OSZE-Treffen in Polen: Der übellaunige Herr Lawrow
Russlands Außenminister rechnet mit der OSZE ab. Die Organisation sei parteiisch. Zur Tagung in Polen durfte er nicht.
![Sergei Lawrow Sergei Lawrow](https://taz.de/picture/5951089/14/31648685-1.jpeg)
Seinen Angaben zufolge hätten die im Gebiet Donezk stationierten OSZE-Beobachter vor dem Ausbruch des Krieges am 24. Februar 2022 die zunehmenden Angriffe der ukrainischen Armee auf die von Moskau unterstützten Separatisten im Osten der Ukraine ignoriert und ihr teilweise sogar dabei geholfen. „Es sind Fakten entdeckt worden, dass die OSZE sich an der Lenkung des Feuers auf Donezk und Luhansk beteiligt hat“, behauptete Lawrow.
Nach der Ausweisung der Beobachter seien entsprechende Dokumente gefunden worden. Dann wurde der Außenminister auch etwas grundsätzlicher. Die OSZE werde vom Westen dominiert und habe daher ihre Rolle als Vermittler verloren.
Die Übellaunigkeit Lawrows dürfte auch dem Umstand geschuldet sein, dass ein zweitägiger Ministerrat der OSZE am Donnerstag und Freitag dieser Woche in der polnischen Stadt Łódz ohne ihn stattfindet. Dort steht vor allem Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine im Zentrum der Debatten.
Rigide Blockadepolitik durch Russland
Warschau, das derzeit den OSZE-Vorsitz führt, hatte Lawrow im November ein Einreisevisum verweigert. Zur Begründung hieß es, er sei mit einem EU-Einreiseverbot belegt. Das russische Außenministerium hatte umgehend reagiert und von einem beispiellosen und provokativen Schritt gesprochen. Polen habe der Glaubwürdigkeit der OSZE einen „irreparablen Schaden“ zugefügt.
Russland wird auf dem Treffen in Łódz von dem Ständigen Vertreter der Russischen Föderation bei der OSZE, Alexander Lukaschewitsch, vertreten.
In der OSZE, der 57 Staaten angehören, hat sich Russland in den vergangenen Monaten immer wieder durch eine rigide Blockadepolitik hervorgetan. Dort müssen Beschlüsse einstimmig gefällt werden. So hat Moskau seit Herbst 2021 das Ende von drei OSZE-Beobachtermissionen erzwungen – darunter ist auch die Mission, die den Waffenstillstand im Donbass überwachen sollte.
Das Budget für 2022 ist immer noch nicht abgesegnet. Ärger dräut auch beim OSZE-Vorsitz für 2024. Beworben hat sich Estland. Tallinn positioniert sich besonders deutlich gegen Russlands Angriffskrieg.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?