Österreich schlägt Frankreich: Mit Karel Brückner obenauf

Unter Coach Karel Brückner erstrahlt die österreichische Fußballnationalmannschaft im Glanz alter Zeiten - und gewinnt souverän 3:1 gegen den WM-Zweiten Frankreich.

Mit viel Glück und viel Freiraum für seine Spieler ermöglicht der neue Coach Karel Brückner den Österreichern den Sieg. Bild: reuters

WIEN taz Überraschungen sind vom Wesen her Ereignisse, auf die man nicht vorbereitet ist. Wenn man sich nach der Pause in ein Match Österreich gegen Frankreich einschaltet und den Stand 2:0 eingeblendet sieht, kann man von einer faustdicken Überraschung sprechen. Allerdings hatte die österreichische Mannschaft in diesem Jahr in Freundschaftsspielen gegen die Niederlande nach einer 3:0-Führung noch verloren und jüngst gegen Italien alle vier Tore zum 2:2 geschossen. Die wirkliche Überraschung war also, dass die vom Erfolg nicht wirklich verwöhnte Elf auch nach 94 Minuten als Sieger vom Platz gehen konnte - gegen den Vizeweltmeister, dessen Spieler in Europas besten Teams Millionen verdienen.

Hat der neue Trainer Karel Brückner Wunder gewirkt oder ist eine Mannschaft, für die die EM vor drei Monaten zu früh kam, inzwischen so reif geworden, dass sie sich aus eigener Kraft für Südafrika qualifizieren kann? Nüchtern betrachtet hatte Österreich bei diesem Heimspiel am Samstag viel Glück - das Glück, das der Mannschaft bei der EM gefehlt hatte, meinte TV-Kommentator und Córdoba-Veteran Herbert Prohaska, der an die ausgleichende Gerechtigkeit des Schicksals glaubt. An allen drei Toren hatten die Franzosen zumindest Mitschuld. Dass Bremen-Legionär Sebastian Prödl einen Ball an die eigene Latte und nicht ins eigene Netz lenkte, war sicher auch Fortunas Wirken. Können war freilich auch dabei: Coach Karel Brückners Entscheidung, Marc Janko (25) als einzige Sturmspitze einzusetzen, wurde durch den Erfolg zum Geniestreich geadelt. Janko, der in den letzten Jahren mehr Zeit im Krankenbett als auf dem Spielfeld verbracht hat und deswegen auch bei der EM fehlte, erwies sich als Matchwinner. Beim 1:0 (8.) hatte er bei einem Eigentor von Mexes noch das Bein dabei. Und in der zweiten Hälfte holte er den entscheidenden Elfmeter heraus, als er bei einem Corner vor den Augen des Schiedsrichters von Mexes am Trikot zu Boden gerissen wurde.

Janko misst stolze 1,96 Meter und ragt damit auch in der Mannschaft der langen Kerls über seine Kollegen hinaus. Die Durchschnittsgröße von 1,88 Meter der Ösi-Kicker hatte die Franzosen schon vorm Match etwas verunsichert. Sie bringen es nur auf einen Durchschnitt von 1,79 Meter. Diese Luftüberlegenheit spielten die Gastgeber denn auch geschickt aus. In der eigenen Hälfte gewannen sie praktisch alle Kopfballduelle. Das Defensivkonzept von Brückner ging auf. Aber nicht nur die Körpergröße, auch die Fitness stimmte. Nach dem Anschlusstreffer von Govou (61. Minute) knickten die Burschen nicht ein, und als es nach dem 3:1 galt, den Vorsprung über die Runden zu bringen, ging ihnen nicht die Luft aus, auch Andreas Ivanschitz nicht. Nach seiner matten Leistung bei der EM stand sogar seine Kapitänsbinde zur Disposition. Karel Brückner war weise genug, die Entscheidung den Spielern zu überlassen.

Die bestätigten Ivanschitz letzte Woche in geheimer Abstimmung mehrheitlich. Das mag den Legionär beflügelt haben. Er bereitete beide Tore in der ersten Hälfte durch Freistöße vor und fixierte mit seinem Elfmeter ins richtige Eck den Sieg. Die Sportkommentatoren waren denn auch voll des Lobes und priesen seinen Überblick und die Ruhe, die er ins Spiel brachte. Was der überraschende Sieg wert ist, wird sich am Mittwoch zeigen, da trifft Österreich auf die andere Sensationsmannschaft der WM-Gruppe 7, Litauen, die das favorisierte Rumänien auswärts 3:0 vom Platz fegte.

Feiernde Österreicher, frustrierte Franzosen. Bild: ap

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