News Fatigue scheint überwunden : Das Comeback der Nachrichten
Das Interesse an der Welt nimmt wieder zu: 23 Mio. Mal wurde die Seite taz.de alleine im August besucht.
Von KATRIN GOTTSCHALK, BARBARA JUNGE und ULRIKE WINKELMANN
taz Info, 19.09.22 | Wir Journalist*innen kommen häufig erst spät ins Spiel – wenn eine Entscheidung getroffen, ein Skandal eingefädelt, ein Buch veröffentlicht ist.
Aber für manche Neuigkeit sitzen wir direkt an der Quelle – zum Beispiel, was das Nachrichteninteresse unserer Leser*innen betrifft. Wir bemerken Veränderungen also als Erste und geben hiermit bekannt: Es wächst wieder!
Wir hatten im August 2022 wieder so viele Leser*innen auf unserer Seite wie im August 2021, sogar ein bisschen mehr. Sie erinnern sich: Das war der August vor der Bundestagswahl, also kein gewöhnlicher Sommermonat.
Hohe Zahlen an Onlinezugriffen im März
Dazwischen erhöhten sich unsere Leser*innenzahlen enorm, im März informierten sich zunächst viele Interessierte bei uns über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Vor wenigen Monaten dann haben wir uns mit dem Phänomen der News Fatigue beschäftigen müssen.
Weltweit und auch in Deutschland, so zeigte das Reuters Institute mit seinem jährlichen „News Report“ im Juni, habe eine Nachrichtenmüdigkeit eingesetzt.
Die Berichterstattung darüber, wie eine Katastrophe der nächsten folgte – Klimakrise, Corona, Krieg –, habe auch sonst sehr interessierte Menschen offenbar zermürbt. Wir haben dieses Phänomen in der taz auch wahrgenommen, und zum Teil registrieren wir es noch immer.
14 Millionen Besuche der taz online
Nach hohen Zahlen an Onlinezugriffen im März sanken diese kontinuierlich. Im Juli jedoch gab es eine Trendwende und nun im gerade vergangenen August die deutliche Erhöhung. In Zahlen heißt das: Im August konnten wir laut offiziellen Zahlen der IVW, der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern, 14 Millionen Besuche der taz online mit 23 Millionen Seitenbesuchen verzeichnen.
Die Themen der meistgelesenen Artikel im August sind breit gestreut: das Leben mit der Krankheit ADHS und mit Long Covid, das Fischesterben in der Oder und die Verkehrswende in Österreich.
Von unserer Ukraineberichterstattung werden besonders Texte nachgefragt, die direkt aus der Ukraine kommen – wie letzthin etwa ein Artikel über den Schulanfang dort.
Osteuropäische Expertise
Uns in der Redaktion bestärken diese Zahlen darin, dass wir richtig liegen. Wir profitieren von unserem internationalen Netzwerk osteuropäischer Kolleg*innen und Autor*innen und unserer über Jahrzehnte mit ihnen aufgebauten osteuropäischen Expertise.
Es lohnt sich, auch in scheinbar nur entlegene Themen frühzeitig tief einzusteigen. Unsere Leser*innen interessieren sich für wirklich viele unterschiedliche Dinge, zu denen sie tazzige Perspektiven suchen.
Natürlich darf man solche Zahlen nicht überinterpretieren, aber uns bedeuten sie auch deshalb so viel, weil wir mit einiger Sorge Richtung Herbst und Winter schauen: Wie beinahe alle hat auch die taz mit dem Preisanstieg an allen Enden zu kämpfen, und da ist es gut zu wissen, dass unser Journalismus, unser Engagement für die taz und für die großen und kleinen taz-Themen geschätzt werden.
Die taz am wochenende wird zur wochentaz
Zumal wir jetzt Richtung November noch einmal Anlauf nehmen zum nächsten Sprung in der Fortentwicklung der taz: Unsere taz am wochenende wird zur wochentaz – mit neuem Inhalt und neuen Aufgaben! Genauer werden wir hier nicht, weil wir all das unseren Genossinnen und Genossen auf der großen Vollversammlung am Samstag zuerst verraten und vorstellen wollen.
Mit dem Schwung, den die Vorbereitung des neuen Produkts natürlich auch verlangt, gehen wir also in den Herbst und setzen den so stürmischen und journalistisch herausfordernden Zeiten die vereinten Kräfte und die Leidenschaft des ganzen Hauses entgegen. Wir wissen ja: Mit Ihrer Unterstützung und Solidarität schaffen wir das.
Katrin Gottschalk, Barbara Junge und Ulrike Winkelmann bilden zusammen die taz-Chefinnenredaktion.