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Nordkorea verletzt UN-ResolutionRakete in Richtung Japan abgefeuert

Erstmals erreicht eine nordkoreanische Rakete ein Seegebiet innerhalb von Japans Luftüberwachungszone. Für Ministerpräsident Abe eine „unerhörte Aktion“.

Jung, brutal, gutaussehend: Kim Jong-un Foto: dpa

Seoul/Tokio dpa/ap | In Tokio wurden die Außenminister Japans, Chinas und Südkoreas von dem neuerlichen Raketentest überrascht. Auf ihrem jährlichen Treffen standen eigentlich die Spannungen wegen der chinesischen Territorialansprüche im Südchinesischen Meer ganz oben auf der Tagesordnung. Den jüngsten Raketentest des isolierten kommunistischen Staats kritisierten sie als „Provokation, die einfach nicht toleriert werden kann.“

Nach dem Beginn eines Militärmanövers der USA mit Südkorea hat Nordkorea nach südkoreanischen Angaben eine ballistische Testrakete von einem U-Boot aus in Richtung Japan abgefeuert. Nach dem Start vor der Ostküste Nordkoreas sei die Rakete etwa 500 Kilometer geflogen und ins Japanische Meer gestürzt, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul am Mittwoch mit. Dem wegen seines Atom- und Raketenprogramms isolierten Land ist der Test ballistischer Raketentechnik durch UN-Resolutionen untersagt.

Japan reagierte empört. Nach Angaben von Ministerpräsident Shinzo Abe erreichte zum ersten Mal eine nordkoreanische Rakete ein Seegebiet innerhalb der japanischen Luftraumüberwachungszone. Solche Luftverteidigungsgebiete decken sich nicht mit dem Luftraum eines Landes.

Der Raketenstart sei „eine große Bedrohung für die nationale Sicherheit“ und eine „unerhörte Aktion“, sagte Abe vor Journalisten. Japan habe bei Nordkorea Protest eingelegt. Bereits im August hatte der Flug einer nordkoreanischen Mittelstreckenrakete bis in die Nähe der japanischen Küste heftige Kritik in Tokio und im Westen ausgelöst.

Der Generalstab der südkoreanischen Streitkräfte vermutete, dass Nordkorea den Zeitpunkt des jetzigen Raketentests gewählt habe, um damit auch gegen die laufenden amerikanisch-südkoreanischen Manöver zu protestieren. Mit dem Test verletze Nordkorea klar bestehende UN-Resolutionen, hieß es.

Drohung mit atomarem Erstschlag

Nordkorea hatte zu Beginn des alljährlichen Manövers in Südkorea am Montag mit einem atomaren Erstschlag gedroht. Nordkorea unterstellt Washington und Seoul, mit ihren gemeinsamen Manövern einen Angriff vorzubereiten, was beide aber bestreiten.

Nordkorea hatte in den vergangenen Monaten mehrere Raketen getestet, darunter auch Mittelstreckenraketen und U-Boot-Raketen. Ziel des kommunistischen Regimes in Pjöngjang ist es, Raketen zu entwickeln, die einen atomaren Sprengkopf tragen können. Südkorea und die USA befürchten, dass Nordkorea mit jedem neuen Test einer U-Boot-gestützten ballistischen Raketen (SLBM) neue technische Fortschritte erzielt. Raketen, die von einem U-Boot aus abgefeuert werden, sind schwerer als von landgestützten Abschussrampen aus zu entdecken.

Nach einem neuen nordkoreanischen Atomtest im Januar – dem vierten des Landes – und dem umstrittenen Start einer Weltraumrakete im Februar ist die Lage in der Region sehr gespannt. Der UN-Sicherheitsrat hatte die Sanktionen gegen Pjöngjang verschärft.

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