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Oldenburg streitet um ein neues Stadion1.000 Einwände gegen die Profi-Arena

Soll die Stadt dem VfB Oldenburg ein Stadion bauen? Mit über 1.000 Stellungnahmen versuchen Gegner*innen, das geplante 50-Millionen-Projek zu stoppen.

Aschenbahn statt Fußball-Arena: Oldenburger Fans im Juni 2022, kurz bevor der VfB in die dritte Liga aufstieg Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Es wird wohl eine Saison-Rekordkulisse im Oldenburger Marschwegstadion geben, wenn der heimische VfB am 28. November abends die Fußballer des SV Meppen empfängt. Flutlicht, über 10.000 Zuschauer:innen, Spitzenspiel in der viertklassigen Regionalliga Nord. Gewinnt der VfB auch dieses Spiel, dann ist die Saison zwar immer noch lang – die Chancen auf den Aufstieg in die professionelle dritte Liga aber stiegen gewaltig.

Nur hängt seit dieser Woche, mal wieder, eine dunkle Wolke über den Fußballern und ihren Anhänger:innen, die von der Rückkehr Oldenburgs in den Kreis des deutschen Profifußballs träumen. Die Chancen, dass die Stadt dem Club ein neues, für den Profibereich taugliches Fußballstadion baut, sind nämlich durch einen anderen Rekord gesunken: Mehr als 1.000 Einwände gegen die Neubaupläne sind bis diese Woche zusammengekommen.

Geäußert wurden sie im öffentlichen Beteiligungsverfahren von Bür­ge­r:in­nen und Organisationen. „Das sind nach unserer Kenntnis deutlich mehr, als jemals in einem einzelnen städtischen Planungsvorhaben in Oldenburgs Planungsbeteiligungssystem erhoben wurden“, sagt Klaas Brümann, Sprecher der Initiative „Kein Stadionbau“.

Mehr als drei Jahre lang geht schon die Debatte darüber, ob „Profifußball in Oldenburg eine Zukunft“ hat, wie es die Stadtverwaltung formuliert. Denn mit dem bestehenden Marschwegstadion gibt es eine Reihe Probleme: Zum einen handelt es sich weniger um eine atmosphärisch ansprechende Fußballarena, sondern um ein Leichtathletikstadion. Handfester indes sind die Vorgaben der Deutschen Fußballliga DFL, die Stadien der dritten Liga erfüllen müssen. Da verpasst das Marschwegstadion mehrere Vorgaben, die selbst bei einem umfangreichen Umbau des Stadions wohl nicht erfüllt werden könnten.

Vermietung soll Einnahmen generieren

Mit dem Ende kommenden Jahres scheidenden SPD-Oberbürgermeister Jürgen Krogmann gibt es im Rathaus einen Verfechter des Neubaus – auf städtische Kosten. Von rund 50 Millionen Euro ist bislang die Rede. Durch Mieten, die der VfB und etwaige andere Ver­an­stal­te­r*in­nen zahlen müssten, würden schließlich auch Einnahmen generiert werden können. Ein neues Stadion würde die „Attraktivität Oldenburgs noch einmal steigern“, heißt es seitens der Stadt.

Doch die Initiative „Kein Stadionbau“ macht ordentlich Wind gegen das Vorhaben. Abgesehen von den Unterschriftensammlungen droht sie, das Projekt mit einer Klage zu Fall bringen zu wollen. Es gebe „unter anderem gravierende Mängel und Fehler in den vorgelegten Lärm– und Verkehrsgutachten“. Außerdem gebe es Verstöße gegen Natur- und Umweltschutzauflagen, „sollten die Planungen so umgesetzt werden, wie vorgesehen“.

Hinzu würden Vorgaben des Klimaschutzes missachtet. „Wir haben relevante Einwände erhoben, die einen Bau des Stadions an der geplanten Stelle rechtlich ausschließen“, sagt Brümann. Und „wegen der desolaten finanziellen Situation der Stadt“ sei der Bau eines neuen städtischen Fußballstadions ohnehin eine abwegige Idee.

Stephan Onnen, Sprecher der Stadt, zeigt sich auf Nachfrage gelassener. Zwar bestätigt er den Rekord an Stellungnahmen, die „uns auf vielfältige Art und Weise erreicht haben“. Doch die ungewöhnlich hohe Zahl an Einwänden müsse „die Dinge nicht zwingend erschweren“. Aufgabe der Verwaltung sei nun, alle Stellungnahmen zu prüfen und auszuwerten, um anschließend Abwägungsvorschläge für die zuständigen Gremien zu erstellen.

Eine Klage würde den Zeitplan erheblich verzögern – bis sich auch der politische Wille im Rathaus geändert haben könnte

Im Laufe des kommenden Frühjahrs könnte dann eine Beschlussempfehlung erst für den zuständigen Fachausschuss, anschließend für den Stadtrat vorliegen. Bleibt die Mehrheit des Rats bei seiner Haltung, würde laut Onnen die Vergabe an einen Generalunternehmer erfolgen, der der Stadt das Stadion bauen soll.

Dass es wiederum soweit kommt, glauben die Geg­ne­r:in­nen nicht. Schon eine Klage würde den Zeitplan erheblich verzögern – bis sich auch der politische Wille im Rathaus geändert haben könnte. „Wir haben dann wahrscheinlich schon ein neues Stadtoberhaupt“, sagt Brümann im Hinblick auf den scheidenden Oberbürgermeister, dessen Nach­fol­ge­r:in im Oktober übernehmen wird.

Der VfB arbeitet indes weiter am Projekt Aufstieg. Das Spitzenspiel am Freitagabend könnte einen richtungsweisenden Hinweis darauf geben, in welcher Liga der VfB nächstes Jahr kicken wird.

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