piwik no script img

Obdachlosigkeit in BerlinEs stehen noch mehr Häuser leer

Bei einer Demonstration von „Leerstand habe ich saath“ gegen Obdachlosigkeit im Wedding versammeln sich 180 Menschen. Das Kampf ist nicht vorbei.

Um dieses Haus geht es: Das besetzte Haus in der Haberssathstraße Foto: dpa

Berlin taz | „Wir haben endlich ein Zuhause“ steht auf einem der vielen Transparente, die aus den Fenstern der Habersaathstraße 48 in Mitte hängen. Davor hatten sich am frühen Samstagnachmittag rund 180 Menschen versammelt, um deutlich zu machen, dass der Kampf gegen spekulativen Leerstand noch längst nicht vorbei ist.

Der in den 1980er Jahre als Schwesternwohnheim errichtete Gebäudekomplex ist zum Symbol dieses Kampfs geworden. Nach mehreren Besetzungsversuchen konnten 60 Wohnungslose Ende Dezember 2021 in einen Teil der leerstehenden Wohnungen einziehen (taz berichtete).

Allerdings ist noch unklar, wie lange die Menschen dort bleiben können, denn der Eigentümer will die Häuser abreißen lassen.

Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte ist dagegen. Nun müssen Gerichte entscheiden. Das kann sich nochlänger hinziehen. Bis dahin können die Menschen in den Wohnungen bleiben, wie der Eigentümer erst kürzlich zusicherte.

Abriss muss verhindert werden

Auf der Auftaktkundgebung vor der Habersaathstraße 46 betonten RednerInnen der Initiative „Leerstand habe ich saath“, dass ein Abriss der Gebäude nicht nur wegen des Erhalts des Wohnraums, sondern auch aus ökologischen Gründen verhindert werden muss. Die Häuser wurden bereits vor Jahren energetisch saniert.

Doch es gibt in Wedding viele weitere Häuser, die leerstehen und sofort bezogen werden könnten. Darauf wies die „Initiative gegen Mietenwahnsinn Nord“ auf der Abschlusskundgebung am Maxplatz hin. Dort hatten sie auf weiße Kartons die Adressen einiger dieser leerstehenden Gebäude geschrieben: Stettiner Straße 38, Jagowstraße 35, Osloer Straße 116a sind nur einige der Beispiele.

VertreterInnen der Initiative gegen Mietenwahnsinn forderten in Redebeiträgen Stephan von Dassel, den Bezirksbürgermeister von Mitte, auf, seine Versprechungen umzusetzen und dafür zu sorgen, dass der Leerstand beendet wird und die Gebäude bezogen werden können.

Sie brauchen Wohnungen

Die Initiative hatte in den letzten Monaten mit Kundgebungen und einer Petition beständig auf die Leerstände hingewiesen. Dafür bekommt sie im Stadtteil Unterstützung, wie sich auch bei der Abschlusskundgebung zeigte, wo PassantInnen spontan applaudierten.

Sie fand vor der Wohnungslosenbühne stand, die im Dezember 2021 Menschen ohne Obdach auf dem Maxplatz errichteten. Dort haben sie begründet, warum sie nicht mehr auf der Straße leben können: „Ich brauche eine Wohnung, weil ich alt und krank bin“, lautet eines der Statements.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!