Neuer PR-Berater für SPD-Parteichef: Siggis schwarze Socke
Ein Ex-Christdemokrat soll Sigmar Gabriel wieder in die Erfolgsspur bringen. Thomas Hüser wurde ausgerechnet von Bodo Hombach empfohlen.
Hüser soll mithelfen, die SPD wieder in die Erfolgsspur zu bringen. Eine Herkulesaufgabe: In den Umfragen dümpelt die Partei konstant zwischen 23 und 25 Prozent, liegt damit also noch unter ihrem schlechten Ergebnis bei der vergangenen Bundestagswahl. Auch die persönlichen Werte für Gabriel sind ein Desaster.
Dass sich der SPD-Chef ausgerechnet Hüser als Berater auserkoren hat, überrascht auf den ersten Blick. Denn bis vor kurzem war der gebürtige Gladbecker noch Mitglied der CDU. „Gabriel wird beim nächsten Mal wieder 20 plus x einfahren“, schrieb er im Dezember 2014 auf Facebook. „Und das ist gut so.“
Eine Empfehlung von Bodo Hombach soll Hüser den Weg an Gabriels Seite geebnet haben. Der einstige Kanzleramtsminister, berühmt und berüchtigt als rechtssozialdemokratischer Strippenzieher, ist ein Duzfreund Hüsers, der zum Vorstandsstab der von Hombach aufgebauten Brost-Stiftung der WAZ-Erben gehört.
Mit Blick auf seine Beratertätigkeit ist Hüser im Mai aus der CDU ausgetreten, „der guten Ordnung halber“. Inhaltliche Gründe für seinen Austritt sind nicht bekannt. Der SPD empfiehlt er Altbekanntes: Sie müsse „die gelähmte Mitte aktivieren“. Die Sozialdemokraten sollten „neuen Sinn stiften, die Zukunft anpacken, neue Visionen für Deutschlands Zukunft entwickeln“, heißt es in seinem am Montag veröffentlichten Gastkommentar in der Welt. Konkret schlägt er Steuersenkungen vor. Selbstverständlich hält Hüser nichts von Rot-Rot-Grün, der zurzeit einzig denkbaren Alternative zur Großen Koalition.
Warum holt sich Gabriel ausgerechnet einen konservativen Phrasendrescher? Dafür gibt es nur eine logische Erklärung: Die Personalie deutet darauf hin, dass er jegliche Hoffnung auf einen Regierungswechsel nach der Bundestagswahl 2017 aufgegeben und sich mit der Rolle des Juniorpartners arrangiert hat.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin