Nutzlose Atommüll-Verpackungsanlage: Die stille Fabrik im Gorlebener Wald
400 Millionen Euro hat eine Verpackungsanlage für Atommüll nahe Gorleben gekostet. Die sinnlose Fabrik läuft für fünf Millionen jährlich im Stand-by.
Von der Öffentlichkeit allerdings weitgehend unbeachtet wurde im Gorlebener Wald vor Jahrzehnten aber noch eine weitere Fabrik hochgezogen: die Pilotkonditionierungsanlage (PKA). Das Bauwerk könnte, ähnlich wie der schnelle Brüter in Kalkar oder der Hochtemperaturreaktor in Hamm, zu einem weiteren Mahnmal gescheiterter Atompolitik werden.
Im Frühjahr 1990 war der erste Spatenstich für die PKA erfolgt, rund 400 Millionen Euro kostete der Bau. Zehn Jahre später erteilte das niedersächsische Umweltministerium die Betriebsgenehmigung. In der Fabrik sollten probeweise abgebrannte Brennstäbe aus den großen und schweren Castoren in kleinere Behälter umverpackt, also für eine direkte Endlagerung „konditioniert“ werden. Die PKA als Versuchs- und Erprobungsanlage zur Herstellung „endlagerfähiger Gebinde“ – so beschrieb die bis vor Kurzem für die Anlage verantwortliche Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) damals den Nutzungszweck.
In Betrieb ging die Fabrik jedoch bis heute nicht. Zwischenzeitlich hat sich der Arbeitsauftrag nämlich erledigt. Er ergibt nur einen Sinn, wenn in Gorleben gleichzeitig das zentrale Endlager für Atommüll eingerichtet wird. Von dieser Festlegung hat die Bundesregierung offiziell Abstand genommen. Das zuletzt 2017 novellierte Standortauswahlgesetz sieht ein völlig neues Suchverfahren auf einer „weißen Landkarte“ vor, in dem weder das Wirtsgestein noch der Lagerungsort feststehen.
Der Fleck auf der Landkarte
Die Landkarte hat mit Gorleben allerdings schon einen dicken Fleck, denn der dortige Salzstock wurde als einziger Ort bereits ausführlich untersucht. Umweltschützer aus der Region sagen, dass dort unter dem Deckmantel der Erkundung bereits ein Endlager weitgehend fertig gebaut wurde.
Die PKA brauchte also eine neue Daseinsberechtigung. Und so erklärten Politik und Betreiber die Fabrik als Service- und Reparaturstation für defekte Castor-Behälter aus dem benachbarten Zwischenlager für unverzichtbar. So steht es auch in der Betriebsgenehmigung für das Lager.
Erhebliches Gefahrenpotenzial
Die Atomgegner brachte das auf die Palme: „Wenn die Behälter unsicher sind, dürfen sie gar nicht benutzt werden“, erboste sich schon vor Jahren die Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Und wenn eine solche Reparatureinrichtung wirklich notwendig wäre, müssten auch an anderen Zwischenlagern für hoch radioaktiven Müll ähnliche Anlagen gebaut werden.
Gleichzeitig machte die BI auf das ihres Erachtens erhebliche Gefahrenpotenzial der Anlage aufmerksam. Über den 60 Meter hohen Schornstein und eine spätere Pipeline zur Elbe könnten größere Mengen Radioaktivität in die Umwelt gelangen.
So weit kam es allerdings nicht. Die PKA nahm nie den sogenannten „heißen Betrieb“ auf, offiziell aufgegeben wurde aber auch das Reparaturkonzept nicht. Der ursprüngliche Konditionierungsbetrieb in der PKA sei allerdings nicht mehr vorgesehen, sagt Tobias Schmidt von der bundeseigenen Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) der taz. Sie übernahm die PKA vor einem Jahr im Zuge der Neuordnung der Verantwortlichkeiten in der Atommüllpolitik: Für eine mögliche Behälterreparatur sei die PKA aber „weiterhin im Stand-by-Betrieb“.
Veraltete Technik
Gleichzeitig, so Schmidt, prüfe die BGZ Alternativen für die Wartung und Inspektion der Gorlebener Castoren. Ein Indiz, dass der Betreiber die Anlage möglichst bald loswerden oder stilllegen möchte. Denn alleine der Stand-by-Betrieb der PKA verursacht jedes Jahr Kosten von fünf Millionen Euro.
Die BI verweist zudem darauf, dass die Technik der vor fast 30 Jahren gebauten Fabrik inzwischen völlig veraltet ist. Die PKA, sagt ein Sprecher der Initiative, „hat sich erledigt.“
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