Ökologie etc.: Beach-Boykott
Sahneweißer Strand, türkisklares Wasser und Felsen, die den Weg um die versteckte Bucht säumen: Als der Filmproduzent Andrew Macdonald im Sommer 1998 in die versteckte Maya Bay auf der thailändischen Insel Phi Phi Leh einbog, schlug sein Herz höher. Da war er, der Drehort für seinen geplanten Film „The Beach“. Ganz perfekt war die Kulisse allerdings nicht: So fehlten die Kokospalmen, ohne die eine tropische Idylle keine ist.
Nach kurzen Verhandlungen mit den thailändischen Behörden erhielt die Twentieth Century Fox die Erlaubnis, den Strand nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Störende Büsche wurden ausgerupft und stattdessen 100 Palmen eingepflanzt. Als Entschädigung zahlte die Filmfirma rund 200.000 Mark, dazu hinterlegte sie eine Kaution von etwa 250.000 Mark. Als der Deal in Thailand bekannt wurde, kam es zu einem Aufschrei der Empörung, da die Maya-Bucht in einem Naturschutzgebiet liegt. Und anders als viele andere Naturschutzgebiete, in denen Geschäftsleute und Politiker längst illegalerweise ihre Privathäuser und Ferienanlagen gebaut hatten, war dieses bis dahin noch intakt.
Als Leonardo DiCaprio zu den Dreharbeiten eintraf, sammelten sich vor seinem Hotel nicht nur jubelnde Fans, sondern auch protestierende Umweltschützer. Ihr Zorn richtet sich ebenso gegen die Amerikaner, die für billiges Geld ein Stück Thailand zerstörten, wie gegen die eigenen Politiker. Der Fall Maya Beach wurde in den Augen vieler Aktivisten zum Symbol des Ausverkaufs Thailands durch die Behörden. Es half nichts, dass die Fox die Büsche wieder einpflanzen, die Palmen wieder abhacken ließ. Heftige Stürme im vergangenen Herbst spülten mehrere Meter des Strandes davon, die möglicherweise von den Wurzeln der Pflanzen festgehalten worden wären. Hunderte von Schaulustigen kommen inzwischen täglich auf Motorbooten.
Lokale Politiker und Umweltschützer haben einen Prozess gegen die Behörden und die Filmfirma eingeleitet, rufen zum Boykott auf. Fox hat versprochen, die Einnahmen des ersten Spieltages an einen thailändischen Umweltfonds zu spenden. DiCaprio teilte mit, dass er zur thailändischen Premiere im März aus Sorge um seine Sicherheit nicht kommen wird. Jutta Lietsch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen