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Öko-Verkehrsmittel ohne FörderungÖkologische Geisterfahrt

Die Regierung will E-Autos und klimaschädliche Hybride als Dienstwagen steuerlich begünstigen, aber E-Bikes nicht. Die Grünen kritisieren das.

E-Bikes bleiben außen vor bei Steuerbegünstigungen Foto: imago/Jochen Tack

Berlin taz | Die Große Koalition hält daran fest, bei der Novellierung des Dienstwagenprivilegs nur Elektroautos und Hybridfahrzeuge, aber nicht E-Bikes steuerlich besserzustellen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine noch unveröffentlichte kleine Anfrage der Grünen hervor, die der taz vorliegt. Auf eine Begründung verzichtet die Bundesregierung in der Anfrage. Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Lisa Paus hält die Pläne für eine „ökologische Geisterfahrt“.

Hintergrund ist die geplante Steuerreform für Dienstwagen, zu der am Montag eine öffentliche Anhörung im Finanzausschuss stattfindet. Statt ein höheres Gehalt zu zahlen, stellen Arbeitgeber Beschäftigten oft einen Dienstwagen zur Verfügung, der auch privat genutzt werden kann. Das ist für beide Seiten günstig, auch wenn der Beschäftigte die Nutzung des Dienstwagens als geldwerten Vorteil versteuern muss, und zwar mit einem Prozent des Listenpreises für jeden Kalendermonat. Das gilt auch für E-Bikes.

Die Bundesregierung will das Dienstwagenprivileg für E-Autos und Hybridfahrzeuge ausbauen und die Steuer für sie halbieren – aber nicht für E-Bikes. Auch die Nutzung einer dienstlichen Netzkarte für die Bahn, die Bahncard 100, sowie Jobtickets sollen steuerlich nicht bessergestellt werden.

„Die aktuellen Vorschläge der Bundesregierung zur steuerlichen Förderung für Elektro- und Hybridfahrzeuge sind im Kern ein reines Absatzprogramm für die Autoindustrie“, sagt Paus. „Anstatt die Besteuerung von Dienstwagen und anderer Verkehrsmittel ökologisch auszurichten, wird die Subvention einfach ausgeweitet.“ Gerade Hybrid-Dienstwagen stehen wegen ihres oft hohen CO2-Aus­stoßes in der Kritik. „Die Besteuerung muss konsequent nach CO2-Ausstoß ausgerichtet werden, unabhängig von der dahinter stehenden Technologie“, sagt Paus.

Die Grünen fordern, dass Jobtickets steuerfrei werden. Bei der Bahncard 100 sollen Pauschalen wie bei Autos gelten statt individueller Berechnungen. Für Dienst-E-Bikes wollen sie, dass Beschäftigte nur ein Fünftel der jetzigen Steuer für den geldwerten Vorteil zahlen.

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12 Kommentare

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  • Ich nutze derzeit nur mein altes Fahrrad und Busse für meine "Dienstfahrten". Geschätzte 80% meiner Nutzung entfallen darauf. Wieso sollten Leute, die sich neue ressourcenverschendende Dinge kaufen, dafür eine Förderung erhalten?

  • Wenn wir den Klimawandel aufhalten wollen, hilft nach meiner Einschätzung vorwiegend ein Abkehr vom Materialismus und Konsumwahn. Dann sind die Steuervergünstigungen für Auto, E-Bike usw. zweitrangig.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    „Die Besteuerung muss konsequent nach CO2-Ausstoß ausgerichtet werden, unabhängig von der dahinter stehenden Technologie“, uhhhh, wenn da nicht am Ende der böse, böse Diesel besser wegkommt als der Benziner.

  • Sind E-Bike denn neuerdings so ökologisch sinnvoll? Ich dachte immer, ein normales Rad wäre schon in der Herstellung viel umweltschonender als dieser zukünftige Elektro-Schrott. Aber die schöne neue Elektrowelt lehrt uns anderes ...

  • Mal ne blöde Frage: Warum nicht auch die Finanzierung von 'analogen' Fahrädern, d.h. ohne 'E-' ebenfalls steuerlich begünstigen?

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @WirdSchonWerden:

      Welcher Arbeitgeber stellt schon Diensträder zur Verfügung, die auch privat genutzt werden und als geldwerter Vorteil versteuert werden müssen? Ein Orchideenthema.

    • @WirdSchonWerden:

      Danke für diese Nachfrage! Wenn Sie sie nicht gestellt hätten, hätte ich sie gestellt.

      Was ist außerdem mit Leuten, die zu Fuß gehen? Werden da die Schuhe begünstigt? Es muss jedenfalls deutliche Anreize dafür geben, nicht-motorisiert zur Arbeit zu kommen.

  • Ja, der hat Frau Krüger natürlich recht!



    Gleichwohl man noch viel weiter gehen sollte, wenn denn der KLimawandel bzw. dessen Bekämpfung ein Thema ist.



    Voll absetzbar als Betriebsausgabe im Bilanzjahr für den Arbeitgeber. Geldwerten Vorteil gar nicht steuerlich bewerten .. da Umweltschäden aber auch Ausbau und INstandhaltung der Straßeninfrastruktur teurer wären, wenn statt e-bike alle Auto fahren.



    Zudem Erhöhung KFZ-Steuer sowie ein "Sprit-cent", je Liter Sondersteuer um ein modernes Radwegenetz zu finanzieren.

    Interessant natürlich auch, dass derlei Überlebens-Themen in der Kommentatorenfunktion und bei Leserklicks hier sowie in der Medienlandschaft allgemein (soweit meine Annhame) nicht annähernd mit dem letztlich Irrelevanzthema Bayern-Wahl mithalten kann.

  • Meines Erachtens müssten Menschen die KEIN Auto haben,



    oder NUR mit dem Fahrrad oder den öffentlichen zur Arbeit fahren endlich subventioniert werden.



    Menschen, die aus welchem Grund auch immer,



    auf das antiquare, umweltzerstörende Automobil zurückgreifen sollten dagegen mit höheren Steuern und zusätzlichen monetären Belastungen belegt werden.



    Nur so kämen/kommen wir endlich zu einem nachhaltigen (ich spreche von allen Dimensionen der Nachhaltigkeit) Umgang mit dem"deutschen Wirtschaftswunder"!



    Aber solange die Automobilindustrie den Bundestag dominiert oder zumindest weiterhin so stark beeinflusst, wie bisher , und solange der deutsch Michel auch noch glaubt, dass sein Auto etwas gutes ist, wird sich nichts ändern!



    Alternativen zum eigenen Kraftfahrzeug gibt es zuhauf.

    Aber ist schon super alleine im Auto im Stau zu stehen. Und noch besser dass die umweltbewussten Radler*innen den Dreck der Autofahrenden auch noch einatmen. Das kurbelt zumindest auch das Gesundheitssystem an..

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @nolongerquiet:

      "Alternativen zum eigenen Kraftfahrzeug gibt es zuhauf."



      Nicht außerhalb der Großstadt.

      • @80576 (Profil gelöscht):

        Oder einfach ganz bis zur Arbeit. Hilft wunderbar zum Abschalten nach dem Feierabend und hält das ganze Jahr über fit. Einfach mal ausprobieren. Ein Luxus, wenn der Arbeitgeber eine Dusche hat ;)

      • @80576 (Profil gelöscht):

        Doch, mit dem Auto zum nächsten Bahnhof