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Neues Hybrid-Auto von BMWWas sind schon 1.000 Meter?

Der neue BMW Mini ist ein Hybrid-Auto. Klimafreundlich soll das sein. Leider schafft sein Elektroantrieb nur 59 Kilometer am Stück.

Mindestens einen Kilometer mehr müsste der Hybrid-Mini für den „Umweltbonus“ am Stück schaffen Foto: Bernhard Filser/BMW

BMW hat ein Hybrid-Auto der Marke Mini gebaut, das, wenn es auf Elektroantrieb umspringt, nur 59 Kilometer am Stück fahren kann. 59 Kilometer, das ist sehr wenig. Mindestens aber ein Kilometer zu wenig. 60 Kilometer müsste der Elektroakku des neuen BMW schaffen, damit Käu­fe­r*in­nen des Autos den „Um­welt­bonus“ bekommen: 3.750 Euro sind das für sogenannte Plug-in-Hybride wie den Countryman von Mini.

Was ist schon der eine Kilometer, könnte man denken, eine Lappalie. Die zuständige Zulassungsbehörde in Irland sieht das anders und hat die Auslieferung des Countryman-Modells gestoppt.

BMW rechtfertigte sich gegenüber der Süddeutschen Zeitung damit, dass sich der Konzern unter großem Wettbewerbsdruck befinde und deswegen keinen Anlass sehe, mehr Geld für bessere Akkus auszugeben. Stattdessen soll jetzt mit „verbessertem Batteriemanagement“ nachträglich nachgeholfen werden. „Mit Ladetricks die Elektroreichweite aufblasen“, nennt das Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center of Automotive Research und Experte für Elektromobilität. Er kann nicht verstehen, warum BMW es riskiert, in der Öffentlichkeit schlecht dazustehen, nur um in der Produktion zu sparen. “Das zerstört Glaubwürdigkeit“, sagte er der taz.

Doch gerade die fehlt der deutschen Autoindustrie. Eine Branche, die den Abgasskandal zu verantworten hat und in den letzten Jahren kaum Anstalten gemacht hat, sich von Verbrennungsmotoren zu verabschieden, sollte etwas mehr Demut zeigen.

Schuld ist auch das Verkehrsministerium

Das tut sie aber nicht, im Gegenteil. Schuld an dieser Einstellung ist auch das Verkehrsministerium, deren CSU-Verkehrsminister die Autoindustrie seit zehn Jahren bauchpinseln. Kein Wunder, dass BMW nur gerade so viel tut, wie der Gesetzgeber verlangt, wenn Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) in einem Jahr, in dem die Folgen der Klimakrise besonders sichtbar sind, eine Kaufprämie für Verbrennungsmotoren vorschlägt.

Dass die deutsche Autoindustrie von der Konkurrenz abgehängt wird, weil sie bei den neuesten Technologien nicht mithalten kann, und dass der Klimawandel das Leben, so wie wir es kennen, unmöglich macht, scheint Andreas Scheuer egal zu sein.

Der neue Hybrid-Mini von BMW beweist: Es braucht gesetzliche Vorgaben und Ziele, eine Regulation der Autoindustrie, damit sich in der Branche endlich etwas tut.

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5 Kommentare

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  • E-Auto ist super, sollten alle mal ausprobieren unsere Mitarbeiter sind begeistert, gerade für Hausmeister oder Lieferanten alternativlos.

  • 59km am Tag reichen ja auch für die meisten Trips zur Arbeit, zur Kaufhalle und zurück (also vor Corona jetzt). Sogar deutlich: die durchschnittliche pendeldistanz ist 17km. Ist doch super für Menschen, die nicht weit fahren müssen und nicht den ÖPNV nutzen können oder woll (z.b. in einer grossstadt)

    • @whocares:

      Stimmt:)

  • 59 km und dann wird der stinker wieder angeworfen! Super. Und sowas wird auch noch vom Staat gefördert? Die Industrie lacht sich ins Fäustchen!

  • "Es braucht gesetzliche Vorgaben und Ziele [...], damit sich in der Branche endlich etwas tut."

    Das ist sehr freundlich formuliert. Meines Erachtens sollte diese Industrie als das behandelt werden, was sie ist, nämlich organisierte Kriminalität. Mitsamt all ihrer Buddies im Bundesamt für Verkehr und in den diversen Ministerien.