Neuwahl des Bundestags am 23. Februar: Ampel raus, Mitglieder rein
Angesichts der Bundestagsneuwahl verzeichnen Berliner Parteien abrupt steigende Eintrittszahlen. Am meisten gilt das für Linkspartei und Grüne.
Zahlenmäßig am größten ist der Zulauf bei der Linkspartei, knapp vor den Grünen. Aber auch SPD und FDP berichten von vielen Eintritten seit dem Ampel-Aus. Von der CDU liegen keine Zahlen über den 31. Oktober hinaus vor. Bis dahin gewann aber auch sie Mitglieder hinzu.
Nach Parteiangaben vom Donnerstag haben bei der Berliner Linkspartei seit dem Bruch der rot-grün-gelben Koalition 282 Menschen einen Mitgliedsantrag gestellt. Zwar kommt der Grünen-Landesverband mit 260 Eintritten absolut betrachtet nahe an diese Zahl heran. Gemessen an der Größe der Landesverbände fällt der Zuwachs bei der Linken allerdings deutlicher aus: Sie hat knapp 8.000 Mitglieder, die Grünen sind über eineinhalbmal so groß.
Die Spitzen beider Landesverbände sehen diesen Zuwachs als Fortsetzung einer schon länger anhaltenden Entwicklung. „Wir erleben seit einem Jahr eine starke Eintrittswelle und freuen uns, dass so viele mit uns für einen echten Politikwechsel und soziale Gerechtigkeit streiten wollen“, äußerten sich die Linkspartei-Doppelspitze aus Franziska Brychcy und Maximilian Schirmer.
Die SPD ist Berlins größte Partei
Von den Grünen-Vorsitzenden Nina Stahr und Philmon Ghirmai hieß es: „Seit einer Woche kann man von einem regelrechten Mitgliederboom sprechen.“ Ihre Erklärung für einen seit Jahresbeginn anhaltenden Zuwachs: „Immer mehr Menschen bemerken, dass Demokratie nur mit Beteiligung funktioniert.“ Die Grünen lagen Anfang 2017 noch bei 6.000 Mitgliedern und haben deren Zahl somit seither mehr als verdoppelt. Mit rund 14.000 Mitgliedern sind sie die zweitgrößte Partei in Berlin, hinter der SPD mit fast 18.000 Mitgliedern und vor der CDU mit knapp über 12.000.
Die in Berlin rund 4.000 Mitglieder zählende und seit der Wiederholungswahl Anfang 2023 nicht mehr im Abgeordnetenhaus vertretene FDP berichtete auf taz-Anfrage von 103 Beitrittsanfragen seit dem Ampel-Aus. Das sind fast genauso viele wie bei der mehr als viermal so großen Berliner SPD, die von 114 Anfragen seit Anfang November sprach. Bei der CDU sind es nach deren Angaben bis Ende Oktober 199 Neumitglieder gewesen. Zahlen der AfD lagen der taz bis Redaktionsschluss nicht vor.
Für die Parteien vergrößern die Eintritte die Zahl derer, auf die sie als Helfer im einsetzenden Wahlkampf hoffen – die Neuwahl des Bundestags ist für den 23. Februar geplant. Ab dem 12. Januar, das war jüngst von Landeswahlleiter Stephan Bröchler zu hören, können die Parteien im öffentlichen Raum kostenlos ihre Plakate aufhängen. Ihre Kandidaten in den Wahlkreisen und auf ihren Landeslisten müssen sie der Wahlleitung bis zum 16. Dezember benennen. In den Parteizentralen laufen gegenwärtig die Vorbereitungen für die dafür nötigen Nominierungstreffen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Wie er die US-Wahl gewann
Die Methode Trump