Neuer Exoplanet Kepler 452b: Im Dunkel der Unendlichkeit

Kepler 452b kreist um eine Sonne, die mit unserer vergleichbar ist. Das nährt menschliche Ur-Fantasien – wäre die Reise nur nicht so weit.

Eine Darstellung von Kepler 452b

So könnte er aussehen, Kepler 452b. Foto: reuters/Nasa/Ames/JPL-Caltech/T.Pyle/Handout

In Mitteleuropa haben wir zwischen Mai und Oktober den besten Blick auf die „neue Erde“. Genau genommen ist es kein sonderlich guter Blick, weil „der ältere Cousin“ unserer Erde im Sternbild Schwan runde 1.400 Lichtjahre entfernt und damit faktisch unsichtbar ist. Immerhin ist der US-Weltraumbehörde nun der Nachweis gelungen, dass es ihn gibt.

Das Weltraumteleskop Kepler entdeckte im Orbit eines Sterns namens Kepler den Exoplaneten Kepler 452b. Nähere Erkenntnisse sollen demnächst im Fachblatt Astronomical Journal veröffentlicht werden, aber schon am Donnerstag verkündete die Nasa erste Details.

Entdeckt wurde Kepler 452b, weil die entsprechenden Teleskope auf Sonnen gerichtet sind und deren Lichtschwankungen Rückschlüsse auf Planeten erlauben, die um diese Sonne kreisen. Kepler 452b bewegt sich in 385 Tagen um eine Sonne, die geringfügig größer und heller und älter, ansonsten aber mit unserem eigenen Gestirn durchaus vergleichbar ist. Das macht Kepler 452b interessanter als alle anderen der mehr als 1.000 „Zwillinge der Erde“, die bisher entdeckt wurden. Knapp 5.000 weitere Kandidaten harren der nähren Untersuchung.

Der Planet selbst ist etwa 60 Prozent größer als die Erde. Man nimmt an, dass er eine felsige Oberfläche und eine Atmosphäre aufweist, deren Konsistenz ein Rätsel ist. Vermutet werden eine starke Bewölkung und starke vulkanische Tätigkeiten. Weil Kepler 452b sich aber in theoretisch „bewohnbarem“ Abstand von seiner Sonne bewegt und auf ein stolzes Alter von insgesamt sechs Milliarden Jahre zurückblickt, kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich auf ihm Leben entwickelt hat. Im Gegensatz zu beispielsweise einem anderen Planeten in einer Entfernung von „nur“ 63 Lichtjahren, auf den ein Regen aus geschmolzenem Glas niedergeht.

Kepler 452b dagegen nährt die menschliche Ur-Fantasie, „nicht allein“ zu sein im Dunkel der Unendlichkeit. Erst im Februar hatte der Astrophysiker Stephen Hawking die Kolonisierung anderer Planeten als einzige „Lebensversicherung“ für unsere Spezies bezeichnet. Angesichts der Zahlen stellt sich aber schnell Ernüchterung ein. Aus 1.400 Lichtjahren betrachtet, liegt das römische Reich in den letzten Zügen und schickt sich gerade ein gewisser Mohammed an, Arabien zu erobern.

Selbst das derzeit schnellste Fahrzeug, die Sonde Voyager 1 mit fast 50.000 Stundenkilometern, wäre bis zu Kepler 452b runde 25 Millionen Jahre unterwegs. Gute Aussichten für eine eventuelle Zivilisation vor Ort, von unerwünschtem Besuch durch den Menschen noch ein Weilchen unbehelligt zu bleiben.

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