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Neues Angebot der Deutschen BahnHallo WLAN, Tschüss Nachtzug

Zum Fahrplanwechsel steigen die Preise nur in der 1. Klasse. Dafür kommen dort bald alle umsonst ins Internet. Nachtreisezüge werden eingestellt.

Nachtzüge werden wie hier bald nicht mehr fahren. Bild: dpa

BERLIN taz | Wenn die bundeseigene Deutsche Bahn ihre Preise erhöht, sind normalerweise ihre besten Kunden betroffen: die Reisenden der zweiten Klasse, die den überwiegenden Teil ausmachen. Die Preisrunde zum diesjährigen Fahrplanwechsel am 14. Dezember verschont diese Fahrgäste. Grund ist die neue Konkurrenz durch die Fernbusse. Die Bahn wolle ihren Fahrgästen entgegenkommen und sie an sich binden, hieß es zur Begründung. In diesem Jahr belaufen sich die Umsatzeinbußen, die durch die Fernbusse der Bahn entstehen, auf schätzungsweise 120 Millionen Euro.

Im Fernverkehr werden die Preise für ein Gros der Kunden nicht erhöht. So bleiben in der zweiten Klasse alle Normal- und Sparpreistickets sowie die Bahncards und Streckenzeitkarten auf dem bisherigen Niveau. Und die unbeliebte sogenannte Servicegebühr von 5 Euro für den Erwerb von Fahrkarten in Reise- oder Telefonzentren entfällt.

Erhöht werden allerdings die Preise im Nahverkehr, und zwar um durchschnittlich 1,9 Prozent. Diese Preiserhöhungen werden häufig auch von den kommunalen Verkehrsbetrieben forciert, die in regionalen Verbünden organisiert sind.

Aber auch im Fernverkehr müssen Reisende tiefer in die Tasche greifen, nämlich in der ersten Klasse. Hier sollen die Preise um durchschnittlich 2,9 Prozent steigen. Dafür verspricht die Bahn einen funktionierenden kostenlosen Internetzugang für alle. Damit möchte die Bahn offenbar vor allem für Geschäftsreisende attraktiv werden, die ihren Zugsitz in ein fahrendes Büro verwandeln wollen oder müssen. 10 bis 15 Prozent der Sitze in den Fernzügen befinden sich in der ersten Klasse. Hier können sich Reisende auch kostenlos einen Sitzplatz reservieren lassen.

Internet dann auch stabil?

Die Bahn begreift ihr Internetangebot in der ersten Klasse auch als Test. Sollte es stabil funktionieren, was bei den hohen Geschwindigkeiten technisch nicht einfach ist, könnte es auch auf die Abteile der zweiten Klasse ausgedehnt werden. Dies soll laut Bahn frühestens im Jahr 2016 der Fall sein.

Der Fahrplanwechsel bringt aber auch Angebotseinschränkungen mit sich. So werden mehrere Nachtzugverbindungen eingestellt, unter anderem die Verbindungen Kopenhagen–Amsterdam, Berlin–Paris, Hamburg–Paris und München–Paris. Auch die Autoreisezüge sollen Schritt für Schritt aufgegeben werden. Wer dennoch auf seinen eigenen Pkw im Urlaub nicht verzichten will, soll dennoch die Bahn nutzen dürfen: Perspektivisch sollen die Autos auf Lastkraftwagen ihr Ziel erreichen, während die Menschen im Zug sitzen.

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2 Kommentare

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  • Haben wir jetzt auch schon Sanktionen gegen Frankreich verhängt? Oder warum darf man Nachts nicht mehr nach Paris fahren?

  • Autos auf LKWs verladen? Dahinter steckt nicht mehr eine Bahn, die Bahnverkehr betreiben will sondern Europas grösste LKW-Spedition - zusammengekauft von Herrn Mehdorn - und die Bahn sitzt dafür auf den Schulden.