
Paris ist eine Mahnung an alle anderen Metropolen der Welt, deren Machthaber:innen von Olympischen Spielen träumen. Sie werden allenfalls als Fototapete gebraucht. Die Stadt Paris immerhin, so mag man es lesen, wehrt sich. Mithilfe des Regens kippt sie der olympischen Gigantomanie ihre ganze Scheiße aus der Kanalisation vor die Füße. Der olympische Traum ist nicht tot. Er riecht nur ein wenig. Nach Haute Koture.
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