Obdachlosigkeit in Berlin: 1.000 Betten gegen Kälte
Am Samstag startet in Berlin die Kältehilfe für Obdachlose. Wohlfahrtsverbände: Zu wenige Notübernachtungsplätze und mangelnde Finanzierung.

Damit zumindest im Winter niemand zurück auf die Straße geschickt werden muss, startet am Samstag die Kältehilfe, die bis Ende April dauert. Die Suche nach Unterkünften sei in diesem Jahr „sehr viel schwieriger“ gewesen als in den Jahren zuvor, sagte Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in der Notunterkunft. Trotz des angespannten Immobilienmarktes und gestiegenen Energiepreisen sollen auch in diesem Winter wieder rund 1.000 Notübernachtungsplätze zur Verfügung stehen. Zu wenig, sagen Wohlfahrtsverbände. In Berlin leben offiziell rund 2.000 Obdachlose.
Oliver Nöll (Linke), Sozialstadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, wo mit 300 Betten ein Großteil der Kältehilfeplätze angeboten wird, kritisierte den Zuschuss des Senats von 17 Euro pro Bett als zu niedrig. „Das reicht auch ohne die gestiegenen Kosten nicht aus.“ Nöll forderte eine Anpassung an die realen Kosten. Die liegen laut Wohlfahrtsverbänden zwischen 30 und 40 Euro.
Auch eine Quarantänestation für an Corona erkrankte Obdachlose soll es spätestens ab November wieder geben. Wo und mit wie vielen Plätzen, konnte Kipping nicht sagen. Die Quarantäneplätze des Landes waren Ende April geschlossen worden. Außerhalb der Kältehilfe sind die Bezirke für die Unterbringung zuständig. Einrichtungen der Obdachlosenhilfe kritisierten, dass sie kranke Menschen auf die Straße schicken mussten. Kipping sprach sich dennoch für eine „dezentrale Lösung“ aus. Stadtrat Nöll sieht angesichts der finanziellen Schwierigkeiten der Bezirke den Senat in der Verantwortung.
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