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Norbert Röttgen und die CDUMit aufgerissener Jacke

Georg Löwisch
Kommentar von Georg Löwisch

Röttgen als CDU-Chef? So blöd ist das nicht. Er wirkt freundlicher als Merz und hat sich als Umweltminister das wichtigste Thema erschlossen.

Anders als Merz schaffte es Röttgen, seinen Groll nicht Jahre vor sich herzutragen Foto: Felix Zahn/photothek/imago

D er größte Fehler in der Bewertung der CDU ist es jetzt, Norbert Röttgen mit Friedrich Merz zu verwechseln: Herrje, da reaktiviert sich erneut einer, den Angela Merkel mal aus der ersten Reihe entfernte. Und – hihi – wann tritt bloß der Koch wieder an und wann der Oettinger.

Schon richtig, Merkel hat Röttgens Aufstieg 2012 beendet. Der damalige Bundesumweltminister verlor die Wahl in Nordrhein-Westfalen kläglich, vorher versuchte er noch Prozentpünktchen auf Kosten der Kanzlerin zu retten. Die entließ ihn als Minister, es wirkte, als stieße sie jemanden in voller Fahrt vom Fahrrad.

Aber anders als Merz schaffte es Röttgen, seinen Groll nicht Jahre vor sich herzutragen. Er blieb Politiker, was auch erklärt, warum ihm nicht so viele handwerkliche Fehler unterlaufen wie Merz. Röttgen ist Chef des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag. Was Merkel betrifft, hielt er meistens die Klappe.

Jetzt lästert er über das Verfahren der scheidenden Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer zur Besetzung des CDU-Vorsitzes und der Kanzlerkandidatur: Eine Jacke, wo schon der erste Knopf falsch geknöpft sei. Tatsächlich wirkten die Bemühungen ziemlich verzweifelt, den Umfragefürsten Merz, Gesundheitsminister Spahn und den mächtigen, aber noch zaudernden nordrhein-westfälischen Regierungschef Laschet irgendwie zusammenzubringen.

Die Partei ist nicht doof

Röttgen hat diesen Moment genutzt. Um in seinem Bild zu bleiben: Die Jacke hat er aufgerissen, dass die Knöpfe abgeplatzt sind. Er will einen schnellen Bundesparteitag, eventuell auch eine Mitgliederbefragung.

Röttgens Kandidatur ist ernst zu nehmen. Nicht nur, weil auch in der CDU viele Merz’ Song von den guten alten Zeiten nervt. Sondern weil die Partei nicht doof ist. Röttgen wirkt freundlicher als Merz. Und erschloss sich damals als Umweltminister das wichtigste Thema. Ja, er ist Teil der deutschen Klimamisere, und auf der Konferenz von Kopenhagen scheiterte er 2009 mit. Aber er lernte dort, und dealte später erste Absprachen zwischen EU und Schwellenländern aus. Für die Grünen wäre Röttgen im Bundestagswahlkampf das schwierigere Match, schwieriger als eins gegen Merz.

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Georg Löwisch
Autor
Viele Jahre bei der taz als Volontär, Redakteur, Reporter und Chefredakteur.
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13 Kommentare

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  • Röttgen hat Esprit, Stil und Charisma. Mehr "Obama" schafft Deutschland nicht.

  • Ist die taz wirklich so Politiker- und Parlamentsfixiert, dass sie nur diese eine Frage kennt? Vorschläge zu machen, welcher CDU-Chef es werden soll?



    Ferraris, Formel Eins und Aluminium-Verhüttung abschaffen.



    Gegenüber den Kleinbauern in Idlib und in ganz Syrien ist die unterlassene Hilfeleistung ein Dauerzustand.



    Das empört mich.

  • er ist ein mitglied in der atlantikbrücke,.



    und hat waffenexporte nach saudia-arabien befürwortet.beides spricht sehr gegen ihn.



    aber falls Bernie Sanders der nächste us-präsident wird-werden von den usa erst einmal keine weiteren gefahren für den frieden in der welt ausgehen



    dann sinkt auch das risiko dass dieser lobbyist der waffenindustrie zu einer gefahr für den frieden wird

    • @satgurupseudologos:

      "aber falls Bernie Sanders der nächste us-präsident wird-werden von den usa erst einmal keine weiteren gefahren für den frieden in der welt ausgehen"

      Das glauben Sie nicht ernsthaft oder?

      Es ist schon fast niedlich. Jedesmal, wenn ein idealistisch auftretender Demokrat ins Weiße Haus einzieht, denken unsere Linken hier, der Weltfrieden bräche aus. Tatsächlich haben genau diese vermeintlichen Heilsbringer den Großteil aller US-Kriegseinsätze zu verantworten.

      Sanders würde (WENN er gegen Trump antreten, geschweige denn gewinnen sollte) auch nicht die Rolle der USA in der Welt auf links drehen. Das hat noch kein US-Präsident geschafft und schon gar nicht einer, der nicht nur die gegnerische Partei sondern auch noch seine eigene erstmal davon überzeugen muss, das auf seinen Rockschößen auch noch Platz für sie ist.

      • @Normalo:

        "Das glauben Sie nicht ernsthaft oder?"

        Ich meine es zumindest mit guten gründen hoffen zu dürfen.

        1.Bernie Sanders bekennt sich seit langer zeit zum demokratischen sozialismus gehört also zu uns linken.er hat jeden imperialistischen angriffskrieg der usa verurteilt und zu seinen zuverlässigsten verleumdern gehören daher auch seit langer zeit repräsentant*innen des militärisch industriellen komplexes



        2.Bernie Sanders ist ein alter weiser mann der seinen prinzipien treu geblieben ist dass man ihn auch als einen alten weissen mann bezeichnen könnte stimmt aber weder alte noch weisse noch männliche exemplare der spezies homo sapiens verdienen es diskriminiert zu werden.wenn jemand zu den vernünftigen und gerechten gehört ist ein hohes alter ein argument das für sie oder ihn spricht.hautfarbe und geschlecht sind egal und bei der religionszugehörigkeit kommt es lediglich darauf an dass dass bekenntnis zu der jeweiligen religion frei von fanatismus und intoleranz ist



        3.viele seiner wähler*innen wählen ihn weil er gegen militarismus und imperialismus ist.

        er ist also aus meiner sicht kein "vermeintlicher Heilsbringer"

        das das reaktionäre establishment der usa das aussenpolitisch gewohnheitsmässig auf aggressive völkerrechtswidrige gewaltanwendung setzt versuchen wird seine friedenspolitischen initiativen auszubremsen ist klar.aber wenn der präsident keinen krieg will wird auch kein krieg geführt.in der aussenpolitik haben amerikanische präsidenten einen grossen handlungsspielraum.normalerweise ist das schlecht oder sehr schlecht -aber in seinem fall wäre es gut.







        im übrigen gehöre Ich nicht zu denen die sich von Barack Obama oder Hillary Clinton täuschen und blenden liessen.



        Ich habe vielmehr vor beiden gewarnt.Als dem ersteren der friedensnobelpreis verliehen wurde habe Ich ein flugblatt geschrieben und verteilt in dem Ich ihn als den kriegstreiber und repräsentanten des militärisch industriellen komplexes bezeichnet habe als der er sich dann ja auch erwies

        • @satgurupseudologos:

          B Sanders wird niemals amerikanischer Präsident. Ausgeschlossen. Wenn ein Demokrat dann jemand der die Mitte mitnehmen kann.

  • Angesichts der übrigen Kandidaten halte auch ich Röttgen für eine gute Wahl. Merz wird - jede Wette - nie Kanzler, weil er es zu wenig will und weil er zu sehr Egomane ist. Laschet wäre auch denkbar, aber ob er sich vorwagen wird? Man muss sich wirklich mal Röttgens Rede(PK) heute anhören. Er überzeugt überwiegend mit seinen Positionen, auch wenn er recht unausgeschlafen wirkte ....

  • Alternative Röttgen? Das ist jetzt nicht euer Ernst!?

  • Leider ist der Gute viel zu USA-freundlich. Er hätte ja schon am liebsten anlasslos vor Jahren alle chinesischen Anbieter von IT und Kommunikationslösungen verbannt und North Stream eingestampft....

    • @Navitrolla:

      Na ja. Für mich wäre beides richtig gewesen. Aber nicht, um der USA zu gefallen. Sondern weil China m. E. nicht vertrauenswürdig ist und weil North Stream I bereits Gas liefert und weil die ukrainische Leitung wichtig ist - für die Russland-Politik!

      • @Harald Hansen:

        Für mich wäre beides falsch gewesen.

  • Ich als Bayer bin natürlich dafür, dass Markus Söder Kanzler von Deutschland wird.

    • @Nico Frank:

      und Ich bin als linker francophiler rheinländer dafür dass ihr bayern und wir rheinländer*innen mit berlin und jeder tradition eines deutschen nationalismus brechen und die idee eines deutschen nationalstaates möglichst bald und möglichst schnell auf dem müllhaufen der geschichte entsorgen.wir können uns selbst besser und vor allem demokratischer regieren als wir von berlin regiert werden. und wir wären die reaktionären preussen und protestanten los.,die wir rheinländer*innen nicht mögen und die auch ihr bayern nicht mögt. das rheinland wird eine republik die sich dem romanisch hellenistischen europäischen bundesstaat anschliesst und bayern eine konstitutionelle monarchie.da sich das bayrische königshaus in den finstersten jahren der geschichte des deutschen nationalstaates dem faschismus verweigert hat ist eine restauration der monarchie in bayern möglich.in sachsen oder preussen die früher auch königreiche waren wäre sie es nur unter der bedingung dass der thron einer kriminalhistorisch unbelasteten dynastie zugeteilt wird.



      in bayern ist keine linke hegemonie möglich,aber vielleicht ein besserer konservativismus.oder zumindest einer der uns ziemlich egal sein kann,weil ihr bayern die politik künftig nur in bayern beeinflussen könnt.



      bayrische und rheinische separiatist*innen sollten sich bis zur erfogreichen abschaffung oder verkleinerung der brd gegenseitig unterstützen.danach trennen sich unsere wege.



      vielleicht lässt sich in ostfriesland und nordfriesland der wunsch nach einer wiedervereinigung mit westfriesland wecken.auch die niederlande sind weniger reaktionär als die brd und ihre vergrösserung auf kosten von restdeutschland wäre also wünschenswert.