Neuer Name für Deutsch-Russisches Museum: Hier weht nur noch die Ukrainefahne
Das Deutsch-Russische Museum heißt nur noch Museum Karlshorst. Es verurteilt den russischen Angriffskrieg, aber Russland irritiert das nicht.
Der Protest kam nicht, als im April das Museum in einem Statement auf seiner Website „den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Russischen Föderation gegen die souveräne Ukraine“ verurteilte. Und es blieb still, als das Museum in den Folgemonaten ukrainischen Museen half, ihre Bestände vor Kriegszerstörungen zu bewahren, und ukrainische Praktikantinnen aufnahm.
Das Museum Karlshorst, wie es jetzt also heißt, ist der Ort, an dem in der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 die deutsche Wehrmacht die bedingungslose Kapitulation unterzeichnete und damit der Zweite Weltkrieg für Europa zu Ende ging. In den Folgejahren zog die Sowjetische Militäradministration ins Gebäude, es gab bereits Ausstellungsräume.
Leihgaben aus Russland
Beispielsweise Mobiliar, an dem 1945 die Kapitulationsurkunde unterzeichnet und an die Alliierten übergeben wurde. Oder ein in den 1960er Jahren von sowjetischen Künstlern erstelltes Diorama, das die Erstürmung des Reichstages nachstellt.
Diese und weitere Exponate gehören eigentlich dem Zentralen Museum der Streitkräfte der Russischen Föderation in Moskau, das sie 1994 dem Karlshorster Museum als Dauerleihgabe übergab.
Und hat Russland die Ausstellungsstücke von dem kritischen Museum zurückgefordert? Direktor Jörg Morré schüttelt den Kopf. „Es gibt für Russland ja keinen Grund, sich vom Ort des Sieges zurückzuziehen.“
Multinationale Diskussion um neue Ausstellungen
Das Museum wird von einem Verein getragen, in dem nicht nur Museen aus Russland, Belarus und der Ukraine Mitglied sind, sondern auch die Ministerien für Äußeres, Verteidigung und Kultur aus Russland und Deutschland.
So wurde es 1994 festgelegt, als die russischen Streitkräfte aus Deutschland abzogen. Diese Behörden kamen bis zur Pandemie einmal pro Jahr in Karlshorst zusammen, um den Vorstand zu entlasten und über neue Ausstellungen zu beraten. „Seitdem läuft das im Umlaufverfahren“, sagt Morré, und das lief in Kriegszeiten unproblematisch.
Debatten gab es eher vor fünf Jahren, als das Museum eine Ausstellung zur Stationierung der sowjetischen Streitkräfte in der DDR plante. Morré: „Da kamen von russischer Seite Fragen auf, ob wir ihren Müll ausstellen oder Probleme des Miteinanders mit der Nachbarschaft von Kasernen zeigen wollten. Aber die Bedenken konnten wir ausräumen.“
Proteste von Nachbarn
Während russische Behörden zur Umbenennung des Museums und zu dessen Kritik am russischen Angriffskrieg schweigen, sind es einzelne Nachbarn, die dagegen protestieren. Morré zeigt der taz eine Gedenktafel, vor der Nachbarn seitdem regelmäßig Kerzen, Blumen und Tannengrün ablegen.
„Die Heldentaten der sowjetischen Soldaten im Kampf gegen den Faschismus werden in den Herzen der heutigen und zukünftigen Generationen lebendig bleiben“, steht auf der Tafel. „Das ist eine Form des Protestes von Anwohnern, die sich auch im Besucherbuch findet“, sagt der Direktor.
Von Besuchern, die nicht unterscheiden zwischen der Befreiung Deutschlands durch die sowjetische Armee und dem jetzigen russischen Angriffskrieg auf die Ukraine.
Morré: „So nach dem Motto: Wenn das Museum das Andenken der russischen Soldaten nicht ehren will, dann müssen wir das eben selbst tun.“ Eine Dialogform, die sich eigentlich jedes Museum wünschen würde, auch wenn es, wie in diesem Fall, die Kritik der Nachbarn nicht teilt.
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