Neue RBB-Sendung „Abendshow“: Das ist nett. Zu nett
Das RBB-Fernsehen soll „kantiger“ werden, wünscht sich Intendantin Schlesinger. Das würde auch der neuen Sendung „Abendshow“ guttun.
![Das Team der RBB-Abendshow mit Flughafenchef Lütke Daldrup Das Team der RBB-Abendshow mit Flughafenchef Lütke Daldrup](https://taz.de/picture/2251079/14/0753.jpeg)
Das schwierigste Moment ist der kurz nach dem Einspieler. Es geht um einen Dealer aus einem arabischen Clan im Drogentaxi. Bislang ist in der ersten Sendung der „RBB-Abendshow“ alles recht glatt gelaufen, manchmal war’s sogar richtig lustig. Das Publikum wirkt heiter hier im provisorischen Studio im nicht fertigwerden Flughafen BER.
Aber nun soll der erste ernste Beitrag starten. Das Publikum klatscht, weil man eben nach Einspielern klatscht. Aber irgendwie kommt das ein wenig zu fröhlich daher und zu versöhnlich. Es ist ein Klatschen, das klingt, als würde das Publikum in Moment des Applauses darüber nachdenken, ob das überhaupt ein guter Moment ist fürs Klatschen.
Es ist Donnerstagabend, und schon vor Beginn der Liveshow, beim Sekt und bei den komplizierten Schnittchen, lag irres Flirren in der Luft. Die Einschaltquoten sollen höher werden als sonst um diese Zeit beim RBB. Es lastet ein immenser Erwartungsdruck auf dieser Sendung. Die neue Intendantin Patrizia Schlesinger möchte, dass der Sender ein wenig „kantiger“ wird, etwas frischer und frecher. Die „Abendshow“ ist das Kernstück ihrer Programmreform.
Man hat als Produzent Friedrich Küppersbusch ins Boot geholt, lange nach einer Ausrichtung gesucht, viel in die Auswahl glaubwürdiger Moderatoren und schicker Studiogestaltung investiert. Nun ist es endlich so weit.
Man kann nicht sagen, dass der Abend peinlich ist, dass zu viele Pannen passieren oder zu wenig gelacht wird. Das Problem ist nur: Die Sendung möchte sowohl satirisch sein als auch ernst. Sie will aktuelle Desaster wie das BER-Flughafendebakel und Tegel aufs Korn nehmen, aber auch neue Probleme in der Stadt ausgraben, für die es zunächst nicht so leicht ist, die Schuldigen zu finden. Sie will auf zwei Klaviaturen gleichzeitig spielen, was an diesem Donnerstagabend, in der ersten Sendung, nur wenig gelingt.
Man merkt das an noch einem weiteren Beispiel: Gast der Sendung ist neben einem Drogenfahnder Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup. Das Publikum ist gefragt, und eine Dame mit kurzem grauen Haar spricht einfach mal von ihrer „Wut“. Moderatorin Britta Steffenhagen, die mit ihrer schlampigen Berliner Art grundsätzlich okay geht, grinst nur breit.
Und anstatt die berechtigte Wut der Dame aufzunehmen und beispielsweise die Steuergelder zu nennen, die am BER täglich verbrannt werden oder ein bisschen patzig zu werden, wendet sie sich von der Dame ab und fällt kurz darauf dem Flughafenchef um den Hals. Und dann faltet sie auch noch Papierflieger mit ihm. Das ist einfach zu lieb.
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