piwik no script img

Neues von der NSAEinfach mal alles abschöpfen

Die NSA sieht sich selbst als Zauberer. So illustriert der Geheimdienst ein Programm, das die Daten eines ganzen Landes abhören kann. Das berichtet eine US-Zeitung.

Die NSA, der große Zampano? Bild: getty images

WASHINGTON dpa | Der US-Geheimdienst NSA sammelt einem Bericht zufolge die Inhalte von Telefonaten in bisher ungeahntem Ausmaß. Der Geheimdienst habe ein Programm entwickelt, das die komplette Sprachkommunikation eines ganzen Landes aufsaugen könne, berichtete die Washington Post. Das NSA-System namens „Mystic“ (mystisch) werde bereits seit 2011 gegen mindestens ein Land eingesetzt. Um welches Land es sich dabei handelt, schrieb die Zeitung nicht.

Die Telefonate würden für 30 Tage gespeichert. Die Mitarbeiter der NSA könnten sie in dieser Zeit anhören und Gesprächsschnipsel auch für eine längere Zeit abspeichern. Die Washington Post beruft sich in ihrem Bericht auf Dokumente aus dem Fundus von Edward Snowden und Gespräche mit nicht namentlich genannten amerikanischen Offiziellen.

Bisher war nur bekannt, dass die NSA Verbindungsdaten in großem Stil sammelt. Das sind Informationen darüber, wer wann mit wem telefoniert oder eine E-Mail schreibt. Diese Informationen werden auch Metadaten genannt. Dass die NSA auch die Gesprächsinhalte eines ganzen Landes abgreift und abspeichert, ist dagegen neu. Wie der Geheimdienst an die Daten kommt, geht aus dem Artikel nicht hervor.

Die Datensammlung erlaube es NSA-Mitarbeitern, im Nachhinein Telefonate von Menschen abzuhören, die zum Zeitpunkt der Gespräche nicht verdächtig waren. Zum Durchsuchen der aufgezeichneten Gespräche dient ein Computerprogramm namens „Retro“. In Unterlagen fänden sich Beispiele für Fälle, in denen damit wichtige Hinweise gewonnen worden seien, schreibt die Washington Post.

Als Symbol für das „Mystic“-Programm habe die NSA einen Zauberer mit lilafarbener Robe gewählt, der einen Zauberstab hält. Auf der Spitze des Zauberstabs sitzt ein Handy.

Das Programm sollte offenbar auf weitere Länder ausgedehnt werden oder wurde das möglicherweise schon. Im Haushaltsplan von 2013 sei von fünf weiteren Ländern die Rede, in denen Gespräche gesammelt würden. Ein weiteres Land sollte bis Ende vergangenen Jahres hinzukommen.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    Mein Vorschlag für jedes Telefonat: Schlüsselwörter wie US-Präsident, Allah, Bomben, Attentat, Lösegeld, usw. ins Gespräch einbauen, dann haben diese Schmieren-Komödianten des "freiheitlichen" Wettbewerbs jede Menge zu kontrollieren! :-)