Niedersachsens Sicherheit: Mehr Personal soll's richten

Viele Polizeidienststellen in Niedersachsen sind unterbesetzt. Das will Innenminister Pistorius ändern: mit 1.200 neuen Polizist*innen.

Niedersächsische Polizistin von hinten

Soll Verstärkung kriegen: niedersächsische Polizistin Foto: dpa

HANNOVER taz | Stellen Sie sich vor, Sie kommen nach Hause und jemand war schon vor Ihnen da. Und dieser jemand hat alles mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest ist: Laptop, Lederjacke, Tablet, Mobiltelefon, Goldschmuck der Oma. Die Wohnung ist durchwühlt und Sie stehen heulend vor dem Elend. Sie greifen zum Telefon – das in Ihrer Handtasche haben Sie glücklicherweise noch – und rufen die Polizei an.

Doch der Beamte, der nach mehreren Minuten endlich abhebt, sagt: „Die Täter sind weg? Alsoooo, da können wir jetzt ja auch nichts mehr machen.“ – „Wollen Sie sich das hier nicht wenigstens mal anschauen?“ –„Tjaaaaa, später vielleicht. Wir kratzen gerade zwei Jugendliche von einem Baumstamm, illegales Wettfahren, Sie wissen schon. Rufen Sie in zwei Stunden noch mal an, ok? Ach, und das noch: Nichts anfassen! Am besten Sie verlassen sofort die Wohnung.“

Ausgedacht? Leider nicht, sondern erlebt auf dem platten Land in Niedersachsen. Andere Dörfler*innen dürften das auch kennen: Die Polizei, dein Freund und Helfer, ist nicht so recht verfügbar. Weil die „Polizei in der Fläche“, wie es im Jargonvon Innenminister Boris Pistorius heißt, nicht gut genug aufgestellt ist: zu wenig Einsatzkräfte, zu weite Wege, eine ängstliche Bevölkerung.

Aber der Sozialdemokrat hat einen Plan: Er schickt mehr Polizist*innen aufs Land, und das schon ab dem 1. Oktober. Bis Ende 2022 dann, so Pistorius am Donnerstag, sollen zusätzlich 1.200 Beamt*innen in Dörfern und Gemeinden auf Streife gehen, Wochenmärkte sichern, im Netz Verbrecher jagen. „Mehr Präsenz zeigen“, nennt Pistorius das, „und die Ansprechbarkeit auf der Straße erhöhen.“

Es sei natürlich nicht so, dass die Polizei in Niedersachsen ihren Job schlecht gemacht hätte, findet der Innenminister. Aber man sollte schon dem Empfinden der Bevölkerung Rechnung tragen. Und das besagt, dass es mehr Einbrüche, Überfälle, Prügeleien denn je gebe. Stimmt aber nicht. Die Kriminalstatistik verzeichnete im vergangenen Jahr rund 506.000 Straftaten im Land, etwa 20.000 Fälle weniger als ein Jahr zuvor. „Niedersachsen ist so sicher wie nie zuvor“, sagt Pistorius.

Aber eine „Uniform führt zu einem höheren Sicherheitsempfinden in der Bevölkerung“, glaubt Landespolizeipräsident Axel Brockmann. Auf dem bislang vernachlässigten Land sollen dafür nun die neuen Polizist*innen zuständig sein. Und die könnten mit ihrer „direkten und zugewandten Art“, so Brockmann, am besten auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen.

Ob die Polizei dann auch schneller kommt? Na, mal sehen.

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