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Obdachlose in HamburgNeue Hilfe auf der Straße

Das stadteigene Unternehmen Fördern & Wohnen beschäftigt jetzt auch Straßensozialarbeiter. Dadurch sollen mehr Obdachlose Beratung erhalten.

Am vergangenen Samstag forderten Demonstrant*innen ein ganztägiges Winternotprogramm Foto: dpa

Hamburg taz | Auf den Straßen Hamburgs sind seit Montag zwei neue Straßensozialarbeiter unterwegs, zwei weitere sollen demnächst folgen. Bisher arbeiteten Straßensozialarbeiter nur für die freien Träger, jetzt wurden auch Stellen bei dem städtischen Tochterunternehmen Fördern & Wohnen geschaffen.

Das Projekt „Visite Sozial“ entstand auf Initiative der Sozialbehörde und ist eine Kooperation von Fördern & Wohnen und der Caritas, erklärt Behördensprecher Martin Helfrich auf taz-Anfrage. Zuerst berichtete der NDR. Die Stadt bemühe sich immer, das Angebot für Wohnungslose auszubauen, sagt Helfrich.

Das Projekt sei auch eine Reaktion auf die Erkenntnis, dass nicht alle Menschen mit dem bisherigen Angebot erreicht würden. „Das Ziel ist, die vorhandenen Angebote besser zu vernetzen, weitere Bedarfe zu klären und selbst Beratung anzubieten“, sagt der Behördensprecher.

Dafür sind nun seit Montag zwei Straßensozialarbeiter mit dem Krankenmobil der Caritas unterwegs. „Sie sollen dort Menschen für eine Beratung gewinnen“, sagt Andrea Hniopek von der Caritas. Das Mobil fährt wochentags Treffpunkte der Obdachlosenhilfe an und bietet wohnungslosen Menschen eine ambulante medizinische Versorgung.

In Zukunft sei geplant, dass zwei Sozialarbeiter dauerhaft am Krankenmobil arbeiten, die anderen zwei sollen auf der Straße unterwegs sein, erläutert Hniopek. Das genaue Vorgehen werde aber noch ausgelotet. Wichtig sei dabei, den Fokus darauf zu richten, dass die Menschen wieder Wohnraum bekämen. Ziel könne nicht sein, sie nur in ihrer Situation der Obdachlosigkeit zu versorgen.

Die Behörde hat kein Interessedaran, das Winternotprogramm auch tagsüberzu öffnen

Weitere neue Ansätze in der Wohnungslosenhilfe könnte ein Fachtag bringen, der laut Sozialbehörde im April gemeinsam mit den Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe stattfinden soll. Dort werden die Ergebnisse der Obdachlosenbefragung diskutiert, die Anfang des Jahres vorgestellt wurde. Dabei scheinen Konflikte programmiert zu sein, denn Sozialbehörde und Wohlfahrtsverbände deuteten die Ergebnisse größtenteils sehr unterschiedlich.

In einem Punkt bleibt die Sozialbehörde aber in jedem Fall hart: Das Winternotprogramm wird auch künftig tagsüber geschlossen bleiben. Zuletzt am vergangenen Samstag forderten etwa 300 Demonstrant*innen bei einem „Wintermove“ die ganztägige Öffnung. „Das Winternotprogramm ist ein Erfrierungsschutz, keine öffentliche Unterkunft“, sagt Helfrich. Mit der ganztägigen Öffnung würde sich der Rechtsstand der Einrichtung ändern und nur noch Menschen mit Anspruch auf Sozialleistungen könnten sie nutzen. Nach Angaben Helfrichs will die Behörde das Angebot aber niedrigschwellig halten. Sie habe deshalb kein Interesse daran, das Winternotprogramm ganztägig zu öffnen.

Im kommenden Jahr soll aber eine neue Tagesaufenthaltsstätte in Altona eröffnen. An den genauen Einzelheiten werde noch gearbeitet. Klar sei, dass Fördern & Wohnen den Treff betreiben wird. Geplant sei auch, das „volle Spektrum“ anzubieten, ähnlich wie bei der Tagesaufenthaltsstätte der Diakonie in der Bundesstraße, sagt Helfrich. Dort gibt es für Wohnungslose unter anderem eine Sozialberatung und eine hausärztliche Sprechstunde.

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