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■ QuerspalteNur noch Neger und Russen

Fußball: 0:0 beim Ukrainer. Wir müssen um die WM-Teilnahme zittern. Tennis: Steffi, Boris, Stich kaputt. Sie kriegen das Filzgerät nicht mehr ins Feld. Und was kommt nach dem Heldentrio? Die Lücke! Eishockey: Blamage bei der WM. Boxen: Kein Nachfolger für Gentleman Henry.

Jetzt schlägt die FAZ Alarm. „Zukunft Reservebank?“ funkt sie aus dem Frankfurter Bunker, „wohin treibt der deutsche Profisport?“ Wir ahnen schon: Er treibt ins Abseits, ins medaillenlose Niemandsland, in die Sahara für Sieger. Die Zukunft, sie „sieht düster aus... Die Schatten werden länger.“ Und wer hat schuld am sportlichen Absturz? Die Überfremdung! Immer öfter streifen Russen und Neger teutonische Trikots über, nehmen den Unsrigen die Arbeitsplätze weg. Globalisierung! Was bei Daimler-Bayer-Siemens unheilvoll begann, wird bei Borussia-Bayern-VfB fortgesetzt. Toreproduktion mit ausländischen Fachkräften. Die sind billiger, die sind disziplinierter.

Junge Deutsche unter 21 bringen es in der Bundesliga dagegen auf eine Spielpraxis von – laut FAZ-Stoppuhr – 71 Sekunden. Kann so ein neuer Beckenbauer, Seeler, Loddar auf dem grünen Rasen wachsen? Im Sekundentakt? „Im Basketball, im Fußball und Handball, im Ringen, Tischtennis und Volleyball herrscht babylonische Sprachverwirrung ... hat eine wahre Völkerwanderung eingesetzt.“ Und am allerallerschlimmsten: Die deutschen Zuschauer, resigniert die FAZ, jubeln den Fremden auch noch zu. Keiner (außer den Fans von Energie Cottbus) wirft mehr Bananen auf farbige Kicker, keiner (außer den Fans von Energie Cottbus) macht den Orang-Utan.

Aber es liegt nicht nur am Ausländer. Die FAZ ist da grundehrlich. Die andere Malaise: Der gemeine Deutsche will sich „nicht mehr den extremen Leistungsanforderungen unterwerfen“. Er liest lieber Fit for Fun, er fährt Snowboard und Inline Skates, er spielt Streetball, „die Entwicklung geht hin zum Vergnügen“. Kurz zusammengefaßt: Der Deutsche ist richtig vernünftig geworden. Gräßlich! Manfred Kriener

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