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Neue Musik aus BerlinMit sehr feinem Pinsel

Der Pianist Nuron Mukumi widmet sich den Werken des englischen Komponisten und Klaviervirtuosen York Bowen. Mukumis Spielweise ist eine Entdeckung.

Vertiefte sich in York Bowens Kompositionen: Nuron Mukumi Foto: Mike Meyer

D er englische Komponist und Pianist York Bowen war mal berühmt. Am Anfang seiner Karriere nannte ihn der Kollege Camille Saint-Saëns einen der besten Vertreter seiner Generation. Von Bowen, der auch als Klaviervirtuose anerkannt war, stammt zudem die erste Plattenaufnahme von Beethovens Klavierkonzert Nr. 4, entstanden 1925. Mit gerade einmal 25 Jahren erhielt er eine Professur an der Royal Academy of Music in London. Heute kennt ihn kaum jemand. Warum?

Zunächst einmal schrieb Bowen eine Musik, die sich von den Entwicklungen des 20. Jahrhunderts eher unbeeindruckt zeigte. Auf Tonarten und Harmonien wollte er nicht verzichten, stilistisch entfernte er sich nicht groß von der Spätromantik. Und gegenüber fortschrittlicheren Zeitgenossen gab er sich wenig diplomatisch. Deren Werke waren für ihn „Ergüsse ohne jeden Sinn für Tonart, Melodie oder Form“. Toleranz geht anders.

Doch stehen die Zeichen für Bowen derzeit gut. Die Avantgarde ist vorbei, Tonalität wieder erlaubt. Ein feinsinniges Porträt kommt jetzt vom jungen Pianisten Nuron Mukumi. Im Berliner Teldex Studio spielte er Klaviermusik von Bowen ein, darunter die wunderbaren „24 Preludes in all Major and Minor Keys“ aus dem Jahr 1938.

Das Album

Nuron Mukumi: „Portraits of Bowen“ (Prospero)

Stilistisch erinnern sie teils an den Impressionismus Debussys, dennoch gibt es für Bowens Handschrift keine klar umrissene Schublade. Mukumi beherrscht die mit sehr feinem Pinsel gezeichneten Miniaturen meisterhaft, brilliert in technisch heftigen wie in stillen, lyrischen Passagen: Entdeckung!

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Kulturredakteur
Jahrgang 1971, arbeitet in der Kulturredaktion der taz. Boehme studierte Philosophie in Hamburg, New York, Frankfurt und Düsseldorf. Sein Buch „Ethik und Genießen. Kant und Lacan“ erschien 2005.
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