Ökostrom-Förderung: Alte Windräder laufen weiter
Anders als befürchtet sind bisher kaum Anlagen nach der 20-jährigen Förderung vom Netz gegangen. Doch die Regelung läuft zum Jahresende aus.
Die Sorgen waren groß im letzten Jahr: Wenn zum Jahreswechsel die ersten Windräder nach 20 Jahren aus der Förderung über das EEG fallen, würden sie in großer Zahl vom Netz gehen, hatten Branchenverbände und Grüne befürchtet. Erst auf den letzten Drücker war vor dem Jahreswechsel eine Regelung verabschiedet worden, die den Weiterbetrieb ermöglichen soll: Für dieses Jahr können die alten Windräder einen kleinen Aufschlag auf den Strompreis bekommen, für 2022 sollten sie sich in einer Ausschreibung um neue Subventionen bewerben können.
Doch daraus wird nichts: Während die EU-Kommission den Aufschlag für das laufende Jahr mit Verweis auf die Corona-Sondersituation genehmigt hat, wurde die Anschlussförderung für 2022 von Brüssel nicht akzeptiert, verlautete aus dem Bundeswirtschaftsministerium.
Im Haus von Minister Peter Altmaier (CDU) sieht man darin aber kein Problem. Denn die Strompreise an der Börse, die coronabedingt eingebrochen waren, haben sich wieder erholt. Dadurch rechne sich der Weiterbetrieb der alten Anlagen auch ohne zusätzliche Förderung, heißt es im Ministerium.
Tatsächlich nutzen von den Betreibern der alten Windräder weniger als 30 Prozent die Anschlussförderung, die in diesem Jahr möglich ist. Rund 70 Prozent sind in die Direktvermarktung gewechselt, bei der sie ihren Strom an Unternehmen oder Stromanbieter verkaufen, die diesen dann als Ökostrom vermarkten können. Stillgelegt wurde bisher weniger als ein Prozent der alten Windräder.
Wolfram Axthelm, Bundesverband Windenergie
Windkraft-Verband in Sorge
Der Bundesverband Windenergie sieht die Lage weniger positiv. Zwar könnten die Anlagen bei den aktuellen Strompreisen ihre Kosten decken, sagte Geschäftsführer Wolfram Axthelm der taz. Aber langfristig sei das nicht gesichert. „Schon ein größerer Schaden kann das Aus bedeuten, weil sich die Reparatur nicht mehr rechnet“, sagte er.
Um das EEG an die neuen EU-Vorgaben anzupassen, soll es im Bundestag kurzfristig geändert werden. Ob dabei auch die Ausbaupfade für neue Wind- und Solaranlagen wie angekündigt erhöht werden, ist offen. Die Gespräche zwischen Union und SPD dazu wurden noch nicht wieder aufgenommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“