Niederlande scheitern in der Qualifikation: Lekker „Blade Runner“
Fußball zum Wegschauen: Dass sich die Niederlande nicht für die Fußball-WM in Russland qualifizieren konnten, verwundert niemanden.
Hatten Sie noch an die Qualifikation geglaubt? Wie war das, als es dann auf einmal 2:0 stand? Und wer soll eigentlich Arjen Robben ersetzen, der nach 96 Länderspielen nicht mehr für Oranje auflaufen wird? Wijnaldum wusste es nicht, und wer will ihm das verdenken? Nur auf die Frage, was sich verändern müsse rund um das kriselnde Oranje, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen. „Sehr viel.“
Nun ist also eingetreten, was zahlreiche verbitterte Kommentatoren seit Monaten prophezeit haben. Der Höhepunkt war wohl Hugo Borst, bissige wie rührige Couch-Ikone ungezählter Turnierabende im urgemütlichen WM-Studio des öffentlichen Fernsehens. „Ich geh lekker ‚Blade Runner‘ gucken“, so Borst über seine Pläne für den vergangenen Samstag – anstelle des Oranje-Matches in Minsk, das dann auch ein schreckliches Gegurke wurde.
Bleiben wir einen Moment im Studio des gleichen Senders. Dort duellierten sich am Ende einer deprimierenden Qualifikationsserie die Altstars Rafael van der Vaart und Pierre van Hooijdonk, Standardanalyst des Senders NOS. Van Hooijdonk plädierte dafür, endlich einen ausländischen Trainer anzustellen, um dem niederländischen Fußball neue Impulse zu geben. Van der Vaart dagegen brach eine Lanze für das alte Selbstverständnis der offensiven holländischen Schule, die nur mit einem internen Bondscoach zu neuer Blüte kommen könnte.
An just dieser Weggabelung steht die elftal, und mit ihr der seit Jahren auf personellem Schlingerkurs befindliche KNVB. Wobei sich hinter der Frage nach einem nieder- oder ausländischen Coach auch das schon länger brüchige Selbstverständnis einer Kickernation verbirgt, die der Welt nicht weniger als den Totaalvoetbal schenkte.
Dieses Problem ist alles andere als neu: Damals, als sich Oranje noch für Turniere qualifizierte, sahen sich auch erfolgreiche Bondscoaches wie Louis van Gaal selbst in den K.-o.-Spielen starker Kritik für ihre vermeintlich unniederländische Spielweise ausgesetzt.
Jetzt, da auch die Erfolge aufgehört haben, ist die Verunsicherung umso größer.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
Bundestag bewilligt Rüstungsprojekte
Fürs Militär ist Kohle da
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Krieg in Gaza
Kein einziger Tropfen sauberes Wasser
Kürzungen im Berliner Haushalt
Kultur vor dem Aus