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Neue Musik aus BerlinMit Nachhall

Chikiss ist zurück: Auf „Between Time And Laziness“ verwebt die belarussischen Musikerin Wave, Synth, und Folk. Eine vielseitige Platte, die Trost spendet.

Musikalisch vielseitig: Die Musikerin und Produzentin Chikiss Foto: Epiq Sty

S phärisch und melancholisch, eingängig und eindrücklich klingen die Synthesizerflächen, die sich auf „Between Time And Laziness“, dem neuen Album von Chikiss, den Weg in die Gehörgänge bahnen. Zum Beispiel im fünften Track, der den englischen Titel „Train Schedule“ trägt, aber auf Russisch gesungen wird.

Die Künstlerin hat dazu eine Songskizze des russischen Wave-Trios Arm Author genommen und daraus ein trauriges, sehnsüchtiges Wave-Stück gemacht. Die Lyrics des Songs sind zwar zeitlos, lassen sich allerdings ohne Weiteres auf die Situation in Belarus und Russland beziehen, in dem Stück von Arm Author heißt es: „Noch zehn Minuten/ Ich bin verhaftet/ Es gibt Platz für Träume/ ein Zugfahrplan“.

Chikiss heißt bürgerlich Galina Ozeran, sie wurde 1982 in der belarussischen Stadt Wizebsk geboren (damals Sowjetunion), lebte zwischenzeitlich in St. Petersburg und nun seit bereits 10 Jahren in Berlin.

Das Album

Chikiss: „Between Time And Laziness“ (Bureau B/Indigo)

Ihr neues Album, koproduziert vom finnischen Multiinstrumentalisten Jaakko Eino Kalevi, beschäftigt sich unter anderem mit der düsteren Sowjetvergangenheit, musikalisch besticht es mit Vielseitigkeit: „DKN“ kommt mit jazzig-swingendem Rhythmus daher, „Evil Sky“ klingt nach kühler zeitgenössicher Elektronik, „Nevesta“ und der Titeltrack sind mit den spacigen Synthesizern musikalisch vom Krautrock/Kosmischer Musik beeinflusst, manchmal schwingt Folk/Schlager mit („Into The Void“). Ein Werk mit Nachhall, das Trost spendet in schwierigen politischen Zeiten.

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Jens Uthoff
Redakteur
ist Redakteur im Ressort wochentaz. Er schreibt vor allem über Musik, Literatur und Gesellschaftsthemen.
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