Neue Musik aus Berlin: Musik für Unschlüssige
Auf „Under the Sun“ verdichtet Maya Shenfeld Oboe und Blockflöte mit elektronischen Klängen. Und erweitert dabei ihre besondere Art der Drone-Musik.
E s gibt Drone-Musik, und es gibt Drone-Musik. Was die in Berlin lebende israelische Komponistin Maya Shenfeld auf ihrem aktuellen Album „Under the Sun“ bietet, fällt in die zweite Kategorie. Die zu bestimmen wäre als Arbeiten mit ausgedehnten Frequenzen, ohne den großen Brumm zum Fetisch zu machen oder als fluffiges Flächenspiel im Hintergrund schwingen zu lassen.
Maya Shenfeld, die zunächst in Jerusalem klassische Gitarre studierte, bevor sie zum Kompositionsstudium an die UdK nach Berlin ging, arbeitet viel mit elektronischen Klängen. Diese setzt sie in einer Weise ein, die, auch wenn sie gern liegende Töne verwendet, sich in sich selbst stets verändern, so als würde ihre Farbe allmählich stärker zu leuchten beginnen. Aufdringlich wirkt das nicht, bei ihr insistieren die Instrumente, neben den elektronischen sind das in diesem Fall Oboe, Blockflöte und einmal auch ein Jugendchor, auf eine höflich einnehmende Weise.
![](https://taz.de/picture/6814164/14/Shenfield-Under-the-Sun-1.jpeg)
Maya Shenfeld: „Under the Sun“ (Thrill Jockey); Live am 23. 2. im Silent Green
„Under the Sun“, das seinen Titel einem Bibelzitat entlehnt („Es gibt nichts Neues unter der Sonne“), klingt dabei weniger optimistisch als nachdenklich-skeptisch. Im erstem Stück, „A Guide for the Perplexed“, spielt Shenfeld auf das Hauptwerk des mittelalterlichen Philosophen Maimonides an, das Buch „Führer der Unschlüssigen“, mit fast statischen Gesten, die trotzdem voll innerer Bewegung sind.
Musik, die etwas selbstverständlich Selbstbewusstes hat. Shenfeld übertrifft damit ihr schon sehr bemerkenswertes Debütalbum „In Free Fall“ von 2022 noch einmal.
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