Ölförderung im Amazonasgebiet: Ecuador bohrt im Weltkulturerbe
Das Schutzabkommen ist gescheitert. Im Yasuní-Nationalpark soll nun doch Öl gefördert werden. Ecuadors Präsident weist alle Schuld von sich.
QUITO afp | Ecuador will nun doch im Yasuní-Naturpark nach Öl bohren. In einer Ansprache an die Nation erklärte Präsident Rafael Correa am Donnerstag ein internationales Abkommen zum Schutz des artenreichen Naturparks am Amazonas für gescheitert.
„Mit tiefer Traurigkeit, aber auch aus Verantwortung gegenüber unserem Volk und unserer Geschichte muss ich eine der härtesten Entscheidungen meiner Amtszeit treffen“, sagte Correa. Er werde das Parlament um die Erlaubnis für Bohrungen in dem Gebiet bitten, das 1989 von der Unesco zum Weltnaturerbe ernannt wurde.
„Die Welt hat uns im Stich gelassen“, sagte Correa. Die Initiative aus dem Jahr 2007 sah vor, dass Ecuador das Ölfeld unberührt lässt, falls die internationale Gemeinschaft dem Land im Gegenzug 3,6 Milliarden Dollar (2,7 Milliarden Euro) zahlt. Dadurch wäre der Ausstoß von 400 Millionen Tonnen des klimaschädlichen Kohlendioxids verhindert worden.
Sechs Jahre später sind Correa zufolge aber erst Zahlungen in Höhe von umgerechnet knapp zehn Millionen Euro eingegangen. In dem Nationalpark, in dem mehrere Indianerstämme leben, werden etwa 920 Millionen Barrel Öl und somit ein Fünftel der Rohölreserven des Landes vermutet.
Correa versicherte, dass ein Großteil des Schutzgebiets unberührt bleibe und von den Bohrungen nur ein Prozent der Fläche betroffen sei. „Diese Entscheidung ist für uns alle enttäuschend. Es nicht zu tun, würde aber unserem Volk schaden“, erklärte der Präsident.
Ecuadors Verfassung verbietet die Ausbeutung fossiler Energieträger in geschützten Gebieten, erlaubt aber Ausnahmen, falls ein „nationales Interesse“ besteht. Die von Unternehmen und mehreren Ländern, darunter neben Deutschland, Belgien, Chile, Frankreich und Indonesien, in eine von den Vereinten Nationen verwaltete Stiftung eingezahlten Beträge sollen nun zurückgezahlt werden.
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