Neuer Typ von Extremismus: „Querdenker“ mit Waffen
Seit fast einem Jahr beobachtet der Verfassungsschutz radikale Corona-Leugner. Einige von ihnen haben eine Waffenerlaubnis.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat mit dem Bereich „Verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates“ im April 2021 eine eigene Kategorie geschaffen, um die Szene von Corona-Leugnern besser im Blick zu haben. Es werden dabei zwar Schnittmengen zu Rechtsextremisten und Reichsbürgern beschrieben, aber es handele sich dennoch um einen neuen Typ von Extremismus, der mit Verschwörungsmythen arbeite und darauf abziele, das Vertrauen in die staatlichen Institutionen nachhaltig zu erschüttern.
Es gibt bisher keine offiziellen Angaben dazu, wie viele Personen dem neuen Phänomenbereich zugeordnet werden. Was die Zahl an Waffenerlaubnissen angeht, könne ebenso keine Aufschlüsselung nach Bundesländern vorgenommen werden, heißt es. Denn sonst könnten „Schlussfolgerungen über den Umfang sowie die Art und Weise des Informationsaustausches mit den zuständigen Landesbehörden“ gezogen werden.
„Die Sicherheitsbehörden müssen die Datengrundlage intensiv ausbauen, wachsam sein und entschlossen durchgreifen, wenn Extremisten Waffen haben“, fordert der Grünen-Bundestagsabgeordnete Marcel Emmerich, der die Anfrage an die Bundesregierung gestellt hatte. Er ist Obmann seiner Fraktion im Innenausschuss. „Querdenker wurden wie Reichsbürger viel zu lange verharmlost und dürfen keinen Zugang zu Waffen haben, weil sie ein Sicherheitsrisiko darstellen“, sagte Emmerich der taz. Das Radikalisierungspotential der Szene sei brandgefährlich und dürfe nicht unterschätzt werden.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei VW
Massiver Gewinneinbruch bei Volkswagen
VW-Vorstand droht mit Werksschließungen
Musterknabe der Unsozialen Marktwirtschaft
Verfassungsgericht entscheidet
Kein persönlicher Anspruch auf höheres Bafög
Kamala Harris’ „Abschlussplädoyer“
Ihr bestes Argument
Zu viel Methan in der Atmosphäre
Rätsel um gefährliches Klimagas gelöst
Nahostkonflikt in der Literatur
Literarischer Israel-Boykott