Noch mal neu
das Neuköllner Modell

Jugendkriminalität Polizei, Justiz, Jugendhilfe und Schulen sollen gemeinsam Straftäter auffangen

Um die Jugendkriminalität im Bezirk in den Griff zu bekommen, setzt Neukölln auf Freiwilligkeit und Kooperationsbereitschaft. Die Kooperation betrifft vor allem die staatliche Seite. „Alle Parteien, die mit jugendlichen Straftätern befasst sind, sollen sich besser vernetzen“, sagte Jugendstadtrat Falko Liecke (CDU). Am Mittwoch stellte er gemeinsam mit Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), Innensenator Frank Henkel (CDU) und VertreterInnen von Staatsanwaltschaft und Polizei das neue Handlungskonzept vor, mit dem Neukölln gegen sogenannte Schwellentäter und junge Mehrfachtäter vorgehen will. Mit rund 50 Intensivtätern unter 21 Jahren gibt es in Neukölln mehr als in jedem anderen Bezirk.

„Wenn Jugendamt, Schule und Sozialarbeiter, Polizei, Gerichtshelfer und Staatsanwälte alle zusammenarbeiten, können wir jugendlichen Straftätern und ihren Familien besser klarmachen, dass wir als Gesellschaft keine Kriminalität dulden“, sagte Liecke. Durch die enge Zusammenarbeit wolle man vor allem Straftäter im Alter zwischen 10 und 17 Jahren früh erreichen, um eine schlimmere Entwicklung zu verhindern. „Es ist schon eine Erleichterung, dass ein Staatsanwalt für den Bezirk zuständig ist – und nicht berlinweit für bestimmte Anfangsbuchstaben der Nachnamen“, sagte Liecke.

Das Konzept knüpft an die Ideen von Kirsten Heisig an. Die Jugendrichterin hatte sich mit dem Neuköllner Modell für eine konsequente und schnelle Bestrafung von Jugendlichen eingesetzt. Sie wollte durch schnelles Reagieren auf Straftaten erzieherisch auf junge Straftäter einwirken und so verhindern, dass diese sich zu Mehrfach- und Intensivtätern entwickelten. Nach Heisigs Tod 2010 seien ihre Ideen „etwas versandet“, gab Liecke zu. In Neukölln soll nun eine Arbeitsgruppe aus drei SozialarbeiterInnen gegründet werden, die die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure koordinieren wird.

Und da kommt dann die Freiwilligkeit ins Spiel. Denn einem so intensiven Austausch staatlicher Stellen steht eigentlich der Datenschutz entgegen. Um den zu umgehen, habe der Bezirk eine Datenschutzerklärung vorbereitet, die einsichtige Eltern oder die Jugendlichen selbst unterschreiben sollen, erklärte Bürgermeisterin Giffey. „Oft begleiten ganz viele Menschen einen Jugendlichen. Wenn wir das Wissen teilen können, können wir besser handeln“, sagte sie. Uta Schleiermacher