Neue Musik aus Berlin: Unterwelten, Unterwasser
Elektro-Experiment mit Krautrockhauch und Ambient-Wirbel: Das Splitter Orchester legt drei Stücke vor, das längste hat sage und schreibe 68 Minuten.
B ei der Antwort auf die Frage, ob es so etwas wie eine spezifische Berliner Klangästhetik gibt, sollte das 2010 gegründete Splitter Orchester unbedingt bedacht werden. Das über 20-köpfige Ensemble spielt auf seinen Konzerten und mittlerweile vier Veröffentlichungen eine disparate, elektronische und dräuende Musik. Das Splitter Orchester ist durchaus romantisch, auch wenn eventuell nicht alle Mitspieler das als Kompliment auffassen werden.
Bei „splitter musik“ handelt es sich um das erste Album ausschließlich mit Eigenmaterial, um drei CDs mit jeweils einem, wie gehabt, ungemütlichen und faszinierenden Stück von sage und schreibe 40 bis 68 Minuten Spielzeit. In dem informativen und liebevoll bebilderten Booklet vergleicht der Musikwissenschaftler Patrick Klingenschmitt das Splitter Orchester mit einem Oktopus.
Wasser wird noch eine Rolle spielen, aber vorher geht es in den Überbau der Unterwelt: „Vortex“, Stück Nummer eins, ist in der Kuppelhalle des silent green, dem ehemaligem Krematorium Wedding, entstanden. In den Ambient-Wirbel mischt sich ein Knarren wie von Türen, Schritte führen in Räume hinein. Zum Ende hin ertönt ein pfiffiger Dialog, aus dem sich ein letztes Crescendo entwickelt.
Splitter Orchester: „Splitter Musik“ (Hyperdelia); Live: 07. Juli, 15 Uhr, Paretzer Field Music, Neben der Gärtnerei Caromatisch, Paretz-Hofer-Str. 48, 14669 Ketzin
„Imagine Splitter“ ist das erstaunlich organische, krautrockige Resultat eines coronabedingten Kettenbriefs. Für „PAS“, das Kürzel steht für den Petersburg Art Space in Moabit, spielten die Splitter an einer Seite der Spree, das Publikum stand an der anderen. Über den Fluss werfen sich Drones, Donner und Trommelwirbel, sie unterbrechen die trügerische Routine eines Sommertags.
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