Neues AfD-Spitzenpersonal: Krasser geht immer

Bei der Vorstandswahl hat es die Höcke-Jüngerin Christina Baum überraschend in den AfD-Vorstand geschafft. Beatrix von Storch dagegen ist draußen.

Gruppenbild mit AfD-Politiker:innen

So sieht der neue 14-köpfige AfD-Bundesvorstand aus Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Riesa taz | Es ist schon früher Abend, als es am Samstag beim Parteitag der AfD in Riesa um den Posten des 5. Beisitzers im Bundesvorstand geht. Beatrix von Storch, die bislang stellvertretende Parteivorsitzende war, sitzt im Gästebereich der Delegiertenversammlung, scheinbar ist sie ins Gespräch vertieft. Plötzlich springt sie von ihrem Stuhl auf, geht einen Schritt nach vorn, dann zappelt sie mit den Beinen.

Auf den Videoscreens in der großen Halle ist das Ergebnis der Abstimmung eingeblendet worden. Christina Baum, Bundestagsabgeordnete aus Baden-Württemberg, ist überraschend in den AfD-Bundesvorstand gewählt worden. Von Storchs Gesicht zeigt: Sie ist entsetzt.

Baum ist das, was der ehemalige AfD-Chef Jörg Meuthen manchmal als „die Verstrahlten im Westen“ bezeichnet hat. Die Zahnärztin, die im Osten geboren wurde und sich nach 1989 im Süden niedergelassen hat, gilt in der West-AfD als eine der treusten An­hän­ge­r:in­nen des Rechtsextremisten Björn Höcke, Thüringer Landeschef und Kopf des offiziell aufgelösten „Flügels“. Baum ist ohne Zweifel eine der großen Gewinnerinnen des Parteitags, von Storch eine der Verliererinnen.

Anfang vom Ende bei von Storch

Dass von Storch an diesem Abend im Gästebereich des Parteitags sitzt, ist nicht freiwillig. Gemeinsam mit den anderen 23 Berliner Delegierten ist sie nicht zum Parteitag zugelassen, so haben es die Schiedsgerichte der Partei entschieden. Der Grund: Von Storch soll auf einem Landesparteitag drei Bewerber auf die Liste für Bundesparteitagsdelegierte hinzugefügt haben, als diese schon geschlossen war.

Von Storch, 51, evangelisch, Lebensschützerin und umtriebige rechte Netzwerkerin schon vor AfD-Zeiten, mischt seit 2015 an der Spitze der Partei mit. Teilt man die AfD vereinfacht in zwei Teile, ist sie denen zuzuordnen, die sich für gemäßigt halten. Dieses Lager ist auf dem Parteitag abgeschifft. Doch eigentlich steht sie für eine weitere Strömung: die christlich-fundamentalistische. Auf dem Parteitag ist von Storch, die viele Feinde in der Partei hat, für den Bundesvorstand nicht einmal mehr angetreten. Noch ist sie stellvertretende Fraktionschefin, doch Riesa könnte den Anfang vom Ende ihrer Parteikarriere markieren.

Dagegen hat Christina Baum deutlich an Einfluss gewonnen. Erst seit dem vergangenen Jahr sitzt Baum im Bundestag, bei ihrer ersten Rede ging sie gleich in die Vollen: Die Corona­politik der Bundesregierung bezeichnete sie als „Vergewaltigung des deutschen Volkes“. In Riesa verkündete Baum unter anderem, sie wolle den Deutschen „einen gesunden Nationalstolz zurückgeben“, der von den „Trümmern einer jahrzehntelangen Schuldhaftigkeit verschüttet“ sei. Baum gilt in der AfD als schwer integrierbare Außenseiterin.

Tino Chrupalla und Alice Weidel, das neue Führungsduo an der Parteispitze, dürften froh sein, im Vorstand von Storch endlich los zu sein. Mit Baum werden sie es wahrlich nicht leichter haben. Allerdings kommen die Angriffe nun von der anderen Seite – und ihre Mehrheit steht.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.