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Neuer Waffenbetrieb in RusslandKalaschnikow rüstet auf

Die finanziell angeschlagene Kalaschnikow-Fabrik soll in einen moderen Rüstungsbetrieb umgewandelt werden. Das AK-47 ist das bekannteste Schnellfeuergewehr der Welt.

Auch der britische Künstler Damien Hirst hat sich von dem berühmten AK-47 inspirieren lassen. Bild: dapd

MOSKAU afp/dpa | Am Produktionsstandort der berühmt-berüchtigten Kalaschnikow soll nach Wunsch der russischen Staatsführung ein nach dem Schnellfeuergewehr benannter Rüstungsbetrieb entstehen. Präsident Wladimir Putin sprach sich am Montag dafür aus, zu diesem Zweck die beiden Rüstungsfabriken Ischmasch und Ischmech in der Stadt Ischewsk am Ural zusammenzulegen. Der neue Konzern soll unter dem Dach der russischen Staatsholding Rostechnologii entstehen.

In Ischewsk entwickelte Michail Kalaschnikow nach dem Zweiten Weltkrieg das erste Modell der AK-47, bis heute ein Exportschlager der russischen Rüstungsindustrie. Hergestellt wird das Gewehr von Ischmasch.

„Eine Fusion ist natürlich möglich“, sagte Putin im russischen Fernsehen. Das Ergebnis dieser Fusion müsse aber eine Verbesserung darstellen – „auf keinen Fall eine Verschlechterung“. Wie immer in solchen Fällen gebe es „viele soziale Fragen“ – diese müssten berücksichtigt werden. Allein bei Ischmasch arbeiten rund 5000 Menschen.

Kalaschnikow gibt seinen Namen

Der heute 93-jährige Kalaschnikow und 16 ehemalige Angestellte des Ischmasch-Werkes hatten Ende Oktober in einem offenen Brief an Putin den Niedergang der Fabrik beklagt. Vize-Regierungschef Dmitri Rogosin erklärte, Ischmasch und Ischmech hätten seit Jahren keinen Auftrag der Regierung mehr erhalten, da die Armee bereits ausreichend mit Schnellfeuergewehren ausgestattet sei. Er hatte die Zusammenlegung der beiden Werke zu einem „modernen Rüstungsbetrieb“ vorgeschlagen. Kalaschnikow habe bereits zugestimmt, seinen Namen dafür herzugeben.

Ziel sei eine moderne Fabrik, die Sportwaffen und Jagdgewehre herstelle, sagte Vize-Regierungschef Dmitri Rogosin. Die Lage von Ischmasch und Ischmech sei auch deswegen schwierig, weil das Verteidigungsministerium seit langem keine Waffen mehr bestellt habe. „Die Lager sind voll“, sagte Ex-Nato-Botschafter Rogosin bei einem Treffen mit Putin.

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13 Kommentare

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  • RB
    Rainer B.

    @Benz

     

    Na, da haben Sie ja selbst schon einige Argumente zusammengetragen, warum Ihre These vom pazifistischen Russland völlig abwegig und unhaltbar ist.

     

    Dennoch glauben Sie weiterhin daran, dass Russland pazifistisch ist. Nun, jeder kann glauben, was er will, aber über Glaubensfragen diskutiere ich grundsätzlich nicht. Deshalb sollten wir das hier jetzt besser beenden.

  • B
    Benz

    @Rainer

    Tschetschenien ist in RU, also kann es schon per Definition kein internationaler Angriffskrieg sein. Pazifismus ist eine gute Sache, aber man sollte nicht die Hände in den Schoss legen, wenn er mal nicht funktioniert. Wie hätte denn RU auf die ethnischen Säuberungen und die Massaker an 'Ungläubigen' reagieren sollen, nachdem alle Verhandlungen mit den tschetschenischen Islamisten gescheitert waren? Zusehen, wie weiter Frauen ohne Kopftuch vergewaltigt, Männer ohne Bart erschossen werden?

     

    @Hendrix

    Immer wenn man etwas konkretes von Ihnen nachfragt weichen Sie aus. Sie hatten gross angekündigt, über angebliches Missmanagment im Kalaschnikowwerk Bescheid zu wissen. Bei der blossen Ankündigung ist es bis jetzt geblieben.

    Da sieht man schön den Unterschied zwischen Propaganda und Fakten, den Zusammenprall der Propagandawelt mit der Realität.

  • H
    Hendrix

    Benz, wie immer wollen Sie zum nächsten Thema springen, wenn es eng wird. Ich aber nicht. Ich habe weiterhin keine Argumente für Ihre abstruse These gehört, Russland sei pazifistisch und würde abrüsten.

     

    Zum Thema Pazifismus hat Rainer B. das richtige gesagt. Vielleicht sollten Sie sich mal erkundigen, was Pazifismus überhaupt ist.

     

    Wieso RU angeblich abrüstet, obwohl es die Militärausgaben hochschraubt, konnten Sie immer noch nicht erklären. Immerhin haben Sie eingeräumt, dass es seit Jahren die Ausgaben erhöht, um seine veraltete Ausrüstung zu modernisieren. Das steht jedoch im Widerspruch zu Ihrer Aussage, die Nichtanschaffung neuer Kalaschnikows wäre ein Beleg für die russ. Abrüstung! Daraus leitet sich die Frage ab: Warum wohl hat die russ. Armee, die sonst überall eifrig erneuert, seit Jahren keine Kalaschnikows mehr bestellt? Denken Sie mal scharf nach, Benz. Die Antwort wird Sie dann langsam zum Zustand des Kalaschnikow-Werks bringen.

  • RB
    Rainer B.

    @Benz

     

    Haben Sie den 1. Tschetschenienkrieg schon vergessen? Am 11. Dez. 1994 gab Boris Jelzin den Angriffsbefehl.

     

    Aber Pazifismus bedeutet mehr als einen Verzicht auf Angriffskriege. Der kanadische Historiker Peter Brock schreibt dazu:

    "Pazifismus ist jene Bewegung, die in unserem Jahrhundert aufkam und die Befürwortung der persönlichen Nichtbeteiligung an jeder Art von Krieg oder gewaltsamer Revolution mit dem Bestreben verband, gewaltlose Wege für die Lösung von Konflikten zu finden."

     

    Nach den großen Weltkriegen haben sich die Großmächte im Schatten der atomaren Bedrohung weitgehend auf sogenannte 'Stellvertreterkriege' verlegt. Dazu werden kleinere Länder so lange mit Waffen vollgepumpt, bis es knallt. Russland hatte 2010 mit 6,6 Milliarden US$ ca. 23% Anteil am weltweiten Waffenexport. Das ist Platz 2 hinter den USA. Ein pazifistisches Land, dass gewaltlose Wege zur Lösung von Konflikten sucht, verhält sich nicht so.

  • B
    Benz

    @Hendrix

    Sie schweifen ab. Ich habe Ihnen lang und breit dargelegt, dass RU keine Kalaschnikows mehr bestellt und deshalb das Werk in Schwierigkeiten geraten ist. Ich glaube mich erinnern zu können, dass Sie angekündigt hatten etwas über angebliches Missmanagment berichten zu können. Da sollten Sie jetzt mal die Katze aus dem Sack lassen, ansonsten muss ich davon ausgehen, dass Sie wieder mal, wie so oft, nichts als leere Phrasen dreschten.

     

    @Rainer

    Aber natürlich ist RU pazifistisch. Oder können Sie mir einen Angriffskrieg nennen, den das Land in den letzten Jahren geführt hat? RUs letzter Angriffskrieg war in Afghanistan, von wo es 1989, vor bald einem Vierteljahrhundert, abzog. Und können Sie mir ein anderes Land nennen, das in den letzten Jahren mehr internationale Militärbasen als RU geschlossen hat? Das mehr Soldaten aus dem Ausland heimgeholt hat? Allein aus DE hat RU hunderttausende Soldaten abgezogen- während die Amis und sogar Briten immer noch da sind.

     

    Dass RU in den letzten 10 Jahren seine Militärausgaben erhöht hat, ist richtig, ebenso dass es rund eine Mio Soldaten hat. Aber selbst mit der Erhöhung des Wehretats ist er nur ca. gleich hoch wie derjenige DEs- obwohl DE dutzende Mal weniger Territorium und kürzere Grenzen hat. Und während die USA ihren Wehretat seit 1991 kontinuerlich erhöht haben, ist RU heute unter seinem Niveau von 1991.

  • H
    Hendrix

    Benz, so weit sind wir noch nicht. Ihre Ausführungen haben Ihre obskuren Thesen nicht gerade glaubhafter gemacht.

     

    In Ihren Einlassungen verwechseln Sie wieder einmal Veränderung mit Bestand. Erinnert mich an die Diskussion über Georgiens angeblichen wirtschaftlichen Abstieg, den Sie trotz riesiger Wachstumsraten mit der noch niedrigen Wirtschaftsleisung "begründeten".

    Dass Russlands Armee kleiner ist als die der USA und auch als 1991 ist zwar richtig. Wenn aber der Verteidigungshaushalt seit über 10 Jahren so deutlich steigt, spricht man gemeinhin von Aufrüstung, nicht von Abrüstung.

     

    Vor diesem Hintergrund, wie auch dem der Kriege in Tschetschnien und Georgien, von Pazifismus zu sprechen, ist absurd. Im übrigen gar nicht anzustreben; kein grosses Land kann sich Pazifismus leisten. Sollen sie sich Terroristen und irren Staaten schutzlos ausliefern? Also ist auch das ganze Gerede von Pazifismus und russ. Abrüstung Nonsens und damit wiederum dessen Begründung für Kalaschnikows Probleme.

     

    Wie auch im Fall Tschirikowa sollten wir erstmal diesen ersten Punkt klären. Solange Sie nicht von diesen wirren Thesen lassen brauchen wir uns nicht über Management zu unterhalten, zumal Wirtschaft ohnehin nicht gerade Ihre große Stärke ist.

  • RB
    Rainer B.

    @Benz

     

    Dass Russland dem Pazifismus und der Abrüstung verpflichtet ist, glauben Sie doch selbst nicht?!

     

    In Russland gibt es zZt. 1 Millionen Soldaten, für die 17 Millionen AK-47 eingelagert wurden. Das Werksgelände der Maschmech ist so riesig, dass einige Korrespondenten schon vermuteten, es würden dort Flugzeugträger und nicht Gewehre produziert.

     

    Bei den derzeitigen Problemen des Konzerns muss man wohl von einer geplanten Sanierungs-Pleite bei gleichzeitiger Expansion sprechen. Von Gerhard Schröder hat Putin ja mittlerweile gelernt, wie man Arbeiter abzieht und das ganze noch als 'sozial' verkauft.

  • RB
    Rainer B.

    @Benz

     

    Dass Russland dem Pazifismus und der Abrüstung verpflichtet ist, glauben Sie doch selbst nicht?!

     

    In Russland gibt es zZt. 1 Millionen Soldaten, für die 17 Millionen AK-47 eingelagert wurden. Das Werksgelände der Maschmech ist so riesig, dass einige Korrespondenten schon vermuteten, es würden dort Flugzeugträger und nicht Gewehre produziert.

     

    Bei den derzeitigen Problemen des Konzerns muss man wohl von einer geplanten Sanierungs-Pleite bei gleichzeitiger Expansion sprechen. Von seinem Sauna-Kumpel Gerhard Schröder hat Putin ja mittlerweile gelernt, wie man Arbeiter abzieht und das ganze noch als 'sozial' verkauft.

  • B
    Benz

    @Hendrix

    Dank der aktiven Militärpolitik Putins wird der russ. Verteidigungssektor endlich wieder anständig finanziert, die Besoldung der Soldaten steigt, neues Material wird eingekauft. Ihre Aussage, dass RUs Militärausgaben in den letzten 10 Jahren gestiegen sind, ist völlig richtig.

     

    Der russ. Pazifismus zeigt sich darin, dass RU (im Gegensatz etwa zu den USA) keine weltweiten Angriffskriege führt. Die Abrüstung zeigt sich darin, dass RU seit 1991 sein Militärpotential stärker als alle anderen Länder der Welt abgebaut hat. Auch mit den Steigerungen der Militärausgaben seit 2000 ist das russ. Militärpotential immer noch niedriger als 1991, und erst recht weitaus niedriger als dasjenige der USA. Die russ. Militärausgaben betragen gerade mal einen Zehntel derjenigen der USA, und sind ca. gleich hoch wie die deutschen, obwohl DE kürzere Grenzen, weniger Bevölkerung, weniger Territorium und nur friedliche, ungefährliche Nachbarn hat.

     

    Die bescheidenen russ. Militärausgaben flossen nicht in die Anschaffung von Kalaschnikows, von denen RU noch mehrere Millionen an Lager hat- das Werk bekam keine neuen Aufträge und ist daher in Schwierigkeiten.

     

    Sehen Sie? Jetzt sind Sie dran, sie hätten da Infos zu angeblichem Missmanagment im Kalaschnikowwerk. Ich bin ganz Ohr, schiessen Sie los.

  • H
    Hendrix

    Benz, bleiben Sie mal locker. Immer Schritt für Schritt. Zum Missmanagement von Kalaschnikow werde ich mich zum geeigneten Zeitpunkt gern äußern. Kommen wir aber erstmal zu Ihrer initialen Aussage zurück, Russlands Pazifismus und Abrüstung wären der Grund für die Krise des Werkes.

     

    Die Realität sieht aber so aus, dass RU seinen Verteidigungsetat seit 2000 mehr als vervierfacht hat, Tendenz steigend. Wie geht das mit Ihrer Aussage über Abrüstung zusammen unter der das arme Werk angeblich leidet?

  • B
    Benz

    @Hendrix

    Da muss ich Ihnen widersprechen. Laut der russ. Armee habe RU derzeit 17 Mio. Kalaschnikows an Lager, das deckt den Bedarf RUs auf Jahre hinaus. Deshalb bestellt RU nichts mehr- was dem Werk Umsatzeinbussen beschert. Der Export stockt, weil weltweit zahlreiche Kalaschnikow-Kopien ohne Lizenz hergestellt werden.

    Das sind die Fakten. Wenn Sie dagegen anrennen wollen, müssen Sie schon konkreter werden und nicht nur nebulös von Misswirtschaft sprechen. Was ist genau die Misswirtschaft, welche betriebswirtschaftlichen Entscheidungen des Werks haben angeblich den Umsatzeinbruch verursacht? Wie so oft muss ich Sie auch hier wieder ausdrücklich bitten, endlich mal konkret zu werden und nicht bloss Propagandaphrasen feilzubieten.

  • H
    Hendrix

    Die Krise des Werkes hat weit weniger mit angeblichem Pazifismus oder gar Abrüstung zu tun, Benz, sondern - wie überall in Russland - mit elementarer Misswirtschaft. Russland versucht seit Jahren den Rüstungsexport auszuweiten und auch der Rüstungshaushalt wird ständig erhöht. Ergebnisse: höchst bescheiden.

  • B
    Benz

    Die Kalaschnikow- eine Legende, eine der berühmtesten Marken der Welt. Auch aus sozialen Gründen, Sorge um die Angestellten des Werks, ist es richtig dass der Konzern fitgetrimmt wird.

     

    Wenn auch der Grund, warum das Werk in die Krise geraten ist, für sich eigentlich löblich ist: RU ist dem Pazifismus und der Abrüstung verpflichtet, weshalb die russ. Armee bei dem Werk schon lange nichts mehr bestellt hat.