Neuer CDU-Chef Friedrich Merz: Ironie der Geschichte

Friedrich Merz ist an der Spitze der CDU angekommen. Kann ausgerechnet er die Partei einen? Die Chance besteht – wenn er sich klug anstellt.

Friedrich Merz ballt die Fäuste und wird dabei von einer Person mit dem Handy für die Social-Media-Kanäle aufgenommen

Doch noch nach oben durchgeboxt: Friedrich Merz führt künftig die CDU Foto: Michael Kappeler/ dpa

Für Friedrich Merz ist seine Wahl zum CDU-Chef ein später Triumph. Der Sauerländer ist an der Spitze seiner Partei angekommen, wo er sich schon immer sah. Gewählt nicht knapp, wie seine Vorgänger:innen, sondern mit satter, fast 95 prozentiger Zustimmung. Ob er jemals Kanzler werden kann, sein eigentliches Ziel, oder auch nur Kanzlerkandidat der Union – das ist weiter offen. Möglicherweise bleibt er auch ein Vorsitzender des Übergangs. Aber seine Chancen für mehr sind am Samstag deutlich gestiegen. Zumindest, wenn er mit seinem Triumph klug umzugehen weiß.

Natürlich bedeutet das Wahlergebnis nicht, dass plötzlich alle Parteitagsdelegierten zum Wirtschaftsflügel übergelaufen oder echte Fans eines gesellschaftpolitischen Konservatismus à la Merz geworden sind. Viele sahen sich schlicht an das Ergebnis der Mitgliederbefragung gebunden – und eine Alternative gab es auch nicht mehr. Zudem hätte angesichts der verheerenden Lage der CDU ein weiteres Zeichen der Zerstrittenheit die Partei weiter in Richtung Abgrund gestoßen – für jene, die es gut meinen mit der CDU, war Geschlossenheit, also Zustimmung, die einzig mögliche Wahl.

Und dennoch: Auch die, die in der Partei eher auf der anderen Seite als Merz stehen, scheinen bereit, ihm eine echte Chance zu geben. Seine An­hän­ge­r:in­nen waren dazu bei seinen Vor­gän­ge­r:in­nen nicht bereit. Ein Teil von ihnen hat in den sozialen Netzwerken bereits Triumphgeheul angestimmt und Merz aufgefordert, jetzt parteiintern durchzuregieren. Wenn er das tut, wird er scheitern. Merz ist klug genug, um das zu wissen. Aber er hat eben auch dieses große Ego, was ihn anfällig macht.

Meint Merz es mit der parteiinternen Versöhnung ernst, wird seine größte Herausforderung möglicherweise sein, die eigenen An­hän­ge­r:in­nen im Zaum zu halten. Gelingt ihm das, hätte ausgerechnet Merz, der Polarisierer und Spalter, die Chance, die Partei zu einen. Was die Grundlage für einen Wiederaufstieg ist. Und eine Ironie der Geschichte wäre.

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Jahrgang 1966, Politikwissenschaftlerin und Journalistin. Seit 1998 bei der taz - in der Berlin-Redaktion, im Inland, in der Chefredaktion, jetzt als innenpolitische Korrespondentin. Inhaltliche Schwerpunkte: Union und Kanzleramt, Rechtspopulismus und die AfD, Islamismus, Terrorismus und Innere Sicherheit, Migration und Flüchtlingspolitik.

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