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Neue Musik aus BerlinLobgesang auf Latein

Bach schrieb mit seinem „Magnificat“ einen Adventsklassiker. Der RIAS Kammerchor und die Akademie für Alte Musik haben das Werk neu eingespielt.

Der RIAS Kammerchor in der Parochialkirche Foto: Fabian Schellhorn

W eihnachtszeit ist für viele Menschen immer noch Festzeit. Inklusive Feierlichkeit. Und der zugehörigen Musik. Zu der gehört neben „Last Christmas“ von Wham und Paul McCartneys „Wonderful Christmastime“ ebenfalls das Weihnachtsprogramm von Johann Sebastian Bach, angeführt von seinem „Weihnachtsoratorium“. Neben dieser sehr deutschen musikalischen Feier des Christfests gibt es aber auch ein etwas weniger bekanntes Werk auf Latein, das „Magnificat“.

Bach schrieb diesen Lobgesang auf den Herrn 1723, mutmaßlich für die Adventszeit, denn der Text, mit dem Maria sich für die Geburt des Jesuleins dankbar zeigt, wird zur Weihnachtsliturgie gerechnet. Das Lateinische, ähnlich wie bei Bachs h-Moll-Messe, hat sofort einen anderen Effekt, wirkt irgendwie noch geschmeidiger als seine deutschen Vertonungen.

Der RIAS Kammerchor und die Akademie für Alte Musik Berlin haben das Werk unter Chorleiter Justin Doyle in einer elegant-schlanken Interpretation eingespielt. Bachs Musik stellen sie das „Utrecht Te Deum“ von Georg Friedrich Händel gegenüber. Bachs Zeitgenosse verstand sich ebenfalls auf prachtvollen Ensembleklang.

Das Album

J. S. Bach: „Weihnachts-Magnificat“ (harmonia mundi); RIAS Kammerchor Berlin & Akademie für Alte Müsik Berlin, Justin Doyle

Anders als das Cover suggeriert, entstand die transparente Aufnahme aber nicht in der Berliner Philharmonie, sondern in der Jesus-Christus-Kirche. Um den saisonalen Zweck auf Anhieb erkennbar zu machen, heißt das Magnificat hier „Weihnachts-Magnificat“. Ein klein wenig Deutsch kommt darin übrigens doch vor: Der erste Choral ist „Vom Himmel hoch“.

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Kulturredakteur
Jahrgang 1971, arbeitet in der Kulturredaktion der taz. Boehme studierte Philosophie in Hamburg, New York, Frankfurt und Düsseldorf. Sein Buch „Ethik und Genießen. Kant und Lacan“ erschien 2005.
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