Olympia-Quarantäne-Hotel des Schreckens: Isolation im „Day Nice“
Die Beschwerden von positiv auf Corona getesteten Athletinnen und Athleten werden lauter. Die Bedingungen der Quarantäne sind fragwürdig.
„Vorübergehend geschlossen“, verrät Google Maps, wenn man das Day Nice Hotel in Tokio auf seinem Smartphone ansteuert. Das lässt sich leicht erklären, denn der hässliche Kasten im Zentrum dient jenen Sportlern zum Absitzen ihrer Quarantäne, die positiv aufs Virus getestet wurden. 10 bis 14 Tage dauert Pi mal Daumen so eine Isolation, und bisher hat es 24 Sportler getroffen.
Bis Montag haben die Spieleführer von Tokio fast 450.000 Tests machen lassen. Die Positivquote bei den Athleten liegt bei 0,01 Prozent, die der anderen mit Olympia Verbandelten auch nur bei 0,02 Prozent. Geht man davon aus, dass die Prävalenz, also die Verbreitung des Virus im Olympiatross, gering ist, dürfte ein Gutteil der insgesamt 264 Positiven mit einem falsch-positiven Ergebnis zu Unrecht in Quarantäne sitzen.
In der Mannschaft der Deutschen hatte es gleich zu Beginn der Spiele den Radprofi Simon Geschke erwischt. Er ist zwar doppelt geimpft, aber das nutzte dem Radler nicht viel. Sein Leben spielte sich bis zu seiner Abreise am Sonntag auf 10 Quadratmetern ab.
Hirnerweichender Ennui
Das Fenster ließ sich nicht öffnen, und ernähren musste sich der Veganer zumeist nur von Reis. Kurzum: Zu seiner maßlosen Enttäuschung, nicht starten zu können, kam ein hirnerweichender Ennui. Geschke sprach von einem „Gefängnis“. Andere Sportler ebenso.
Bei seiner Abreise sagte er: Das Wort Gefängnis sei „überspitzt formuliert“ gewesen, aber an den „Nerven gezerrt“ hätten die Bedingungen schon. Die Interessenvertretung Athleten Deutschland hatte sich eingeschaltet, um Geschke beizuspringen: Es mute „grotesk“ an, ließen die Gewerkschaftler wissen, dass die Aktiven „in gefängnisartigen Zuständen ihre Quarantäne absitzen müssen, während IOC-Mitglieder im Luxushotel absteigen und mit hohen Tagespauschalen versorgt werden“. Das IOC versprach Verbesserungen, aber dem Komitee seien die Hände gebunden, weil sich die lokale Verwaltung um die Kasernierten kümmere.
So eine war auch die niederländische Taekwondista Reshmie Oogink, gleichfalls eine doppelt Geimpfte. Sie vertrieb sich die Langeweile in der Verwahrstation mit lustigen Videos und einer Alternativ-Olympiade, die in den sozialen Medien gut ankam.
Sie spielte unter einem selbst gebastelten Banner („Corona-Spiele“) Basketball mit ihren Schuhen und baute sich aus ihrem Kampfanzug einen Mitbewohner. Der trug natürlich eine Maske. Auch sie konnte nicht raus an die frische Luft, dabei, schreibt das Portal booking.com, liegt der Tomioka-Hachiman-Schrein nur fünf Gehminuten vom „Day Nice“ entfernt. Na ja, das nächste Mal dann vielleicht.
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