piwik no script img

Neuer Protest in HongkongZehntausende auf den Straßen

Es sind vor allem Schüler, Studenten und junge Menschen, die sich am friedlichen Protest beteiligen. Aus Angst vor Krawallen schließen viele Geschäfte früher.

Demonstranten nehmen an einem Marsch teil, der von einer prodemokratischen Gruppe organisiert wird – Hongkong am 17. August Foto: ap

Hongkong dpa/afp | Zehntausende Menschen sind zu einem neuen Protest-Wochenende auf die Straßen Hongkongs zurückgekehrt. Vor allem schwarz gekleidete junge Demonstranten beteiligten sich am Samstag an einem Protestmarsch, der zunächst friedlich blieb. Auch Familien mit Kinderwagen waren dabei.

Auch Tausende Lehrer zogen im Regen durch die Straßen und zeigten sich solidarisch mit den überwiegend jungen Demokratie-Aktivisten. Am Nachmittag versammelten sich weitere Demonstranten in den bei Touristen beliebten Hafenvierteln Hung Hom und To Kwa Wan. Gegen Abend, als sich der Marsch auflöste, versammelten sich einige Hundert vermummte Demonstranten vor einem Polizeirevier.

Zuvor hatten sich Tausende Demonstranten an einer ebenfalls friedlichen Kundgebung beteiligt. Im Verlauf des Wochenendes sind in der ehemaligen britischen Kolonie, die heute als Sonderverwaltungszone zu China gehört, weitere Proteste geplant. Befürchtet wird, dass es wieder zu Ausschreitungen kommt.

Allerdings unterstützen auch etliche Hongkonger die pekingtreue Regierung. In einem Park versammelten sich tausende regierungsnahe Demonstranten, um gegen die Demokratie-Aktivisten zu protestieren. Viele von ihnen schwenkten chinesische Flaggen.

Am Freitagabend hatten sich nach unabhängigen Schätzungen bereits mehr als 25.000 Menschen in der Innenstadt an einer Kundgebung beteiligt. Die Veranstalter selbst sprachen von mehr als 60.000 Menschen.

Aus Angst vor Krawallen schlossen am Samstag viele Geschäfte entlang der Route früher. Auch trugen einige der Demonstranten Gasmasken bei sich, die bei vorangegangen Protesten genutzt wurden, um sich vor dem Tränengas der Polizei zu schützen.

In der 7,5-Millionen-Einwohner-Stadt geht ein Teil der Bevölkerung seit mehr als zwei Monaten immer wieder auf die Straße. Auf dem bisherigen Höhepunkt der Protestbewegung waren es etwa zwei Millionen Menschen. Zu einem Marsch am Sonntag hoffen die Veranstalter vom Bündnis Civil Human Rights Front wieder auf Hunderttausende Teilnehmer.

Angst vor gewaltsamem Einschreiten

Hongkong gehört seit dem Abzug der Briten 1997 zu China. Eigentlich hat es bis 2047 noch umfangreiche Sonderrechte wie Presse-, Versammlungs- und Meinungsfreiheit garantiert. Die Demonstranten werfen der prochinesischen Stadtregierung unter Regierungschefin Carrie Lam aber vor, diese Rechte auf Druck aus Peking immer weiter einzuschränken. Inzwischen wächst international die Sorge, dass China gewaltsam eingreifen könnte.

Die Bewegung wird von der jüngeren Generation getragen. Bei den Kundgebungen sind die meisten Teilnehmer jünger als 30 Jahre alt. Derzeit sind in Hongkong noch Schul- und Semesterferien. Erziehungsminister Kevin Yeung Yun warnte aber jetzt schon davor, den Protest in die Schulen zu tragen. Auf Facebook schrieb er, es gebe andere Orte als Klassenzimmer, um seine Meinung kundzutun.

Am Freitagabend hatten sich nach unabhängigen Schätzungen bereits mehr als 25.000 Menschen in der Innenstadt an einer Kundgebung beteiligt. Die Veranstalter selbst sprachen von mehr als 60.000 Menschen. Die Polizei hielt sich zurück. Mehrere Redner forderten Staaten wie die USA und Großbritannien auf, Hongkong im Kampf für demokratische Grundrechte nicht allein zu lassen.

Bei der Veranstaltung wurde auch eine Videobotschaft des Demokratie-Aktivisten Ray Wong gezeigt, der in Deutschland lebt. Er forderte vom Westen ebenfalls mehr Druck auf Peking. „Falls sich die chinesische Regierung Hongkong ohne jegliche Konsequenzen einverleiben darf, würde dies andere autoritäre Regime ermutigen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Nicht zehntausende gingen heute in Hongkong auf die Strasse, sondern hunderttausende. Aber nicht gegen die Regierung Hongkong, sondern gegen Gewalt, für die Souveranität Chinas, gegen ausländische Einmischung.



    Nach Angaben des Veranstalters 476 000 Teilnehmer.

    • 0G
      06678 (Profil gelöscht)
      @Blauer Apfel:

      Sie haben diese Information von China Daily, wo behauptet wird, dass auf dem Gelände des Tamar Park eine Gegendemonstration mit über 400 000 Teilnehmern stattfand. Dieser Park hat aber nur eine Fläche, die für höchstens 17000 Menschen Platz bietet, zusätzlich sind bei CD videos gepostet, bei denen Menschen singen und klatschen und der dabei entstehende Lärm entspricht eher dem Lärm von ein paar hundert Teilnehmern, als ein paar hunderttausend. Zusätzlich sieht man Fotos auf denen höchstens ein paar tausend Menschen zusehen sind, weiterhin spricht CD von weltweiten massiven Protesten gegen die Demonstranten in HK. Es ist traurig, dass es auch in Deutschland Menschen gibt die sich mit den Methoden solidarisieren, die bei solchen Dingen benutzt werden.

    • 0G
      06678 (Profil gelöscht)
      @Blauer Apfel:

      Aha ? Bitte geben Sie einen Presselink oder da das gegen taz-Statuten verstößt einen Quellenverweis, wenn auch indirekt, Bilder u.ä., ausser eines Reporterportraits von der ARD ohne Bilder ihrer angeblichen Massen habe ich nichts gefunden, dort war lediglich von einer Pro-Peking Demo die Rede, wie viele es waren scheint ungewiss. Danke

      • @06678 (Profil gelöscht):

        Auf Englisch haben die China Daily und Global Times entsprechende Berichte, natürlich eine Vielzahl chinesische Medien.



        Auch in westlichen Ländern gingen diese Wochenende Chinesen für ein friedliches Hongkong auf die Strasse, u.a. in Hamburg und Berlin.

  • 0G
    06678 (Profil gelöscht)

    Keep strong HK