Oberbürgermeisterwahl in Gera: Die AfD will eine Großstadt regieren
Im thüringischen Gera kam Dieter Laudenbach in die Stichwahl der Oberbürgermeister-Wahl. Nun entscheidet sich, ob er sie auch noch gewinnt.
Schon zur Bundestagswahl 2017 hatte die AfD in Gera ihr bestes Thüringer Ergebnis erzielt. Die ehemalige reußische Hauptstadt und Bezirkshauptstadt der DDR gilt als besonders problematische Kommune. Ostthüringen fühlt sich im Landesvergleich abgehängt, die Einwohnerzahl Geras schrumpfte nach der Wende um ein Drittel auf knapp unter 100.000.
Die Stadt steckt in der Schuldenfalle und wird von Haushalts-Konsolidierungsauflagen erdrückt. Sie hängt am Tropf des Landes, die Stadtwerke mussten 2014 Insolvenz anmelden. 9,4 Prozent Arbeitslosigkeit bedeuten Landesrekord. Überdies beherbergt Gera überproportional viele Flüchtlinge, die auch wegen der günstigen Mietpreise herziehen.
Diese objektiven Probleme verschlissen schon mehrere Oberbürgermeister und würden auch einen AfD-Kandidaten entzaubern. Zumal der 60-jährige Ingenieur-Ökonom aus DDR-Zeiten und praktizierende Gastwirt kaum über politische Erfahrung verfügt. Das gilt auch für seinen Gegenkandidaten, den bislang ebenso unbekannten Banker Vonarb. Im zweiten Wahlgang wurde der auch von den auf Landesebene koalierenden Parteien Linke, SPD und Grüne unterstützt, zuletzt sogar von der CDU. Auch in anderen Kreisen und kreisfreien Städten Thüringens hatten sich Linksbündnisse gebildet.
Dieter Laudenbach gilt im ultrarechten AfD-Landesverband Thüringen als vergleichsweise gemäßigt, distanzierte sich auch schon von Landeschef Björn Höcke. Gera aber will er „weniger attraktiv für Flüchtlinge machen“, trifft sich dennoch laut Spiegel bald mit dem Imam der einzigen Moschee der Stadt. Pikanterweise steht jedem neuen Oberbürgermeister in Gera ein Stadtrat gegenüber, in dem die Linke mit fast einem Drittel der Räte die größte Fraktion stellt.
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