Österliches Eierproblem in den USA: Wenn Trump dem Hasendarsteller die Pfote schüttelt
Am Montag findet auf dem Südrasen des Weißen Hauses das traditionelle „Eierrollen“ statt – im Beisein des US-Präsidenten. Doch Eier sind in den USA derzeit so teuer und rar wie nie. Tradwives bemalen nun stattdessen Kartoffeln.

Trump ist besessen von Eiern. Zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit spricht der Republikaner über die Eierpreise und wie sie seit seinem Amtsantritt im Januar angeblich in den Keller stürzen. Das Problem: Verbraucher sehen keine Preisnachlässe und stehen vielerorts vor leeren Regalen.
„Eier sind jetzt 79 Prozent billiger und sie sind überall“, sagte Trump kürzlich, als er den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu im Weißen Haus empfing. Selbst als Trump vor Wochen den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vor laufenden Kameras abkanzelte, hatte er zuvor in dessen Gegenwart über sinkende Eierpreise gesprochen.
Der offizielle Verbraucherpreisindex sagt etwas anderes: Im März sind die Eierpreise in den USA auf ein Rekordhoch gestiegen. Demnach verteuerten sich Eier um 5,9 Prozent im Vergleich zum Februar, während die Inflation insgesamt um 0,1 Prozent zurückging. Verbraucher mussten für ein Dutzend Eier den Rekordpreis von 6,23 US-Dollar zahlen (rund 5,50 Euro). Obwohl auch in Europa die Preise anziehen, ist das deutlich teurer als in Deutschland.
Hauptgrund ist die in den USA grassierende Vogelgrippe. Alleine in den ersten drei Monaten dieses Jahres mussten mehr als 19 Millionen Vögel aufgrund des hoch ansteckenden H5N1-Virus getötet werden. Seit Beginn der Ausbrüche waren es laut Seuchenkontrollbehörde CDC sogar fast 170 Millionen Vögel.
Auch Trumps Zickzackkurs bei den Zöllen macht sich bemerkbar. Die US-Notenbank Fed und namhafte Ökonomen warnen die Regierung deshalb bereits seit Wochen vor steigenden Verbraucherpreisen. Aber statt die Zoll-Unsicherheit zu beenden, droht Trump lieber Notenbankchef Jerome Powell mit dem Rauswurf. „Ich bin nicht zufrieden mit ihm“, grollte Trump kurz vor Ostern.
Wegen der Hühner- und Eierknappheit haben die USA sogar Deutschland und andere Länder um Lieferungen gebeten. Das Ei des Kolumbus war das nicht: Denn auch hierzulande herrscht laut Eierverband kein Überfluss.
In den USA sind Eier klassischer Bestandteil vieler Gerichte. Ob Rührei, Spiegelei („sunny side up“) oder Pancakes: Kein cholesterinreiches Essen kommt ohne sie aus.
Und natürlich dürfen gefärbte Eier zu Ostern nicht fehlen. Trumps Landwirtschaftsministerin Brooke Rollins versprach wider besseres Wissen zu Ostern einen „Superbowl der Eier“ – und riet US-Bürgerinnen und –Bürgern, einfach selbst Hühner im Hinterhof zu halten.
Angesichts der Lage greifen manche zu Verzweiflungstricks. Allen voran die sogenannten Tradwives. Sie geben sich gemäß Trumps Familienbild in Onlinenetzwerken als traditionelle Hausfrauen aus, verdienen aber mit Werbung Geld. Diese Frauen werben für ein alternatives Rezept: gefärbte Kartoffeln. Sie seien deutlich billiger und sähen Eiern täuschend ähnlich, jubeln die Tradwives.
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