Niedersächsischer AfD-Landesverband: In Teilen rechtsextrem
Niedersachsens Verfassungsschutz bescheinigt Teilen des AfD-Landesverbands, fortlaufend gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu verstoßen.
„Flügel-Funktionäre und -Anhänger verstoßen fortlaufend gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung“, sagte Pistorius. Außerdem stellten sie staatliche Akteure oder Institutionen pauschal – teils mit abenteuerlichen Argumentationen etwa aus bekannten Verschwörungstheorien – infrage.
Eine der bisher letzten Aktionen des niedersächsischen „Flügels“ war beispielsweise die Ankündigung einer Demo für den 8. Mai in Hannover, die dann allerdings nicht stattfand. Unter dem Motto „Unsere Freiheit ist nicht verhandelbar!“ hätten AfD-Politiker aus dem weit rechten Parteispektrum, wie Andreas Iloff und Dirk Brandes, Reden gegen die Coronapandemie-Maßnahmen und gegen unterstellte Zwangsimpfung und Maskenzwang halten wollen.
Iloff und Brandes eint, dass sie bei dem niedersächsischen Netzwerk „Pegasus Germanus“ mitwirkten, bei dem wiederum Björn Höcke gern gesehen ist. Bereits vor zwei Jahren wollten sie den thüringischen AfD-Fraktionsvorsitzenden, der den „Flügel“ anführte, einladen. Und im Februar war Höcke bei einer eher konspirativen Veranstaltung in einem Industriegebiet im niedersächsischen Bissendorf dabei.
Landesvorsitz-Kandidatur aus „Flügel“-Kreisen
„Der sogenannte „Flügel“ ist in rechtsextremistischen Strukturen vernetzt und hat einen zunehmenden Einfluss innerhalb der AfD“, sagte Pistorius. 20 Prozent der AfD-Mitglieder in Niedersachsen sollen laut Verfassungsschutz dem Flügel zugehören. Noch Ende März hatte Niedersachsens Verfassungsschutzchef Bernhard Witthaut die Auflösung des „Flügels“ als „reine Augenwischerei“ bezeichnet. Die Auflösung einer Organisationsstruktur ändere nicht das Weltbild der Protagonisten.
Aus diesen „Flügel“-Kreisen kommt nun eine Kandidatur für den AfD-Landesvorsitz beim noch terminlosen Landesparteitag. Jens Kersten aus Northeim, ein Höcke-Anhänger, will es werden. Jener Kersten, der im Interview mit dem rechtsextremen Blatt Zuerst! dem niedersächsischen Landesverband vorwarf, „in den letzten zwei Jahren nicht erkennbar genug gewesen“ zu sein. Dies habe zur Folge, „dass wir als alternative politische Kraft immer weniger von den Bürgern in Niedersachsen wahrgenommen werden“.
Kersten will weg vom Neoliberalismus für „bürgerlich-konservative Leute“, wie er von der jetzigen Landeschefin Dana Guth gefahren wird. Mit der Beobachtung durch den Verfassungsschutz dürfte Kerstens Kandidatur an Relevanz gewinnen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“